Bottrop. Nichterscheinen trotz Reservierung im Restaurant kann in Bottrop Geld kosten. Das Beispiel Schmücker Hof - und was der Gaststättenverband sagt.

Reservierungen gehören zur Gastronomie dazu. Wer sich sicher sein will, dass er in seinem Lieblingsrestaurant auch einen Tisch zur gewünschten Uhrzeit bekommt oder eine Feier in größerer Runde plant, der reserviert dort online oder per Telefon schon im Vorhinein. Doch immer häufiger kommt es dabei zum sogenannten „No Show“-Phänomen.

Tage vorher reserviert, scheinen die gebuchten Tische dann bei einigen auf einmal vergessen, das Interesse an dem Restaurantbesuch ohne vorherige Absage nicht mehr vorhanden oder die angesagte Feierrunde plötzlich empfindlich dezimiert.

Gebühren bei Nicht-Auftauchen: Diesen Weg geht der Schmücker Hof

Um dem Nicht-Auftauchen entgegenzuwirken und Einnahmeausfall zu kompensieren, setzen einige Gastronomen auf Strafgebühren für diejenigen, die ihre Reservierung nicht wahrnehmen. Auf dem Schmücker Hof in Kirchhellen werden jetzt sogar Gebühren fällig, wenn bei einer Feier die zuvor angesagte Personenanzahl nicht erscheint.

„Wir behalten uns das Recht vor, bei großen Bestellungen auch die Zahl der nicht erschienenen Gäste in Rechnung zu stellen“, sagt Alexandra Schmücker. Sie führt auf dem Familienbetrieb in Overhagen die Hofküche.

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Neben dem legendären Frühstücksbüfett und dem Mittagessen serviert die Hofküche auch einen Sonntagsbrunch, in der Spargelsaison von April bis Juni ein Mittagsbuffet sowie mittwochs und freitags auch Abendessen à la Carte. Für diese Angebote bittet die Hofküche um verbindliche Reservierung und verweist darauf auch in der schriftlichen Reservierungsbestätigung.

„Jeder in der Gastronomie weiß, dass Gäste auch mal krank werden können“, sagt Alexandra Schmücker. Aber wenn bei größeren Bestellungen ohne Absage etwa statt 30 nur 24 Gäste auftauchen, kann sie Zahlungen auch für die ausgebliebenen Gäste verlangen und tut das zuweilen auch. „Das gibt dann Gemecker. Aber ich rechne den Gästen dann vor, wieviel zusätzliche Bestellungen ich hätte annehmen können, wenn ich einfach früh genug eine Absage bekommen hätte.“

Deshalb setzt sie die „No show“-Gebühr mit Augenmaß ein und appelliert lieber an die Gäste, mindestens einen Tag zuvor die Bestellung abzusagen oder zu reduzieren. „Natürlich wollen wir, dass unsere Gäste ihren Besuch bei uns genießen. Aber Reservierungen rechtzeitig anzupassen, ist auch eine Frage der Wertschätzung der Kunden für die Gastronomen.“

„Wenn ein Gastronom nur 20 Tische hat und drei reservierte Tische bleiben davon leer, ist das ein erheblicher Verlust“

„Das ist inzwischen wirklich ein großes Problem geworden“, bestätigt Thorsten Hellwig, Pressesprecher der Dehoga NRW. Er beobachtet das „No Show“ Verhalten der Gastrobesucher immer häufiger und sieht darin vor allem aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein großes Problem für die Gastronomen. „Eine Reservierung bedeutet, dass man mit den Gästen rechnet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Gastronomen kalkulieren eben mit dem Umsatz durch die Reservierung“, sagt er.

Die Betriebe planen im Vorhinein anhand der Reservierungen für einen Abend, wie viel Personal, welche und wie viele Waren für den jeweiligen Abend gebraucht würden. Auch die Haltbarkeit gekaufter und ungenutzter Lebensmittel spiele dabei dann eine große Rolle, alles zum wirtschaftlichen Nachteil der Gastronomen.

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Besonders schwer treffe das Nicht-Auftauchen kleinere Betriebe, die nur wenige Tische anbieten. „Wenn ein Gastronom nur 20 Tische hat und drei reservierte Tische bleiben davon leer, ist das ein erheblicher Verlust.“ Auch Gastronomiebetrieben, die eher abgelegen sind und primär durch gezielte, reservierte Besuche angesteuert werden, mache die „No Show“ und das Ausbleiben der Kunden große Probleme, weil diese Betriebe die Tische dann auch nur selten an spontan vorbeikommende Gäste vergeben können.

Die meisten Gastronomen wollen auch weiterhin auf Gebühren verzichten - vorerst

Gastronomen, die wie der Schmücker Hof nun auf Gebühren setzen, verstehe er gut. Dennoch glaubt Thorsten Hellwig, dass die meisten Gastronomen auch weiterhin lieber auf eine Auseinandersetzung mit den Gästen verzichten wollen.

„Rechtlich können sie es. Wenn man das offen kommuniziert und das rechtlich passt, ist das kein Problem. Die Frage ist aber eher, ob man das als Gastronom will und nicht, ob man es darf“, denkt er. „Kein Gastronom will gerne irgendwelche Gebühren erheben, sondern einfach seine Gäste bewirten. Wenn es aber wirtschaftlich nicht mehr anders geht und immer schwerer wird, ist das für einige nicht mehr anders machbar.“

Er merke jedoch auch, dass die Sensibilität für das Problem steige und damit auch die Bereitschaft von immer mehr Gastronomen, früher oder später über Gebühren nachzudenken.