Dortmund. „Haben viel richtig gemacht“: Vor 17 Jahren gründete Thomas Raphael die Dortmunder Bergmann-Brauerei. Bald ist Zeit für die nächste Generation.
Die Bergmann-Brauerei ist ständig in Bewegung. Seit 2007 ist die Geschichte der „neuen alten“ Dortmunder Brauerei geprägt von neuen Projekten und mutigen Ideen. „Naja, mutig... Das wurde mir oft unterstellt“, meint Brauereigründer Thomas Raphael. „Aber so mutig bin ich nicht.“ Was denn dann? Fokussiert, meint er. „Wir haben unseren Fokus nur auf Bier ausgerichtet. Ich habe immer gesagt: Wir brauen Bier und verkaufen es. Sonst nichts. Alles andere lassen wir weg.“ Deshalb gibt‘s in der Stehbierhalle, am Phoenix-See, am Kiosk und im Haus Rodenberg nur Getränke – sonst nichts. „Ich wollte nie Gastronom sein. Das hätte uns vom Bierbrauen abgelenkt.“ Stattdessen sorgen Foodtrucks fürs Essen.
Die Philosophie der Bergmann-Brauerei war von Anfang anders als die anderer Neugründungen: „Wir haben das ja nebenbei gemacht. Mein Geschäftsführungspartner Herbert Prigge und ich wollten kein Geld investieren. Zeit ja – aber kein Geld.“ Schon die erste Brauerei im Hafen haben die beiden mit Genussscheinen finanziert, also mit Aktien-ähnlichen Anteilen, über die sich 40 Interessierte in die Brauerei einkaufen konnten. Auch die Brauerei auf Phoenix ist nur gemietet. Außerdem haben die beiden ihre Jobs nie aufgegeben: Prigge arbeitet bis heute als Unternehmensberater, Mikrobiologe Raphael ist selbstständig in der Lebensmittelentsorgung.
Würdige Nachfolger für die Bergmann-Brauerei gefunden
Aber es gab in der knapp 20-jährigen Bergmann-Historie auch Fehlschläge. Keine großen – aber hier und da holt sich jeder mal eine blutige Nase. Zum Beispiel habe er eine 50er-Jahre-Tankstelle bespielen wollen, sagt Raphael. Daraus wurde nichts. Auch eine zweite Brauerei am Tankweg im Hafen scheiterte. „Aber es kann nicht alles klappen. Ich bin dann sehr frustriert, ziehe mich zurück und mache monatelang nichts mehr“, schildert der Brauerei-Chef. „Ich gehe unglaublich euphorisch an neue Sachen ran. Aber wenn eine Idee in sich zusammenfällt, frustriert mich das. Ich glaube nicht, dass ich die Energie dafür heute noch aufbringen könnte.“
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Thomas Raphael ist 67 Jahre alt. Auch sein Kompagnon Herbert Prigge ist im besten Rentenalter. Würdige Nachfolger haben sie schon gefunden – obwohl es noch etwas dauert, bis sie sich komplett aus der Geschäftsführung zurückziehen. „2027 vielleicht, meint der Brauer. „Es ist Zeit, dass die junge Generation übernimmt.“ Felix Moritz (32) ist seit zwei Jahren Geschäftsführer fürs Operative, und Thomas Raphaels Sohn Carlo (32) ist Projektleiter.
Bergmann-Gründer Thomas Raphael: „Muss damit leben, das einiges anders wird
Hat er Angst, dass nach der Übergabe alles anders wird? „Nein, Angst nicht“, meint er. „Ich habe zwar eine sehr genaue Vorstellung von unserer Marke. Aber ich muss damit leben, das einiges anders wird.“ Loslassen könne er, da ist er sich sicher. „Aber ich fänd es schön, wenn die Marke Bestand hätte.“ Die neue Generation werde sicher viele Dinge ändern. Was genau, das weiß er nicht. Oder will er es nur nicht verraten? Wie gesagt – die Geschichte der Dortmunder Bergmann-Brauerei ist geprägt von neuen Projekten und mutigen Ideen. „Aber wir haben schon Vieles richtig gemacht.“