Bottrop. Die Pläne für Bottrops erstes Studierendenwohnheim liegen auf Eis. Die Baukosten setzen den Studierendenwerken zu, die Zuschüsse reichen nicht.
Eigentlich hätte hier an der Horster Straße längst ein Rohbau stehen sollen. Ende des Jahres hätten dann die ersten Studierenden in das neue Wohnheim einziehen sollen. Doch noch immer nützt der Elektronikmarkt das Grundstück als Parkplatz. Denn der Bau des Studierendenwohnheims liegt weiter auf Eis.
War es zunächst die Corona-Pandemie, die das Projekt ausbremste, sind es nun die steigenden Baukosten, die dem Studierendenwerk Essen-Duisburg, das das Projekt realisieren sollte, zusetzen. Von diesem Problem ist nicht nur das Bottroper Wohnheim betroffen. Auch in Duisburg habe das Studierendenwerk den Bau eines neuen Wohnheims zunächst gestoppt, sagt Geschäftsführer Michael Dahlhoff.
Landeszuschüsse orientieren sich nicht an tatsächlichen Kosten
Zwar gibt es Landeszuschüsse für derartige Bauvorhaben, doch die seien in der Praxis längst nicht ausreichend, sagt auch der Verwaltungsratsvorsitzende des Studierendenwerks, Marten Dahlhaus – selbst Student der Uni Duisburg-Essen. „Als Kontrollorgan muss man da im Zweifel ,nein“ sagen, so gern man die Pläne auch verwirklicht hätte.“
In Bottrop hat das Studierendenwerk Wohnraum für 28 Studentinnen und Studenten geplant – untergebracht in Zweier-WGs. Auf 48 Quadratmeter Wohnfläche entfallen zwei Schlafräume, dazu Gemeinschaftsräume wie Küche und Bad. Die Kosten für ein solches Apartment beziffert Dahlhoff auf rund 214.000 Euro – inklusive Mehrwertsteuer. „In der Regel werden die 100.000 Euro pro Wohnheimplatz auch nirgendwo unterschritten“, berichtet Dahlhoff.
Studierendenwerk stoppt nicht nur das Bottroper Projekt vorerst
Zwar sieht das Bauministerium NRW eine Landesförderung – für diesen Fall einen Tilgungszuschuss in Höhe von 30 Prozent – vor. Allerdings beziehe sich der Anteil nicht auf die tatsächlichen Kosten, erklärt der Geschäftsführer. Das Land deckele die Baukosten hier auf 56.350 Euro pro Wohneinheit. Lege man die tatsächlichen Kosten für das Bottroper Wohnheim zugrunde, liege der Landeszuschuss am Ende nur noch bei 22 Prozent, so Dahlhoff. Sein Fazit mit Blick auf die bisher geltenden Regeln: „Das System funktioniert nicht mehr.“
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Unter diesen Umständen könne das Studierendenwerk das Projekt in Bottrop – aber auch ähnliche Vorhaben in anderen Städten – nicht mehr realisieren, sagt der Geschäftsführer. Denn auf der anderen Seite gebe es den klaren gesetzlichen Auftrag, preiswerten Wohnraum für Studierende bereit zu stellen. Für den Platz in Bottrop war einen Monatsmiete von 340 Euro vorgesehen – inklusive, Heizung, Strom, Internet und anderen Nebenkosten. Viel höher könne man nicht gehen. Gewinne darf das Studierendenwerk nicht erwirtschaften, aber unter den gegebenen Umständen sei es nicht einmal möglich, auf die schwarze Null zu kommen.
Studierendenwerk verweist auf seinen sozialen Auftrag
Marten Dahlhaus ärgert das Vorgehen des Landes, bei dem zwei Ministerien für studentisches Wohnen zuständig sind. Neben dem Wissenschaftsministerium das Heimat- und Bauministerium. Letzteres ist verantwortlich für die Fördergelder.
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Der Verwaltungsratsvorsitzende verweist auf den sozialen Auftrag, den die Studierendenwerke mit ihren Wohnheimen erfüllen sollten. Besonders im Studierendenwerk Duisburg-Essen seien sie auch Heimat von internationalen Studentinnen und Studenten, leisteten Integrationsarbeit und setzen in den Häusern auch Personal ein und organisierten Veranstaltungen um Integration und Gemeinschaftsgefühl zu stärken. „Wir haben diesen sozialen Auftrag, gleichzeitig billigt man ihn uns förderungstechnisch nicht zu.“ Dahlhaus fordert vom Land aber, genau das anzuerkennen – auch finanziell.
Pläne in Bottrop sind noch nicht endgültig beerdigt
Michael Dahlhoff führt auf technische Gründe an, warum Wohnheime vergleichsweise teuer wären. Aufgrund der kleinen Wohneinheiten würde verhältnismäßig viel Fläche auf Räume wie Bäder und Küchen entfallen, die seien aber im Bau besonders teuer. Hinzu komme, dass die Bewohner in Studierendenwohnheimen schneller wechselten, also auch eher renoviert werden müsse.
Aktuell gibt es Gespräche zwischen Studierendenwerk Essen-Duisburg und den Ministerien. Dabei geht es auch um die Frage, wie studentischer Wohnraum künftig finanziert und gefördert werden kann. Marten Dahlhaus hat da sehr konkrete Vorstellungen. „Ich wünsche mir vom Land einen anderen Blick auf studentisches Wohnen und das, was da geleistet wird.“
Für Bottrop heißt das: Endgültig beerdigt sind die Pläne für den Bau an der Horster Straße nicht, doch eine Realisierung ist abhängig davon, ob die Baukosten noch einmal sinken oder ob sich die Förderbedingungen ändern. Dahlhoff: „Wir möchten es gerne bauen, weil Bottrop kann es gebrauchen.“
Grundstück der Stadt
Das Studierendenwohnheim soll an der Horster Straße entstehen. Dort hat das Studierendenwerk ein städtisches Grundstück gekauft und plant dort den Bau des Wohnheims. Ausdrücklich lobt Geschäftsführer Michael Dahlhoff die Zusammenarbeit mit der Stadt. Mit dem Grundstück habe die Stadt sehr geholfen, die Lage sei ideal, was die Nähe zu Hochschule und Innenstadt angehe.
Sollte sich das Projekt jedoch tatsächlich nicht realisieren lassen, gibt es eine Vertragsklausel, die es der Stadt erlaubt, das Grundstück zurückzufordern. Verwaltung und Politik haben das Projekt zuletzt immer wieder unterstützt, in der Hoffnung, studentisches Leben auch in Bottrop zu etablieren.