Bei dem bunten Treiben vergessen viele Zuschauer am Zug, welcher Aufwand dahinter steckt: Kreativität, Planung, Organisation, Kosten, Arbeit und nicht zuletzt das Beachten viele Vorschriften. So braucht jedes Fahrzeug und jeder Wagen seit 2024 eine Betriebserlaubnis, um am Rosenmontagszug teilzunehmen. Jeder Aufleger der Wagen benötigt zudem eine zusätzliche Bremsanlage sowie eine Begutachtung durch den TÜV, um die Sicherheit aller Närrinnen und Narren zu gewährleisten.
Bottroper Karnevalsvereine zuversichtlich und voller Vorfreude
Das mag auf den ersten Blick wie eine Herausforderung klingen. Die Bottroper Karnevalsgesellschaften nehmen dies aber gelassen. Die Boyer Narren zum Beispiel nehmen den gleichen Wagen wie im letzten Jahr, dieser entspräche allen Voraussetzungen und müsste nur noch an das diesjährige Sessions-Thema „Wilder Westen“ angepasst werden. Der Umbau des Wagens ist geplant nach der „Wild Wild Weibersitzung“, am 27. Februar in der Aula Welheim.
Auch die KG Batenbrock sieht in den Vorschriften keine Bedrohung. Die Karnevalsgesellschaft stellt dieses Jahr statt dem Stadt-Prinzenpaar erstmals in Bottrop ein Dreigestirn. „Ganz nach Kölner Vorbild haben wir dieses Jahr Prinz, Bauer und Jungfrau“ erklärt die Vorsitzende Birgit Semjutha. Die Rollen werden von drei Mitgliedern der KG Batenbrock besetzt. Die haben Übung: In der Vergangenheit waren sie bereits Stadtprinzen.
Passend zum Dreigestirn leiht sich die KG Batenbrock einen Wagen in Burgoptik von den Oberhausener Karnevalisten. „Der Betriebserlass liegt somit beim Vermieter“. Für einen eigenen Wagen fehlt den Batenbrockern schlicht der Raum: Um einen Wagen unterzustellen und auf- und umzubauen, benötigt es vor allem Platz, und dieser sei gar nicht so leicht zu finden.
Da kann die KG13 von Glück sprechen, dass sie über Generationen mit dem Bautreff Pawella verbunden ist. Nicht nur können die Wagen dort auf- und umgebaut werden, auch stehen LKWs zur Verfügung, welche am Rosenmontag genutzt werden können. Dadurch ist es der Karnevalsgesellschaft möglich, jedes Jahr ihre Wagen passend zu dem Thema der Session umzubauen. Dieses Jahr wird es einen Wagen zur Lokalpolitik, rund um die Verkehrssituation, und einen Repräsentationswagen des Vereins geben.
KG 13 Bottrop beginnt schon vor dem 11. November mit der Wagenbau-Planung
Die Planung für den Neubau läuft seit Monaten. Schon vor dem 11. November, dem Start in die Session, beginnen die Mitglieder mit der Suche nach einem Thema und der Umsetzung. Von da an treffen sie sich jeden Mittwoch, mit kurzer Weihnachtspause, um im Dezember mit dem Bau loszulegen. „Natürlich bedeutet der Wagenbau Arbeit. Es ist aber auch mit Geselligkeit verbunden, wir führen nette Gespräche und manchmal grillen wir oder bestellen Pizza“, berichtet Lorenz Kerwer, Mitglied der KG13.
„Teile des Gerüstes stammen von einem alten Strommast.“
Als Gerüst für die Wagen wird jedes Jahr ein Stahlgerüst wiederverwendet. „Die Wiederverwertung ist nachhaltig. Teile des Gerüsts stammen zum Beispiel von einem alten Strommast“, erklärt Jan Pawella. 15 der 83 Ratsherren bauen darauf die Verkleidung aus Holz und Farbe.
Dieses Jahr wird allein der Umbau des Wagens 500 Euro kosten. „Durch Pawella können wir uns top organisieren, das ist beim Wagenbau nicht selbstverständlich.“ In den Vorjahren wurden auch schon größere Projekte angegangen. Da sei es auch schnell möglich, bei den Kosten für den Bau im vierstelligem Bereich zu landen.
Doch nicht nur die Errichtung des Wagens kostet die Karnevalsgesellschaften etwas. Ebenso die Sicherheitsunternehmen: An jeder Achse des Wagens muss ein Sicherheits-Mitarbeiter mitlaufen. Die KG13 zahlt für ihre 14 Securities 1000 Euro an das Unternehmen.
Kamelle und Kuscheltieren zum Werfen alleine kosten 2500 Euro
Und was wäre Karneval ohne das Wurfmaterial? Mit 3,6 Kubikmetern an Süßigkeiten, kleinen Spielzeugen und Kuscheltieren zu einem Preis von 2500 Euro versorgt sich die KG13. Dazu kommen dann auch noch die Anmeldung der Fußgruppen und Fahrzeuge. Mit zwei Fahrzeugen und einer Fußgruppe muss die Gesellschaft 120 Euro an das Festkomitee zahlen. So hat allein die KG13 Gesamtkosten für den Rosenmontagszug von bis zu 5000 Euro.
„Aufgrund der hohen Kosten bedauert man es wirklich sehr, dass die Zugstrecke immer kürzer wird“, kommentiert Lorenz Kerwer. Auch die KG Batenbrock findet es schade, dass man mit dem großen Aufwand nur eine so kurze Strecke befährt: „Total schade. Besonders, weil es sich an manchen Stellen sicher knubbeln wird.“
Neben den schön geschmückten Wagen und den Fußgruppen am Rosenmontag spielt laut Birgit Semjutha das Wetter eine Hauptrolle: „Bei zu schlechten Witterungsverhältnissen musste der Zug schon mal abgesagt werden. Wir hoffen also, dass das Wetter so mitspielt, dass der Zug stattfinden kann.“
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