Bottrop. Lokführer fehlen: Land und Verkehrsverbünde ziehen die Notbremse. Linienstreichungen könnten auch auf den Busbetrieb in Bottrop durchschlagen.
Wegen Bauarbeiten fährt schon jetzt kein Zug zwischen Bottrop, Oberhausen und Duisburg. Ab dem 15. Dezember wird das ein Jahr lang zum Dauerzustand: Die Streichung der Zugfahrten der Linie RE44 ist Teil des Notfahrplans, den das Land, die Verkehrsverbünde und die Eisenbahnunternehmen in NRW ausgehandelt haben.
Die Gründe: Den Bahnbetreibern fehlen bis zu 500 Lokführer. Und: Der Betrieb des RE44 wird ohnehin massiv behindert durch die Bauarbeiten am Duisburger Hauptbahnhof und an der Betuwe-Linie zwischen Oberhausen und Emmerich. Für den Bottroper Haltepunkt Vonderort heißt das: Ein Jahr lang fährt hier überhaupt kein Zug mehr.
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Bis 2019 hieß die Regionalbahn 44 wegen seines Fahrziels „Der Dorstener“. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 verkürzte die Nordwestbahn, heute Rhein-Ruhr-Bahn, die Strecke auf das Stück zwischen Oberhausen und Bottrop. Im Februar 2020 erweiterte das Bahnunternehmen die Strecke nach Duisburg und Moers und machte den Zug zum „Regionalexpress“.
Das müssen Bottroper Fahrgäste jetzt wissen
Was heißt die Zugstreichung für die Fahrgäste? Im Stundentakt rollen Busse statt Bahnen vom Bottroper Hauptbahnhof (Minute 28) über Vonderort nach Oberhausen. Dort ist derzeit die Fahrt zu Ende. Nach Angaben der Rhein-Ruhr-Bahn sollen die Busse ab Montag, 9. Dezember, weiter bis Duisburg fahren.
Mit fahrplanmäßigen 50 Minuten Fahrtzeit sind die Busse deutlich länger unterwegs als die Züge. Zusätzlich droht Stau im Berufsverkehr. Die Rhein-Ruhr-Bahn warnt deshalb die Fahrgäste vor: „Bitte beachten Sie, dass es montags bis freitags bei den Bussen des Schienenersatzverkehrs zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten kommen kann.“
„Der Schienenersatzverkehr wird deutlich besser bezahlt als die Fahrten im Auftrag der Vestischen.“
Der Notfahrplan für die Schiene könnte auch durchschlagen auf den Busbetrieb der Vestischen und anderer Nahrverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet, warnt Frank Heidenreich, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). „Der Schienenersatzverkehr wird deutlich besser bezahlt als die Fahrten im Auftrag der Vestischen. Das kann bei Subunternehmern der Vestischen schon Nachdenken auslösen.“
Muss die Vestische fürchten, dass Subunternehmer ihre Fahrten für die Vestische aufgeben zu Gunsten des viel lukrativeren Schienenersatzverkehrs? Die offizielle Sprachregelung der Vestischen dazu heißt: „Wir haben Verträge mit unseren Subunternehmern“, sagt Sprecher Christoph van Bürk.
Das sagt der Vestische-Geschäftsführer
Doch selbst wenn die Subunternehmer sich an die Verträge halten: Wer kann es den Busfahrern verbieten zu wechseln zu einem Unternehmen, das exklusiv Schienenersatzverkehr fährt, weniger Infrastruktur und weniger Ortskenntnisse braucht als für den Linienverkehr - und trotzdem wegen der hohen Vergütung für die Schienenersatzfahrten bessere Löhne zahlen kann? Vestische-Geschäftsführer Martin Schmidt formuliert es so: „Attraktive Konditionen für den Schienenersatzverkehr haben Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt - zu Lasten des öffentlichen Personennahverkehrs.“
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Denn auch dort fehlt ja Fahrpersonal. Wegen Fahrermangels und hoher Krankenstände hat die Vestische über Jahre auf mehreren Bottroper Linien Notfahrpläne fahren müssen. Mit einer großangelegten Werbeaktion hat sie Personal aus anderen Berufen umgeschult und im Sommer eine eigene Fahrschule aufgemacht. Eine Absetzbewegung von Fahrern zu Firmen, die sich auf den lukrativen Ersatzverkehr spezialisieren, könnte das Personal erneut ausdünnen.