Bottrop/Oberhausen. Der Geschäftsführer von Seibel und Weyer Bottrop will nach einem Schicksalsschlag für die Organspende werben. Warum er dafür aufs Fahrrad steigt.
Melanie war 46 Jahre alt, als ihre Leber endgültig versagte. Sie erhielt noch eine Organtransplantation doch es war zu spät für sie; Melanie starb. Sie war die Frau seines Geschäftsführer-Kollegen, und Achim Heilmann war es ein Bedürfnis, etwas zu tun. Er setzte sich aufs Rad, absolvierte in elf Tagen 1266 Kilometer von Sylt bis Oberstdorf, um mit dieser Spendentour vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Deutschlands Aufmerksamkeit für das Thema Organspende zu wecken.
Was, auch dank der Veröffentlichung in den sozialen Medien, äußerst erfolgreich war: Über die Aktion sind bereits mehr als 54.800 Euro für den Verein „Kinderhilfe Organtransplantation“ zusammengekommen. „Mein Riesendank geht an alle Spender“, betont der 58-Jährige, „und vor allem an unsere Mitarbeiter.“
„Mein Riesendank geht an alle Spender – und vor allem an unsere Mitarbeiter.“
Christian Conradi und Achim Heilmann gehören zum Geschäftsführer-Team von Seibel und Weyer, einem Unternehmen für Innenausbau, Laden- und Metallbau in Bottrop. Rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt der Betrieb mit Sitz an der Weusterstraße. Und allein aus ihren Reihen seien 21.500 Euro gespendet worden, erzählt Achim Heilmann. Der Oberhausener hat darüber hinaus seine beruflichen Netzwerke genutzt, um weiteres Geld zu sammeln und für die Bedeutung der Organspende zu sensibilisieren.
Für Achim Heilmann steht die Sache im Vordergrund, nicht seine Person
Achim Heilmann ist es wichtig, dass die Sache im Vordergrund steht, nicht seine Person. Sich auf Instagram zu zeigen, ist eigentlich nicht sein Ding. Aber er merkte schnell, wie sich die täglichen Veröffentlichungen von den Touretappen, für die seine Tochter Pia (25) sorgte, die Menschen interessierte. „Die Leute haben morgens schon darauf gewartet, dass etwas gepostet wird“, erzählt der sportliche Mann, der regelmäßig 24-Stunden-Rennen fährt. Um möglichst viele Menschen mit seiner Botschaft zu erreichen, habe er deshalb „das Spiel mitgespielt“. Der Oberhausener schmunzelt ein wenig: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Leute interessiert, was ich frühstücke....“
Aber das Interesse geht ja darüber hinaus. Menschen werden berührt. Während seiner Spendentour vom 1. bis zum 11. September erlebt Achim Heilmann Bewegendes auch in persönlichen Begegnungen. Er erzählt vom Zusammentreffen mit einem anderen Hotelgast in Eschwege, morgens beim Frühstück. Als der Oberhausener von seiner Spendenaktion berichtet, steigen Tränen in die Augen seines Gegenübers: „Er hat mir erzählt, dass sein Sohn vor acht Monaten gestorben ist, weil dieser keine Niere bekommen hat.“ Achim Heilmann schluckt bei der Erinnerung daran. „Das kann doch kein Zufall sein!“
Anderswo in Deutschland, an einer Tankstelle, habe ihm ein Autofahrer aus seinem Geldbeutel das Bare gegeben, was noch darin war: „Vier Euro und einen Cent.“ Auch diese vermeintlich kleine Spende weiß der Oberhausener zu schätzen. „Jeder gibt das, was er kann.“
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In Würzburg traf Achim Heimann die ehrenamtliche KiO-Vorstandsvorsitzende Franziska Liebhardt; in Crailsheim seinen alten Freund Helmut Busch. „Er hat extra eine Stunde Fahrt in Kauf genommen, damit wir uns treffen können“, erzählt der Geschäftsführer.
Eine schöne Unterstützung für ihn, der am Tag zwischen sechs und neuneinhalb Stunden im Fahrradsattel saß und manchmal aufgrund spontaner, wetterabhängiger Tourenplanung morgens noch nicht wusste, wo er abends übernachten würde. „Meine Frau Carmen hat dann immer die Hotels für mich gebucht“, erzählt der 58-Jährige.
Für ihn waren diese elf Tage auch eine Findungsphase, sagt er. Seit zwei Jahren habe er keinen Urlaub mehr gehabt, und diese besondere Tour hat ihm unter anderem folgende Erkenntnis beschert: „Deutschland ist ein tolles Land. Wir haben vielleicht viele Probleme, aber wir haben auch viele Lösungen. Ich habe gesehen, wie freundlich die Menschen bei uns sind. Wenn einer etwas anschiebt, kann eine Lawine in Gang kommen.“
Das Spendengeld setzt die Kinderhilfe für Organstransplantation mit Sitz in Frankfurt unter anderem dafür ein, dass Eltern ihren Kindern, die ein neues Organ benötigen, uneingeschränkt zur Seite stehen können, ohne finanzielle Sorgen.
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Wer die Fahrradtour noch einmal anhand von Bildern nachvollziehen möchte, kann das über den Instagramaccount seibel_und_weyer („Achims Fahrrad“). Das Spendenkonto ist noch bis zum 8. Oktober geöffnet: Kinderhilfe Organtransplantation e.V., Sozialbank, IBAN: DE 29 3702 0500 0008 6200 00,
BIC: BFSWDE33XXX, Verwendungszweck: Achims Fahrradtour. Am 9. Oktober soll die Spende dann übergeben werden Info im Netz: kiohilfe.de