Bottrop-Kirchhellen. Mitte 2026 muss Entsorger Best den Kirchhellener Recyclinghof verlassen. Der Neubau wird dann noch nicht fertig sein. Die mögliche Zwischenlösung.

Die Stadt ist definitiv zu spät dran. Wenn der Entsorger Best Ende Juni 2026 seinen Recyclinghof in Kirchhellen räumen muss, wird der Ersatzbau Im Pinntal wohl noch lange nicht fertig sein. Nicht nur, weil die Bauleitplanung erst jetzt eingeleitet wird: Wichtige Fragen wie die der Entwässerung und der Zufahrt zum neuen Recyclinghof sind noch ungeklärt. Deshalb muss eine Zwischenlösung her. Denn am alten Standort kann die Best nicht länger bleiben.

Natürlich haben Best-Vorstand, Stadtverwaltung und Bezirkspolitiker nebenan bei der Genossenschaft AgriV angeklopft und gefragt, ob der Entsorger das Gelände an der Raiffeisenstraße womöglich auch über den 30. Juni 2026 hinaus nutzen könne? Keine Chance, sagt dazu Stefan Nießing, Vorstandssprecher der AgriV Raiffeisen.

Braucht dringend mehr Platz: die Genossenschaft AgriV an der Pelsstraße. Die Best nebenan muss deshalb umziehen.
Braucht dringend mehr Platz: die Genossenschaft AgriV an der Pelsstraße. Die Best nebenan muss deshalb umziehen. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Zwar hat die Genossenschaft an der Pelsstraße erst im März 2023 ihren 3,8 Millionen teuren Aus-und Umbau beendet. Aber Platz fehlt immer noch an allen Ecken und Enden, sagt Nießing: „Wir erwarten sehnlichst den Tag, an dem die Fläche für uns frei wird. Es hat ja noch längst nicht alles wieder seinen Platz unter Dach und Fach gefunden. Das sieht jeder, der bei uns auf den Parkplatz fährt.“ Soll heißen: Sobald die Best im Juni 2026 das 1750 Quadratmeter große Grundstück freizieht, beginnt die Genossenschaft ihre nächste Ausbaustufe.

Hierhin soll die Best umziehen: das Feld neben dem Kunstrasenplatz des VfB Kirchhellen zwischen Loewenfeldstraße und der Straße Im Pinntal.
Hierhin soll die Best umziehen: das Feld neben dem Kunstrasenplatz des VfB Kirchhellen zwischen Loewenfeldstraße und der Straße Im Pinntal. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Damit steht jetzt auch offiziell fest, was der neue Best-Vorstandschef schon Ende Oktober den Kirchhellener Bezirksvertretern gestanden hat: „Wir kriegen keine Anschlusslösung hin und suchen nach Interimslösungen.“ Und diese Interimslösung ist auch jetzt noch nicht gefunden, sagt Stadt-Sprecherin Sarah Jockenhöfer auf WAZ-Anfrage.

Drei Planungsverfahren laufen parallel in Kirchhellen

Bezirksbürgermeister Hendrik Dierichs und Kirchhellens CDU-Chef Dominik Nowak haben deshalb schon Ende Oktober einen dringenden Appell an die Stadtverwaltung gerichtet: Tut bitte alles, um die Zeit einer Interimslösung so kurz wie möglich zu halten. Ein erster Schritt dazu ist gemacht. Anfang Februar kann der Planungsausschuss drei Verfahren gleichzeitig auf den Weg bringen: die Änderung des Flächennutzungsplanes, die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans und den Abschied von einer planerischen Altlast.

1996 hatte der Rat für das Feld Im Pinntal nämlich schon einmal einen Bebauungsplan aufgestellt, weil dort mal eine Tennis- und Badmintonhalle gebaut werden sollte. Daraus wurde nichts. Dieser Plan wird deshalb jetzt aufgehoben. Vorteil dieses Dreifachverfahrens: In einem Rutsch wird Planungsrecht geschaffen für den verschobenen Neubau der zweiten Sporthalle nebenan auf der etwas mehr als ein Hektar großen Fläche. Als Beitrag zum Haushaltssicherungskonzept der klammen Stadt hatte die Politik den schon beschlossenen Umbau aufgeschoben bis zur für 2034 angestrebten Haushaltssanierung - „aber nicht aufgehoben“, wie die Bezirkspolitiker bei jeder Gelegenheit betonen.

Ein neuer Kanal muss auf jeden Fall gebaut werden

Aber auch wenn Planer und Politiker jetzt bei der Bauleitplanung auf die Tube drücken: Nicht nur Verfahrensfragen sind zu klären, auch Sachfragen sind noch offen. Zum Beispiel die der Zufahrt. Eine Anfahrt von der Münsterstraße schließt die Verwaltung aus wegen der zu erwartenden Schwierigkeiten mit dem Landesbetrieb Straßen NRW. Eine Zufahrt von der Straße Im Pinntal ist schwierig. Die favorisierte Lösung ist deshalb eine Einbahn-Lösung von der Loewenfeldstraße mit einer Ausfahrt Richtung Pinntal, sagt der Bezirksbürgermeister.

Auch die Entwässerung ist im Wortsinn noch nicht geklärt. Nach Einschätzung des Fachbereichs Tiefbau könnte der vorhandene Regenwasserkanal in der Loewenfeldstraße ausreichen. Aber: Um das Schmutzwasser ableiten zu können, sind in jedem Fall Kanalbaumaßnahmen erforderlich.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Auf der Suche nach einer Zwischenlösung könnten die Planer noch einmal die Liste der Alternativstandorte vor der Festlegung auf den Standort Pinntal durchgehen. Darauf stehen unter anderem Flächen am Flugplatz Schwarze Heide sowie das letzte verfügbare Grundstück im Gewerbegebiet Brandenheide.

Der Bezirksbürgermeister macht einen anderen Vorschlag. Sein Plan B: Eine Teilfläche neben dem künftigen Neubau könnte zu einer provisorischen Annahmestelle für Müll und Recyclingstoffe ausgebaut werden. Erwünschter Nebeneffekt: „Die Kirchhellener können sich schon mal an den neuen Standort gewöhnen.“