Bottrop. In der Auferstehungskirche an der Beckstraße plant die evangelische Gemeinde den Ausbau der Kita. Was sonst noch dort entstehen soll.

Erst kürzlich wurde die Auferstehungskirche an der Beckstraße entwidmet, das heißt für den Gottesdienst geschlossen. Das heißt aber nicht, dass sich Kirche aus dem Ortsteil weiter zurückzieht. Im Gegenteil. So will die evangelische Gemeinde das Gotteshaus nicht nur mit neuer Funktion erhalten, sondern setzt dabei auf einen großzügigen Umbau mit Erweiterung.

Die wird nicht alleine die dort bereits bestehende Kindertagesstätte als Kernaufgabe betreffen. Vielmehr soll nach den bereits in der Endphase befindlichen Plänen ein komplettes Familienzentrum entstehen. „Wir ziehen uns als evangelische Kirche nicht aus der Fläche zurück, sondern setzen andere Akzente“, sagt Pfarrer Dieter Naumann. Er ist zugleich Vorsitzender des Presbyteriums, dem Entscheidungsgremium der evangelischen Gemeinde, die seit einigen Jahren Gesamt-Bottrop umfasst.

Der Kirchenbau bleibt samt Turm erhalten, wird innen nur vollkommen umgebaut

So bleibt nicht nur das verklinkerte Kirchenschiff auf dem weiten Grüngelände erhalten. Auch der Turm bleibt im Dorf. „Übrigens mit einem der schönsten Geläute in Bottrop, alles Bronzeglocken“, betont Dieter Naumann. Nur läuten werden sie nicht mehr so häufig wie früher. „Die komplette Kirche wird innen völlig umgebaut“, sagt Stefanie Reich, Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten und OGS.

Stefanie Reich (Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten und OGS) und Pfarrer Dieter Naumann, Vorsitzender des Presbyteriums in der Auferstehungskirche, die bereits teilweise für Kitazwecke genutzt wird. Der Innenraum wird komplett umgestaltet. Nur das große Buntglasfenster über dem Altar bleibt erhalten.
Stefanie Reich (Fachbereichsleiterin Kindertagesstätten und OGS) und Pfarrer Dieter Naumann, Vorsitzender des Presbyteriums in der Auferstehungskirche, die bereits teilweise für Kitazwecke genutzt wird. Der Innenraum wird komplett umgestaltet. Nur das große Buntglasfenster über dem Altar bleibt erhalten. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Eine Zwischendecke werde eigezogen, Fenster in den unteren Mauerbereich zur Beckstraße hin eingelassen. Denn sonst gäbe es nur im oberen Bereich Tageslicht durch die umlaufenden Fensterbänder oder das künstlerisch wertvolle wie markante Rundfenster von Peter Grund aus dem Jahr 1962 über dem heutigen Altarraum.

Das bleibt übrigens erhalten in seiner prächtigen Farbigkeit. „Im neuen Erdgeschoss aber entstehen Therapie- und Funktionsräume, auch Möglichkeiten zur Elternarbeit“, erläutert Stefanie Reich das neue Raumkonzept. Im Untergeschoss bleibt auch nach den neuen Plänen weiter eine Heimat für die OT Batenbrock. Unterm Dach entstehen beispielsweise Büros.

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Für die neue Kita werde hinter der Kirche, wo bereits jetzt Gruppen untergebracht sind, ein neuer Anbau errichtet, so die Fachbereichsleiterin in der Geschäftsführung der Gemeinde. „Wir planen zunächst zwei Gruppen für unter Dreijährige und zwei Ü3-Gruppen für insgesamt etwa 70 Kinder und damit eine Verdoppelung der Plätze“, so Reich. Damit werde die Beckstraße zu den größeren Einrichtungen in Bottrop zählen, die außerdem für Inklusion stehe, die Arbeit mit Kindern mit und ohne Handicap, sagt Stefanie Reich.

Neu- und Umbau geschieht auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit

Bereits jetzt wird die Kirche schon teilweise von den Kita-Kindern genutzt. So ist der Turnraum mit seinen Geräten im hinteren Teil des Kirchenschiffs untergebracht, der Kita-Schlafraum unter der Orgelempore in der bereits früher umgestalteten Kirche. Jetzt soll ein zukunftsfähiger umfassender Um- und Erweiterungsbau folgen, der nicht nur den Bedürfnissen für Familien im Stadtteil Rechnung trägt, sondern vom Architekturbüro Ryvola auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geplant wird. „Nachwachsende Rohstoffe wie Holz werden eine große Rolle spielen“, sagt die Kita-Fachbereichsleiterin.

Längerfristig betrachtet werde die Beckstraße so etwas wie ein familienfreundliches Zentrum werden, wagen Stefanie Reich und Dieter Naumann den Blick in die Zukunft. Denn wie die Stadt plant, solle künftig im Schulgebäude gegenüber ein Standort der Nikolaus-Groß-Grundschule eröffnet werden. Deren Hauptstandort am Föhrenkamp platzt schon jetzt aus allen Nähten. Mit Kita, Familienzentrum, OT, Grundschule und OGS liege dann auch räumlich nah bei einander, was zusammen gehört, sagen Pfarrer und Fachbereichsleiterin.

Auch mit dem Landesjugendamt und der Stadt Bottrop, beide zuständig im Bereich Kita-Planung, sei man sich bereits einig. Die Planungsarbeiten lägen im Endspurt. Danach werde der Bauantrag gestellt. Auch dann könne erst ein detaillierter Kosten- und Zeitplan veröffentlicht werden, sagt Stefanie Reich. Nur soviel: „Der Kita-Anbau wird vom Land getragen, den Umbau der bestehenden Gebäude und der Kirche erfolge aus Rücklagen der evangelischen Gemeinde.“

„Das alte Taufbecken wird sicher nicht in irgendeinem Garten als Vogeltränke landen.“

Pfarrer Dieter Naumann über die Zukunft der liturgischen Ausstattung

Erfahrungen mit solchen Umbau- und Umnutzungsprojekten hat die Gemeinde bereits. In der Friedenskirche in Welheim entsteht eine Kita. Auch wenn die Auferstehungskirche künftig keine Kirche mehr ist: Ein Ort für sporadische Gottesdienste solle das neue Zentrum dennoch bleiben. Als nächstes stellt sich für Pfarrer Naumann die Frage nach dem Verbleib von Orgel und liturgischer Ausstattung. Eines steht jedenfalls fest: „Wir haben ein Auge darauf und das Taufbecken werde sicher nicht in irgendeinem Garten als Vogeltränke landen“, sagt der Geistliche.

Er weiß aber auch, dass in Deutschland nach den vielen Neubauten bis in die 90er Jahre der Bedarf an Altären und Orgeln eigentlich gedeckt sei. Das Instrument der Friedenskirche jedenfalls stehe heute in Portugal.

Insgesamt gibt es in Bottrop derzeit 13 evangelische Kindertagesstätten. Dort werden mehr als 1000 Kinder betreut. Als 14. Einrichtung eröffnet am 1. Juni die Kita in der umgebauten Welheimer Friedenskirche. Eine 15. evangelische Kita sei vom Diakonischen Werk an der Paßstraße geplant, so Stefanie Reich.