Bottrop. Bottrop will ab 2025 erstmals eine Kampfhunde-Steuer erheben. Warum die Vorsitzende der Bottroper Tierfreunde darüber nicht glücklich ist.

Die Nachricht, dass Bottrop ab 2025 erstmals eine Kampfhunde-Steuer erheben will, ist für das hiesige Tierheim keine gute. Tierfreunde-Vorsitzende Hildegard Tüllmann befürchtet, Hunde dieser Kategorie nun kaum noch vermitteln zu können. Und das in einer Situation, in der das Tierheim sowieso aus allen Nähten platzt. „Wir sind wieder die Leidtragenden“, meint Tüllmann.

Neue Kampfhunde-Steuer in Bottrop beträgt 350 Euro

Zunächst zu der Regelung: Besitzer sogenannter Kampfhunde sollen künftig 350 Euro pro Jahr an Steuern zahlen. Zum Vergleich: Für Tiere, die nicht als potenziell gefährliche Hunde eingestuft werden, fallen 120 Euro an; bei zwei Hunden je Haushalt sind es 144 Euro pro Tier; bei drei Hunden und mehr 180 Euro pro Vierbeiner.

Die erhöhte Summe wird fällig bei Hunden, die von einem amtlichen Tierarzt als gefährlich eingestuft wurden (zum Beispiel nach einer Beißattacke) oder die orientiert am Landeshundegesetz zu bestimmen Rassen gehören (Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier, Alano, American Bulldog, Bullmastiff, Mastiff, Mastino Espanol, Mastino Napoletano, Fila Brasileiro, Dogo Argentino, Rottweiler und Tosa Inu). 144 Hunde gehören in Bottrop nach Angaben der Verwaltung in diese Kategorien.

Dazu kommt: Die Steuerbefreiung für die Laufzeit von einem Jahr, die sonst für aus dem Tierheim geholte Hunde gilt, wird für die Kampfhunde nicht gewährt.

Tierfreunde-Vorsitzende: „Natürlich schrecken die Leute vor hohen Kosten zurück“

„Es ist schon immer schwer, Kampfhunde zu vermitteln, das sind reine Liebhaber-Tiere“, berichtet Tüllmann. Die erhöhte Steuer sei nun ein zusätzliches Hindernis, „Kosten sind immer ein Faktor, natürlich schrecken die Leute vor hohen Kosten zurück“.

Fünf Tiere der Kampfhunde-Kategorie seien derzeit im Tierheim, „alles Staffordshire Terrier“. Als neue Halter kommen für Tüllmann nur Experten in Frage. „Diese Hunde sind nicht so einfach zu halten. Ihren Menschen lieben die wirklich.“ Beim Spazierengehen müssen sie einen Maulkorb tragen.

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Die Staffordshire-Terrier im Tierheim seien welche, die vom Veterinäramt sichergestellt worden seien, weil den Besitzern die Haltungserlaubnis fehlte. Um diese zu bekommen, muss laut Tüllmann unter anderem ein Führungszeugnis vorgelegt werden, zudem ein Sachkundenachsweis, ein Auslauf auf dem Grundstück muss mindestens 1,80 Meter hoch eingezäunt sein, in Mietswohnungen muss ein Einverständnis von Vermieter und Nachbar vorliegen. „Es gibt unter diesen Hunden auch welche, die ganz harmlos sind. Aber die Leute sind da oft voreingenommen.“ Zudem müsse deutlich mehr für die Haftpflichtversicherung gezahlt werden.

Ebenfalls mit Blick auf die Kosten – zuletzt erhöhte Tierarztgebühren kommen ja noch dazu – befürchtet das Tierheim-Team parallel vermehrt Anfragen von Kampfhunde-Haltern, die ihre Vierbeiner abgeben wollen oder müssen. „Wir können nur Tiere aufnehmen, wenn wir Platz haben“, betont Tüllmann. Und derzeit seien die Tierheime der Region generell ziemlich voll.

Was unter anderem durchaus an abgegebenen Corona-Hunden liege, also Vierbeinern, die sich Menschen offenbar nicht ganz überlegt in der Pandemie angeschafft haben. Aber auch an der gegenüber früheren Zeiten viel schleppenderen Vermittlung. „Kleintiere zum Beispiel werden so gut wie gar nicht mehr vermittelt“, berichtet Tüllmann. Ihrer Beobachtung nach ist das Interesse an Haustieren bei Kindern und Jugendlichen deutlich zurückgegangen. Sie seien wohl „beschäftigt mit Tiktok und Co“.