Bottrop. Eine muslimische Roma-Gemeinde will ein Gebetshaus in Bottrop-Welheim errichten. Schon jetzt gibt es Ärger darum – und der Verein scheint dubios.

Es ist eine unscheinbare Notiz an neunter Stelle unter den Mitteilungen der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Süd: Nutzung der ehemaligen Apotheke an der Gungstraße/Welheimer Straße als Gebetshaus. Die Stadtverwaltung teilt mit, dass ein Bauantrag vorliege, zur „Nutzungsänderung zu einem Gebets- und Schulungsraum“. Eine Genehmigung liegt noch nicht vor. Doch diese kleine Mitteilung hat eine Vorgeschichte – und hat bereits für Unmut im Bottroper Stadtteil Welheim gesorgt.

Bauanträge sind nicht öffentlich, deshalb teilt die Stadt lediglich mit, dass die geforderte Nutzungsänderung auf die „Muslimische Romagemeinde Bottrop e.V.“ mit Sitz in Oberhausen zurückgeht. Sie will in der ehemaligen Apotheke, gelegen im Erdgeschoss eines Wohn-Eckhauses, eine Moschee einrichten. Dafür braucht es eine Genehmigung der Stadt. Doch obwohl diese noch nicht erteilt ist, hat die Gemeinde scheinbar schon mehrfach zum Gebet geladen.

Erste Nutzungen des Gebetsraumes sorgten bereits für Irritationen bei Anwohnern

In der näheren Nachbarschaft hat dies sowohl bei Anwohnern als auch unter Geschäftsleuten, die selbst muslimischen Glaubens sind, für Irritation und Ärger gesorgt. Zu bestimmten Gebets- und Veranstaltungszeiten habe ein regelrechtes Parkchaos im Viertel geherrscht, so eine Familie, die nicht namentlich genannt werden möchte und in der Nähe einen Laden betreibt.

Sie, aber auch Nachbarn oder Kioskbetreiber, berichten von größeren Gruppen um die frühere Apotheke herum und außerdem von Lärmentwicklung und Vermüllung der Gehwege in dem ansonsten gepflegten Viertel. Ein Welheimer, selbst Moslem, sagt, dass er dort „viele Bartträger in langen Gewändern“ gesehen habe; er könne verstehen, dass das „für das deutsche Auge eher befremdlich wirken kann“. Vor allem in der Zeit des Ramadan, im Frühjahr dieses Jahres, hätten sich dort viele Menschen versammelt, die Kennzeichen stammten größtenteils nicht aus Bottrop.

Für einen Gebetsraum und größere Gruppen sei ihrer Ansicht nach das Ladenlokal völlig ungeeignet, so eine Anliegerin. „Es gibt einfach keinen Parkraum für die Menschen, die überwiegend nicht aus der Nähe oder aus Bottrop kommen“, so auch die Beobachtung der Frau. Allerdings sei es in den letzten Wochen sehr still geworden um das Eckhaus. Man wisse gar nicht, ob der Verein, der in dem Erdgeschoss etwas betreiben will, überhaupt noch dort sei. Man wüsste schon gern Genaueres oder von Plänen, was dort demnächst passieren soll.

Muslimische Romagemeinde Bottrop: „Ich habe noch nie von dem Verein gehört“

Genaueres über die „Muslimische Romagemeinde Bottrop e.V.“ herauszufinden, ist allerdings schwierig. Zwar bestätigt der Vermieter des Hauses auf Nachfrage der WAZ, dass der Roma-Verein Mieter der Räumlichkeiten sei und zeigte sich Anfragen gegenüber positiv, wollte aber zunächst nicht mehr sagen. Im Internet finden sich keinerlei Kontaktdaten, im Registerportal der Länder ist Verein aufgeführt, die Satzung stammt aus Januar 2024, allerdings hat der Verein, anders als von der Stadt kommuniziert, nicht seinen Sitz in Oberhausen, sondern in Bottrop. 

„Ich habe noch nie von diesem Verein gehört“, sagt Enoh Ibishi vom Roma-Integrationszentrum in Oberhausen. „Wir sind sehr vernetzt; dass wir diesen Verein nicht kennen, erscheint mir komisch.“

Allerdings: Bei einem Runden Tisch, zu dem die Polizei in Bottrop regelmäßig Moscheevereine der Stadt sowie Vertreter des Integrationsausschusses einlädt, seien zwei Mitglieder der muslimischen Roma-Gemeinde dabei gewesen. „Sie haben sich als neue Gemeinde vorgestellt“, sagt Hajra Dorow (SPD), Vorsitzende des Integrationsausschusses, die bei dem Treffen allerdings auch nichts Näheres zu dem Verein erfahren hat.

Antrag auf Gebetshaus in Bottrop-Welheim: Genehmigung steht noch aus

Sucht man nach den beiden Namen der Vertreter, ist der eine gar nicht zu finden, der andere scheint einen Haushaltswarenladen im Essener Norden zu betreiben. Telefonisch war er dort in den Tagen vor Weihnachten nicht zu erreichen.

Wie die Stadt Bottrop auf Anfrage mitteilt, werde der Hintergrund des Vereins bei der Bewilligung des Bauantrags nicht überprüft. Allerdings müssten grundsätzlich für eine solche Nutzungsänderung bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden – unter anderem ausreichend Parkplätze. Der Antrag ist im Juli gestellt worden, die Stellungnahmen der zu beteiligenden Institutionen und Fachämter steht noch aus.

In einer vorherigen Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass der Verein nicht im Registerportal zu finden ist. Das stimmt nicht, er ist dort aufgeführt. Allerdings nicht mit dem Sitz in Oberhausen, wie die Stadt kommuniziert hatte, sondern mit Sitz in Bottrop. Wir haben den Fehler korrigiert.