Bottrop. Wir haben bei vier großen Bottroper Firmen nachgehört: Erwarten sie wirtschaftliche Erfolge oder Probleme 2025? Wo eröffnen sich Job-Chancen?

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist angespannt. Mit welchen Sorgen, mit welchen Erwartungen an ihren wirtschaftlichen Erfolg gehen Bottroper Unternehmen ins Jahr 2025? Können sie neue Stellen schaffen – oder droht eher Arbeitsplatzabbau? Wir haben bei vier großen Firmen nachgehört.

Brabus: „Die Produkte kommen bei den Kunden weltweit sehr gut an“

Äußerst gut ist die Stimmung beim Auto-Veredler Brabus. „Wir gehen sehr positiv in das Jahr 2025! Wir konnten uns bereits in 2024 ein gutes Polster an Aufträgen aus der ganzen Welt aufbauen. Die Produkte kommen bei den Kunden weltweit sehr gut an und die Auftragseingänge sind zahlreich und stetig“, verkündet Brabus-Sprecher Sven Gramm.

Nach größeren Projekten für 2025 gefragt, berichtet Gramm: „Wir haben natürlich sehr viele Themen für 2025 auf dem Plan mit einigen Besonderheiten. Ein ganz besonderes Projekt wird sicherlich der Umbau/Neubau des Showrooms zum Brandcenter hier in Bottrop sein. Viele digitale Projekte und Events stehen natürlich auch wieder auf der Liste. Ein ganz besonderer Event und eine Dokuserie für 2025 sind jetzt schon sehr weit vorangeschritten.“ Hierzu will er aber erst später mehr verraten. Zudem: „Unzählige Produktneuheiten sind auch bereits in der Umsetzung, unsere Liste ist hier länger und aufwändiger als je zuvor.“

Zur Verwirklichung der Pläne werden Leute gebraucht. „Wir suchen gerade weitere Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen. Aktuell haben wir auf brabus.com über 15 Stellen ausgeschrieben, vom Einkäufer, Mechatroniker, Sattler bis zum Redaktionsleiter sind da viele unterschiedliche Jobs dabei“, so Gramm.

Strategisch will Brabus weiterhin das Thema Luxury Mobility vorantreiben, „hierzu wird es auch in 2025 viele Neuheiten geben. Unser Portfolio wird sich auch hier nochmals deutlich erweitern. Auch das Thema Kooperationen mit anderen Luxusmarken steht ganz oben auf dem Plan.“

Sven Gramm, Sprecher des Bottroper Auto-Veredlers Brabus, blickt optimistisch auf das Jahr 2025.
Sven Gramm, Sprecher des Bottroper Auto-Veredlers Brabus, blickt optimistisch auf das Jahr 2025. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

MC-Bauchemie: Zuversicht trotz schwierigen Umfelds in Deutschland

Für das Familienunternehmen im Bereich der bauchemischen Produkte MC-Bauchemie ordnet Thomas Olk, Leiter Marketing & Communicaton, die Erwartungen ans Wirtschaftsjahr 2025 so ein: „Wir befinden uns in Deutschland derzeit in einem sehr schwierigen Umfeld. Baugenehmigungen werden nicht erteilt. Investoren sind verunsichert. Der Neubau stockt und beeinflusst damit natürlich auch unser Geschäft.“

Die MC-Bauchemie sei dennoch zuversichtlich, „weil wir einen Großteil unseres Geschäftes in Deutschland auch in der Instandsetzung machen und dazu stetig versuchen, Innovationen umzusetzen. Zudem realisieren wir einen beachtlichen Teil unseres Geschäftes mittlerweile im Ausland, was uns resilienter gegenüber Negativtrends im Inland macht.“

Was die Arbeitsplätze angeht, so ist nach Auskunft von Thomas Olk weder ein Zuwachs noch ein Abbau geplant. Aktuell beschäftigt das Familienunternehmen in dritter Generation in Deutschland knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Auch interessant

Baupart: Betriebszentrale wird um 2000 Quadratmeter vergrößert

Die Baubranche ist auch die Heimat der Baupart GmbH aus Kirchhellen. Geschäftsführer Martin Wiechers berichtet: „Im Jahr 2024 konnten wir uns trotz eines schwieriger gewordenen Marktumfelds behaupten und haben diese Phase genutzt, um Veränderungsprozesse im Unternehmen einzuleiten, von denen wir jetzt schon profitieren. Wir erwarten eine ähnliche Entwicklung wie im vergangenen Jahr und streben an, unsere Position in diesem anspruchsvollen Marktumfeld beizubehalten.“

Wichtig werde es sein, Sicherheit für Investoren und Privatpersonen zu schaffen, „insbesondere durch kalkulierbare Preisstabilität, günstigere Finanzierungen und eine verlässliche Planung“. Es stelle sich die Frage, ob Bauen bezahlbar und wirtschaftlich bleibe und ob Investitionen weiterhin attraktiv seien. „Dies ist sicherlich eine der großen politischen Herausforderungen für die kommende Zeit.“

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Und was ist an größeren Projekten 2025 geplant? „Zu den wichtigen Maßnahmen gehören die bereits begonnenen und teilweise umgesetzten Neu- und Umbaumaßnahmen am Standort Bottrop“, so Wiechers. „Der zweite Bauabschnitt an der Hegestraße soll im kommenden Frühjahr beginnen und bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Dadurch wird die Betriebszentrale um 2000 Quadratmeter Nutzfläche für Lager und Büros vergrößert. Zusätzlich wurde vor zwei Jahren eine 5000 Quadratmeter große Liegenschaft in der Nachbarschaft erworben, die nach Renovierung seit Anfang 2025 genutzt wird. Des Weiteren starten wir mit der Modernisierung und konzeptionellen Neuausrichtung an unserem Standort in Essen.“ 

Es sei zwar kein Stellenabbau geplant, aber: „Freiwerdende Stellen werden in der aktuellen Situation jedoch nach Dringlichkeit besetzt“, erläutert der Geschäftsführer. „Grundsätzlich streben wir weiterhin Wachstum an und schließen eine Standort- oder Geschäftsfelderweiterung nicht aus, sollte sich eine interessante Möglichkeit ergeben.“

Insofern hinterfrage Baupart kontinuierlich die Strategie und prüfe regelmäßig Möglichkeiten, die Geschäftsfelder sinnvoll weiterzuentwickeln – „ganz nach dem Motto Stillstand ist Rückschritt“. Wiechers weiter: „Dabei fokussieren wir uns stets auf unseren Stärken und bleiben unserem Qualitätsanspruch treu. Auch Prozesse und Strukturen werden ständig hinterfragt, um die Effizienz zu steigern. Zudem legen wir natürlich fortwährend großen Wert auf Nachhaltigkeit in all unseren Bereichen.“

Seibel und Weyer: Thema KI im Handwerk steht auf der Agenda

Seibel und Weyer beschäftigt als Unternehmen für Innenausbau, Laden- und Metallbau rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Wachstum scheint für Christian Conradi, Geschäftsführer der Seibel und Weyer GmbH, aktuell nicht in Sicht zu sein:

„Wir rechnen in 2025 auf Grund der zurückhaltenden wirtschaftlichen Entwicklung auch bei uns mit einem leichten Rückgang der Umsätze und der Projekte. Der anhaltende Konkurrenzdruck am Markt, und auch die gestiegenen Personal- und Materialkosten werden sicherlich einen Einfluss auf das wirtschaftliche Ergebnis in 2025 haben.“ Gerade die Personalkosten am Standort Deutschland seien in den letzten Jahren drastisch gestiegen, zuletzt wieder die Lohnnebenkosten. Conradi: „Wir müssen hier häufig mit den osteuropäischen Märkten konkurrieren und das fällt natürlich schwer.“

Auch interessant

Seibel und Weyer setze auf die deutsche Handwerkskunst; man sei überzeugt, dass Möbel oder Metallelemente „made in Germany – Bottrop“ immer noch ihresgleichen suchen. „Dennoch ist dies den Kunden bei Preisunterschieden häufig egal und es wird lieber aus Fernost oder den osteuropäischen Ländern bestellt, weil dort unter anderem die Personalkosten viel niedriger sind und somit das Produkt selber günstiger angeboten werden kann. Aber wir erwarten trotzdem ein positives Jahr 2025“, unterstreicht Conradi.

Das Unternehmen habe 2024 damit angefangen, noch mehr Digitalisierung in den Logsitik- und Produktionsprozess zu bekommen. Der Geschäftsführer: „Das werden wir auch für 2025 weiter forcieren und noch mehr interne Prozesse digitalisieren. Natürlich nur da, wo wir uns auch Verbesserungen versprechen. Das Thema KI im Handwerk, haben wir dabei auch auf der Agenda.“

Und wie sieht es Seibel und Weyer beim Thema Jobchancen aus? „Der Abbau oder Zuwachs von Mitarbeitenden ist meist eng mit der Auslastung in den Auftragsbüchern verbunden. Wir wollen unsere Belegschaft in der Stärke behalten und nur auf Fluktuationen reagieren“, so Christian Conradi.

Und weiter: „Da wir auch stark ausbilden, aktuell 30 Auszubildene im Metall- und Tischlerhandwerk, wollen wir auf diese selbst ausgebildeten Kräfte setzen und ihnen, wie auch die Jahre zuvor, nach erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung eine Weiterbeschäftigung in unserem Unternehmen ermöglichen.“

Mittlerweile seien auch viele derjenigen Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen, bereit, noch weiterzuarbeiten. „Sie stehen uns dann auch nach Rentenreintritt, als Arbeitskraft zur Verfügung.“

Dabei soll die Grundsätzliche strategische Ausrichtung beibehalten werden, „doch sind Anpassungsprozesse notwendig“.