Dortmund. Fast drei Tage lang war eine Patientin vermisst, gefunden wurde sie im Krankenhaus selbst. Das Klinikum Dortmund beantwortet offene Fragen.

Ein Vermisstenfall in Dortmund sorgte für viel Aufsehen: Freitagsmittags (18.10.) verschwand eine 81-Jährige von ihrer Station im Klinikum Nord. Erst nach dem Wochenende wurde sie dort in hilfloser Lage in einem ungenutzten Warteraum aufgefunden. Wie konnte die Frau trotz großangelegter Suche von Personal, Sicherheitsdienst und Polizei so lange unentdeckt bleiben? Wie konnte sie überhaupt innerhalb des Krankenhauses verloren gehen?

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Dortmunder Klinikum beantwortet Fragen zu vermisster Seniorin

„Leider lässt es sich aus verschiedenen Gründen nicht gewährleisten, alle Patientinnen oder Patienten rund um die Uhr im Blick zu behalten“, sagt Susanne Riese, Sprecherin des Klinikums Nord auf Anfrage dieser Redaktion. Bei verwirrten Menschen oder Demenzerkrankten werde aber darauf geachtet, dass sie die Station nur in Begleitung von Familienangehörigen verlassen und zu Untersuchungen in anderen Gebäudeteilen stets von Personal begleitet werden.

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Ein großes Restrisiko bleibe jedoch: „Allein aus Sicherheitsgründen ist es nicht möglich, die Türen der Zimmer oder Stationen fest zu verschließen“, so Riese. Zudem müssten alle Maßnahmen mit dem Grundgesetz und weiteren gesetzlichen Regelungen vereinbar sein: „Da das Klinikum Dortmund nicht über eine Psychiatrie verfügt, gibt es keinen sogenannten ‚geschützten Bereiche‘ (geschlossene Station). Fixierungen im Bett, die nur in bestimmten Fällen und für begrenzte Zeit rechtlich möglich sind, lehnt das Haus bei gehfähigen und mobilen Patienten aus medizinischen und ethisch-moralischen Gründen ab.“

Das heißt: grundsätzlich können sich also alle Patienten frei im Haus bewegen. „Es ist daher auch zukünftig nicht ausgeschlossen, dass desorientierte Personen sich innerhalb der Klinik verlaufen oder diese verlassen“, erklärt die Sprecherin.

Eigentlich sollen Demenzpatienten ihre Station im Klinikum Dortmund nur in Begleitung verlassen. Das ist jedoch kaum zu gewährleisten. (Symbolbild)
Eigentlich sollen Demenzpatienten ihre Station im Klinikum Dortmund nur in Begleitung verlassen. Das ist jedoch kaum zu gewährleisten. (Symbolbild) © dpa-tmn | Tom Weller

Diese Konsequenzen zieht das Klinikum Nord aus dem Vorfall

„Eine komplette Kontrolle des gesamten Hauses ist aufgrund der Größe und baulichen Komplexität sehr schwierig“, sagt Sprecherin Riese. Deshalb wolle das Klinikum Dortmund die Gebäudepläne nun für eine gezieltere Suche nach vermissten Patienten überarbeiten und Abläufe für Suchaktionen neu festlegen. Bei der Suche nach der 81-Jährigen sei nämlich „der hintere, abgetrennte Teil des ungenutzten Wartebereichs leider übersehen worden“, so die Klinik-Sprecherin.

Unklar sei allerdings, wann genau die Seniorin in den Warteraum ging, wo sie stürzte und schlussendlich aufgefunden wurde. Womöglich habe die Frau ihren Aufenthaltsort im Gebäude während der Suchmaßnahmen noch gewechselt. Die Türen des Warteraums hätten sich jedenfalls jederzeit von innen und außen öffnen lassen.

Klinikum Dortmund will „Demenzsensibles Krankenhaus“ werden

Für desorientierte Menschen mit sogenannten „Hinlauftendenzen“ wäre laut Klinikum eigentlich eine 1:1-Betreuung nötig, um ihren Aufenthaltsort zuverlässig zu kontrollieren. Dr. Nina Günther, Oberärztin der Klinik für Geriatrie am Klinikum Dortmund, erklärt dazu: „Wir arbeiten im Klinikum seit Längerem daran, akutstationäre Aufenthalte für Menschen mit Demenzerkrankungen sicherer, aber auch fürsorglicher zu gestalten. Der Vorfall verdeutlicht einmal mehr, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Wir arbeiten am Aufbau eines ‚Demenzsensiblen Krankenhauses‘ mit einem Pflegeexpertenteam ‚Delir und Demenz‘ im ersten Schritt. Expertin Ann-Christin Möhring, die am 1. Oktober 2024 begonnen hat, wird sich insbesondere um Patientinnen/Patienten kümmern, die unter akuten oder chronischen Orientierungsstörungen leiden.“

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