Bottrop. Premiere für den Bottroper Karneval: Statt eines Prinzenpaars übernimmt ein Dreigestirn die jecke Regentschaft. Die Drei sind keine Unbekannten.
Traditionell präsentiert das Festkomitee Bottroper Karneval Mitte November das neue Stadtprinzenpaar für die Session. Aber in diesem Jahr gibt es kein Stadtprinzenpaar. Weil die KG Grün-Weiße Funken, die das Paar turnusmäßig stellen sollte, erst relativ spät abgesagt habe, sei keine andere Karnevalsgesellschaft in der Lage gewesen, kurzfristig einzuspringen.
Aber zum Glück für den Bottroper Karneval gibt es ja noch die KG Batenbrock, die eine andere Lösung vorschlagen konnte und nach rheinischem Vorbild ein Dreigestirn „aus dem närrischen Hut“ zauberte. Das bekannteste Beispiel für diese Repräsentanten des Karnevals ist das Kölner Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau, traditionell immer von Männern gestellt.
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Bottroper Dreigestirn: „Tolle Lösung, um miteinander Karneval zu feiern“
So ist auch das Bottroper Dreigestirn aufgestellt, das am Samstagabend in der Aula Welheim vorgestellt wurde, ausdrücklich nicht proklamiert wie ein Prinzenpaar. Der ursprüngliche Plan habe nicht funktioniert, bekannte Frank Feser als Präsident des Festkomitees, „aber die KG Batenbrock hat mich aus einer komischen Situation herausgeholt und wir haben eine tolle Lösung gefunden, um miteinander Karneval zu feiern“.
Die drei Karnevalisten sind keine unbekannten Gesichter im Bottroper Karneval. Der 41-jährige Prinz Tobias I. (Schostek) war bereits in der Session 2021/22 Stadtprinz und ging als „Coronaprinz“ in die Geschichte ein, da er pandemiebedingt nur einen Bruchteil einer „normalen“ Session erleben durfte und vielleicht in dieser Session etwas nachholen kann.
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Auch Bauer Calvin I. (Horns) hat noch Nachholbedarf. In seiner Amtszeit als Stadtkinderprinz 2018/19 fiel der Rosenmontagszug als Sessionshöhepunkt dem damaligen Unwetter zum Opfer. Dieses Highlight will der inzwischen 17-Jährige endlich aktiv miterleben. Die „Jungfrau Barbara“, hinter deren Zöpfen sich Christoph Schliwka verbirgt, war schon in der Session 2019/20 als Christoph I. Karnevalsprinz. Den Namen Barbara als Schutzheilige der Bergleute hat Schliwka ausgewählt, um die Verbundenheit mit dem Bergbau in Bottrop zu zeigen. Der 50-Jährige wirkt seit Jahren bei der Batenbrocker Statt-Wache mit, auf der Bühne tanzt er diesmal allerdings nicht in Uniform, sondern im ungewohnten Rock.
Eigentlich war die Dreigestirn-Idee nur für die eigene Sitzung in Batenbrock entstanden, eben weil kein Prinzenpaar vorhanden war. „Wir mussten etwas machen, wenn man nichts macht, geht viel Brauchtum verloren“, sagt ihre „Lieblichkeit“ Christoph, der auch noch Präsident der KG ist: „Jammern hilft uns nicht weiter. Wir wollen das Brauchtum pflegen, die Menschen merken, wenn man Spaß an der Sache hat.“
Nun wird das Dreigestirn auch bei den öffentlichen Veranstaltungen des Festkomitees zur Verfügung stehen, beim Prinzenwiegen, Tresorknacken, Straßenkarneval und Rathaussturm, nach zeitlicher Möglichkeit auch bei anderen Veranstaltungen
Begleitet wird das Dreigestirn von der Statt-Wache und der Garde der KG Batenbrock, die in diesem Jahr den Bottroper Karneval fest in den Händen hält, schließlich ist sogar der einzige Prinz der Stadt, Daniel I. von den Plattdütschen, Mitglied der KG Batenbrock. Das kann man zwar mal betonen, aber nicht allzu wichtig nehmen, meint die 1. Vorsitzende Birgit Semjutha: „Egal wer, Hauptsache wir haben alle Spaß.“
Auch die Adjutanten Simone (Radlewski) und Benni (Horns) sind erfahren in Sachen königliche Betreuung .
„Nächstes Jahr gibt es wieder ein Prinzenpaar“
Bevor das Dreigestirn in Welheim auftrat mussten noch die Prinzenpaare der letzten Session geehrt werden. Besonderen Applaus gab es für das Kinderprinzenpaar Jonas II. und Nele I., das sich emotional mit dem Lied „Komet“ verabschiedete. Das Stadtprinzenpaar Heiko II. und Melanie I. bedankte sich für eine aufregende Session mit viel Spaß bei der Verwirklichung ihres Traumes. Da auch kein neues Kinderprinzenpaar gefunden werden konnte, wurden beiden Paaren die Insignien abgenommen und diesmal nicht weitergegeben, sondern „eingemottet“, wobei Feser versprach: „Nächstes Jahr gibt es wieder ein Prinzenpaar“.
Das Dreigestirn marschierte zusammen mit vielen Prinzen und Prinzen der vergangenen Jahre ein und füllte mit starker Präsenz die Bühne. Für Prinz Tobias ist „das Entscheidende am Karneval, dass er verbindet“. Ihre Lieblichkeit Barbara schminkte sich noch die Lippen nach, um beim „Bützen“ mit Frank Feser auch deutliche Spuren zu hinterlassen.
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Nach den gewohnten Ordensverleihungen an alle, die entweder noch keinen Orden hatten, noch einen wollten oder haben mussten, konnte man sich wieder dem Bühnenprogramm mit Prinzen-, Garde- und Showtänzen, dem „Thekentratsch“ mit dem Comedy-Duo Kerstin Sierp und Heike Becker und den rockigen Sounds der Karnevalsmusiker „Drömmelköppe“ zum Mitsingen und Tanzen zuwenden.