Bottrop. Die Gewerkschaft Verdi hat im öffentlichen Dienst zum Streik aufgerufen. Wie viele Leute gestreikt haben, wo man es spürte und was Verdi fordert.

Viele Reden, schrillende Trillerpfeifen, jede Menge Beifall – rund 350 städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem öffentlichen Dienst sind am Donnerstag, 6. Februar, dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Gewerkschaft Komba gefolgt und einen Tag lang in den Warnstreik getreten.

Betroffen waren neben städtischen Kindertagesstätten, in denen 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streikten, und städtischen Anlaufstellen, wie der Wohngeldstelle, die geschlossen bleiben musste, auch der Bottroper Sportbereich. Die Dieter-Renz-Halle, die Sporthalle Kirchhellen sowie das Hallenbad in Welheim bleiben am Donnerstag geschlossen. Alle anderen Sportstätten bleiben regulär geöffnet. Betroffen waren jedoch auch die Beratungs- und Kundencenter der Sparkasse Bottrop.

Noch mehr Streik-Einschränkungen dürften die Bottroperinnen und Bottroper hingegen beim städtischen Entsorger Best spüren. Dort wird der Warnstreik sogar zwei Tage lang Auswirkungen haben. Sowohl am Donnerstag als auch am Freitag (7. Februar) werden die Best-Müllabfuhr, die Straßenreinigung und der Containerdienst ersatzlos entfallen. Auch der Recyclinghof am Donnerberg bleibt an beiden Tagen ganztägig geschlossen. Für nicht geleerte Tonnen wird es weder ein Nachfahren noch andere Ersatzmaßnahmen geben, kündigt der Entsorger in einer Pressemitteilung an. „Wir bitten diesbezüglich um Verständnis.“

Wieso Angestellte der Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung in den Streik treten

Richtig finden das Sascha Buchzik und Sascha Steinert, Angestellte des Bottroper Entsorgers. Sie beteiligten sich am Warnstreik und der damit einhergehenden Kundgebung auf dem Ernst-Wilczok-Platz vor dem Rathaus. Zuvor waren die Streikenden vom Sitz des Entsorgers auf der Mozartstraße bis zum historischen Rathausplatz in der Innenstadt gezogen.

„Wir wollen heute gemeinsam ein Zeichen setzen, um dem Arbeitgeber zu zeigen, was für eine wichtige Arbeit wir täglich leisten“, erklärt Buchzik. Namensvetter Sascha Steinert ergänzt: „Wir sind bei Wind und Wetter draußen und haben einen harten Job.“ Das, so finden die Arbeitnehmer, muss anerkannt werden – auch mit einer Lohnerhöhung, denn: „Das Leben wird immer teurer“.

Sascha Buchzik (l.) und Sascha Steinert (r.) vom Entsorger Best

„Wir wollen heute gemeinsam ein Zeichen setzen, um dem Arbeitgeber zu zeigen, was für eine wichtige Arbeit wir täglich leisten.“

Sascha Buchzik (l.) und Sascha Steinert (r.)
Angestellte bei der Best

Was die Gewerkschaft Verdi auch für Bottrops Angestellte im öffentlichen Dienst fordert

Das hatte Deutschlands zweitgrößte Gewerkschaft Verdi bereits vorab für die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst gefordert. Der Warnstreik war nun eine Reaktion auf die erste Gesprächsrunde, bei der Mitte Januar kein Kompromiss gefunden werden konnte. Die Forderung der Gewerkschaft bleibt jedoch klar, wie Marlene Seckler, Gewerkschaftssekretärin von Verdi, während der Kundgebung klar macht: Acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro im Monat, soll gezahlt werden. Auch Praktikanten und Auszubildende sollen profitieren. Für sie verlangt Verdi 200 Euro mehr.

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Für die Auszubildenden soll zudem eine unbefristete Übernahme garantiert werden. „Ich bin der Meinung, das sind gute Forderungen“, kommentiert Seckler, die wie die anderen Rednerinnen und Redner von der Ladefläche eines Lkws aus zu ihren Mitgliedern spricht. „Wir fordern nun Lösungen.“ Die Vertreter auf der anderen Seite des Tisches weisen laut Gewerkschaft jedoch auf schwierige Haushaltslage hin.

Dass die laufenden Forderungen besonders für die Jugend wichtig sind, findet Jason Tolkmit, der als Gewerkschaftssekretär stellvertretend für die Berufseinsteiger und jungen Menschen auftritt. Er findet: „Wir müssen uns mit einem schnell fortschreitenden demografischen Wandel beschäftigen. Um dem damit einhergehenden Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, müssen wir attraktive Löhne zahlen und die besten Arbeitsbedingungen schaffen.“

Benedikt Schild und Jason Tolkmit (verdi Gewerkschaftssekretär) beim Warnstreik Streik Verdi Bottrop 06.02.2025 // öffentlicher Dienst Rathaus Bottrop Ernst-Wilczok-Platz 
Benedikt Schild von der Sparkasse Bottrop und Jason Tolkmit, Verdi Gewerkschaftssekretär, am Rande der Kundgebung auf dem Rathausplatz. Sie unterstreichen, wie wichtig die Gewerkschafts-Forderungen sind. © WAZ | Nolin Wischermann

Auch deshalb geht es Verdi nicht nur um eine Gehaltssteigerung, sondern auch um mehr Freizeit. Ein Lösungsansatz ist das sogenannte „Meine-Zeit-Konto“, das Verdi vorschlägt. Vereinfacht sollen die rund 2.5 Millionen betroffenen Beschäftigten damit über ein Arbeitszeitkonto verfügen, bei dem sie selbst entscheiden können, ob geleistete Mehrarbeit ausgezahlt wird oder auf das Konto gutgeschrieben wird, mit dem Mitarbeiter dann freie Tage, eine geringere Wochenarbeitszeit oder sogar eine längere Auszeit nehmen können.

Gewerkschafter: „Es kann nicht sein, dass wir keine Angebote kriegen.“

Wie relevant gerade diese Themen sind, weiß auch Benedikt Schild, Personalratsvorsitzender der Bottroper Sparkasse, wie er in einem Gespräch mit der Redaktion am Rande der Kundgebung deutlich macht. „Wir brauchen mehr Flexibilität, um den Arbeitgeber attraktiv zu halten. Da wäre das Mein-Zeit-Konto eine gute Lösung.“ Die drei weiteren von Verdi geforderten Urlaubstage könnten nach seiner Einschätzung für „mehr Entlastungen“ sorgen. Natürlich sei aber auch das Finanzielle wichtig, gerade die Lohnsteigerungen von mindeste 350 Euro für niedrigere Lohngruppen. Diese, so Schild, würden steigende Preise besonders merken.

Nun erhofft sich die Gewerkschaft eine Reaktion der Vertreter von Bund und Kommunen. Die nächsten Tarifverhandlungen sind bereits angekündigt. Die zweite Runde findet am 17. und 18. Februar statt, eine dritte Runde ist vom 14. bis zum 16. März geplant. Je nach Verlauf der Gespräche könnten dann weitere Streiks angekündigt werden, denn, wie Schild findet: „Es kann nicht sein, dass wir keine Angebote kriegen.“