Bottrop. Bei „Paulchen’s Grill“ in Bottrop gibt es seit 1976 deutsches Essen. Chefin Nicole Kulak verrät, welche Zutat das Essen im Lokal definiert.
Würstchen zerkleinern, Currysoße drüber träufeln, Pommes daneben stapeln, Mayonnaise darüber pumpen: Wer Nicole Kulak beim routinierten Zubereiten der Mantaplatte zuschaut, mag sich fragen: Wie oft hat sie das schon getan? Tausende, vielleicht zehntausende Male? Seit 37 Jahren arbeitet Kulak im „Paulchen’s Grill“, da kommen einige Currywurst-Pommes-Teller zusammen.
Kult-Imbiss „Paulchen‘s Grill“ in Bottrop: Mittagszeit besonders beliebt
In dem kleinen Restaurant an der Prosperstraße in Bottrop herrscht am Mittag geschäftiges Treiben: Nicht nur sind fünf der sechs Tische in dem kleinen Restaurant besetzt. Obendrauf stehen an der Theke drei Menschen in der Schlange, um sich ihr Mittagessen abzuholen.
Ein Mann mit Arbeiterhose bestellt einen Schnitzelteller zum Mitnehmen, eine mittelalte Frau beordert Kartoffeln mit Spiegelei: „Zum hier Essen“, sagt sie und lässt sich am letzten noch freien Tisch nieder. Der Tisch ist liebevoll dekoriert mit Blumen und einem kleinen silbernen Weihnachtsbaum aus Porzellan.
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An einem anderen Tisch sitzt Andrea Ham und lässt sich ihr Mittagessen schmecken. Die Oberhausenerin wohnte nur ein Jahr in Bottrop und zog dann zurück in ihre Heimatstadt. Doch sie kehrt regelmäßig nach Bottrop zurück, um bei Nicole essen zu gehen. Bestimmt einmal im Monat. „Hier ist tolle Küche, gutbürgerlich, alles frisch“, findet sie. „Und Preis-Leistung stimmt hier noch.“
Currywurst-Pommes-Teller kostet bei „Paulchen‘s Grill“ in Bottrop 6,90 Euro
Für ihren Schnitzelteller zahlt sie 9,50 Euro. Eine Currywurst mit Pommes und Mayo kostet bei „Paulchen’s Grill“ 6,90 Euro. „Teilweise kostet nur ein Teller Pommes heutzutage schon fünf Euro“, tönt es von einem älteren Ehepaar am Nebentisch. Hier bei Nicole, im „Paulchen’s Grill“, sei die Welt noch in Ordnung. Pommes: 2,50 Euro, Currywurst: 3,70 Euro. Das Restaurant ist einer der wenigen verbliebenen Imbisse in Bottrop, die deutsche Hausmannskost anbieten.
Um die Mittagszeit ist hier im Laden immer besonders viel los, sagt die Nicole Kulak. Dann fegt die kleine, stets fröhliche und energiegeladene Person wie ein Wirbelwind durch ihr Restaurant, bereitet Currywurst, Schnitzel und Pommes zu. Heute bringt sie noch zwei Kundinnen einen Kaffee – schwarz mit Kaffeesahne und Zucker – und gibt ihren Kolleginnen in der Küche nebenbei Anweisungen zu den Bestellungen ihrer Kundschaft.
Kulak ist nicht immer nur Geschäftsfrau, sondern auch mal Seelenklempnerin: „Immer positiv bleiben“, macht sie einem älteren Herrn mit schütterem weißem Haar Mut. Seine Frau liege im Krankenhaus, erzählt sie später, das mache ihm zu schaffen.
Familienbetrieb: Nicole Kulak arbeitet seit ihrer Jugend im „Paulchen‘s Grill“
Kulak kennt ihre Gäste seit Jahren, teils seit Jahrzehnten. Sie kennt auch die Kinder ihrer Gäste und deren Enkelkinder. Seit ihrer eigenen Kindheit läuft sie in dem Restaurant ihrer Eltern umher. „Das ist mein Wohnzimmer hier“, sagt die Bottroperin.
Als ihre Eltern den deutschen Imbiss 1976 eröffneten, war Kulak fünf Jahre alt. Sie half schon früh in der Küche mit, nach der Schule oder auch während ihrer Lehre zur Friseurin nach dem Schulabschluss unterstützte sie ihre Familie im Restaurant. Als ihre Mutter schwer krank wurde, stieg sie komplett ins Geschäft ein. „Das ist mittlerweile 37 Jahre her.“
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Die 53-Jährige schätze ihren Job, sagt sie, obwohl es nicht immer leicht gewesen sei: Inflation, gestiegene Kosten und zuletzt starker Personalmangel setzten ihrem Team zu. „Man muss das aus Idealismus machen“, so die 53-Jährige über ihre berufliche Tätigkeit. „Und das lieben, was man tut.“
Fast täglich steht sie hinter der Theke in „Paulchen’s Grill“, kümmert sich im Hintergrund um die Bestellungen, um die bürokratischen Pflichten des eigenen Unternehmens und um die Zubereitung der Speisen. „Ich bin Mädchen für alles.“
Zusammensetzung der Soßen bei „Paulchen‘s Grill“ seit 48 Jahren gleich
Das Erfolgsrezept des Restaurants sei „die gute deutsche Küche.“ Alle Speisen werden handgemacht, mit frischen Zutaten und frischem Fleisch aus der Region. Die Zusammensetzung der Soßen, die das Team nutzt, habe sich teils seit 48 Jahren nicht verändert.
Nur hin und wieder gab es kleine Abweichungen: Bei der Currywurst-Soße mussten Nicole Kulak und ihr Team zum Beispiel vor Jahren einmal den Gewürzlieferanten wechseln, weil der vorherige Zulieferer aus dem Geschäft ausgestiegen war. Die wichtigste Zutat der Currywurst ist in Kulaks Augen aber nicht die Gewürzmischung der Soße: „Unsere Currywurst lebt von Liebe“, sagt sie und strahlt. „Ja, so ist das.“
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Was die Zukunft für den „Paulchen’s Grill“ bringt, weiß die Bottroperin nicht. Aber die nächsten Jahre soll es erst mal wie gewohnt weitergehen. „Wir haben jetzt 48 Jahre auf dem Buckel, die 50 machen wir auf jeden Fall voll“, sagt sie und lacht. „Und wenn ich hier noch mit dem Rollator irgendwann stehe. Aber das dauert hoffentlich noch ein paar Jahre.“