Bottrop/Gladbeck/Gelsenkirchen. Vanessa Winkel moderiert Frühmorgens bei Radio Emscher Lippe. Welchen Beruf sie vorher gelernt hat, wann sie aufsteht und wie sie abschaltet.
„Guten Morgen Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen!“ Vanessa Winkel begrüßt mit Timo Düngen seit drei Jahren die Hörer in ihrer Morgensendung bei Radio Emscher Lippe. „Ich darf meinen Traumjob machen“, sagt die Bottroperin.
In der Geburtsurkunde tauchen jedoch weder Gladbeck, Bottrop noch Gelsenkirchen auf. „Ich gebe es ja zu, geboren bin ich im EKO in Oberhausen“, sagt sie lächelnd. Doch das ist der einzige lokale Ausrutscher. Längst hat sie alle drei REL-Städte ins Herz geschlossen.
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Bottrop ist und bleibt doch ihre Heimat. Hier ist sie zur Schule gegangen (Richard-Wagner-Schule, Marie-Curie-Realschule, Willy-Brandt-Gesamtschule). Hier hat sie mehr als 15 Jahre Fußball gespielt in Batenbrock und beim SV Fortuna.
Doch bis zum Traumjob im Radio nimmt sie einen „Umweg“ durch die Lebendige Bibliothek in Bottrop. „Ich dachte, biste mal vernünftig und machste eine Ausbildung“, sagt sie im besten Ruhrgebietsdeutsch. Sie erlernt ein Wortungetüm von Beruf, den nur die deutsche Sprache hervorbringen kann: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Bibliothek.
Mit einem Praktikum fängt sie bei Radio Emscher Lippe an
Insgeheim möchte sie nach der Ausbildung studieren. Am liebsten an der Universität in Essen, am liebsten Englisch und Geschichte und am liebsten möchte sie Lehrerin werden. Doch bei Führungen mit Kindern durch die Bibliothek merkt sie mit der Zeit: Nee, ich als Lehrerin und mit Schülern, das passt doch irgendwie nicht.
Nach drei Jahren ist die Ausbildung beendet. „Es war eine schöne Zeit, ich habe das wirklich sehr gerne gemacht“, sagt sie. Zwischen dem Ende der Ausbildung und dem Beginn des Studiums liegen mehrere Monate. „Ich wollte keine Lücke im Lebenslauf haben. Also habe ich mir gedacht: Ich mache etwas, das mir Spaß machen könnte.“
So bewirbt sie sich mit Anfang 20 für ein Praktikum bei Radio Emscher Lippe. „Im Notfall hatte ich ja noch meine Ausbildung, auf die ich hätte zurückgreifen können“, sagt sie. Ohne es zu dem Zeitpunkt des Praktikums zu ahnen, ist sie beim Sender auf dem besten Weg zum Traumjob.
Zunächst ist sie nach dem Praktikum als freie Reporterin unterwegs für das Lokalradio. Was folgt, ist ein Volontariat und seit 2021 eine Festanstellung als Redakteurin und Moderatorin. Der Job am Mikrofon ist anders als der stille Job in einer Bibliothek. „Man muss schon eine Rampensau sein“, sagt sie.
Wenn gegen 4 Uhr der Wecker bei Vanessa Winkel mehrfach klingelt
Doch die Liebe für das, was sie tut, ist ungebrochen. „Es war die beste Entscheidung meines Lebens“, meint die 35-Jährige. „Ich labere halt auch gerne. Das kommt mir in meinem Job entgegen. Jeder Tag ist anders. Und ich bin sehr neugierig. Man trifft unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Bereichen.“
Mit Timo Düngen moderiert sie jede Woche von Montag bis Freitag die Frühsendung. Sie steht auf, wenn die Meisten noch schlafen. „Mein Wecker klingelt um 4 Uhr“, sagt Vanessa Winkel. Doch das erste Klingeln genügt nicht, sie drückt die Schlummertaste. „Ich bin eigentlich eine Langschläferin. Jeder Morgen ist ein Kampf.“
Erste Aufgabe im Radiosender: „Ohne Kaffee geht nichts.“
Irgendwann quält sie sich dann doch aus dem Bett. Die Kleidung für den Tag hat sie schon am Vorabend zurechtgelegt, das Frühstück ist auch schon vorbereitet. „Morgens geht es bei mir Rubbel die Katz“, sagt sie.
Gegen 4.45 Uhr ist sie im Sender. Der erste Weg führt zur Kaffeemaschine. „Ohne Kaffee geht nichts.“ Nach einer Themenbesprechung in der Redaktion beginnt um 6 Uhr die Sendung und endet um 10 Uhr. Danach folgt ein Feedback über die jüngste Sendung und eine Konferenz über die Themen, die in der Sendewoche noch wichtig sind. Feierabend ist für sie meistens gegen 12 Uhr.
Radio-Moderation geht abends spät ins Bett und steht früh auf
Einige Kollegen von ihr gehen am Vortag vor Schichtbeginn früh abends ins Bett. „Ich kann das nicht“, sagt sie. Meistens geht sie erst um 23 Uhr zu Bett, obwohl knapp fünf Stunden später wieder der Wecker klingelt. Den Schlaf holt sie später am Tag nach. „Nach Feierabend mache ich Zuhause ein Mittagsschläfchen.“
Das Wochenende dient der Erholung. Dann wird ausgeschlafen. „Der Samstag fängt bei mir meistens nicht vor 13 Uhr an. Dann schlafe ich lange und sehr gerne.“
Noch immer wirkt sie überrascht, wenn Radiohörer sie an der Stimme oder als Person erkennen. Dabei kleben die REL-Konterfeis von ihr und Timo Düngen an Bussen und Werbetafeln. „Ich wundere mich oft, woher die Menschen auch private Dinge über mich wissen, bis mir einfällt, dass ich das in der Sendung erzählt habe.“
Abschalten kann sie beim Fußball wie jetzt im Januar bei der Hallenstadtmeisterschaft in der Dieter-Renz-Halle. Oder an der Seitenlinie bei den Damen des SV Fortuna. Fernweh hat sie nie verspürt.
Bottrop ist ihr Zuhause. „Für mich ist Heimat ein Gefühl“, sagt sie. „Ich bin in Bottrop aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hier sind meine Freundinnen und Freunde, meine Familie lebt hier. Mich hat es nie woanders hingezogen. Ich bin hier gerne zu Hause, weil ich weiß, was ich hier habe.“
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Sie selbst weiß, dass ihre Heimatstadt häufig kein gutes Image hat. Doch nicht alles ist schlecht. „Es hat sich viel zum Positiven verändert, aber es gibt noch sehr viel Arbeit.“ Vanessa Winkel findet: „Die Gladbecker Straße mit der Gastromeile hat sich super entwickelt.“ Auch vom Feierabendmarkt ist sie ein Fan. „Ich mag auch den Wochenmarkt in der Innenstadt.“ Besonders gerne sitzt sie im Café Kram im Marktviertel. „Das entspannt mich.“ Dann sitzt sie dort beim Kaffee oder liest ein Buch.
Vanessa Winkel und Timo Düngen präsentieren bei Radio Emscher Lippe nicht nur die Frühsendung am Morgen. Die Moderatoren haben auch einen neuen Podcast „Dat kannste echt‘n andern sagen“ (jeden Freitag). Überall, wo es Podcasts gibt, und in der REL-App.