Bottrop. Vor 45 Jahren wird der Imbiss an der Prosperstraße eröffnet. Mit 81 Jahren packt der Chef des Familienbetriebs in der Küche immer noch mit an.
Diese Geschichte macht Appetit auf mehr. „Paulchen’s Grill“ ist Kult. Seit 45(!) Jahren ist er an der Prosperstraße beheimatet. Als eine der ältesten und noch immer existierenden Imbissbuden dürfte ein Eintrag in die Bottroper Geschichtsbücher sicher sein. Die Gäste lieben ihn, die Inhaber sind mit Herzblut dabei.
„Papa war ein Quereinsteiger“, erinnert sich Tochter Nicole Kulak. Ihr Vater, Paul Wojak, sei damals Antiquitätenhändler gewesen. Seine Leidenschaft galt jedoch dem Kochen. Also machte er sich selbstständig. Früher betrieb die Familie sogar drei Schnellrestaurants. Eines in Herten und eines am Fuhlenbrocker Markt in dem Gebäude, wo sich heute der „Korfu-Grill“ befindet. Und seit 1977 ist das zweite Zuhause der inzwischen legendäre „Paulchen’s Grill“.
Familie Wojak leitet anfangs drei Schnellrestaurants
Zu diesem Zeitpunkt ist Tochter Nicole sechs Jahre alt. Ihr Vater und Mutter Elvira schmeißen gemeinsam die Läden. Am Ende wird die körperliche und psychische Belastung für die kleine Familie zu groß. Übrig bleibt „Paulchen’s Grill“. Die Arbeitsteilung ist in jenen Jahren klar geregelt. Ihre Mutter ist hinter der Theke und kümmert sich um die Gäste. Ihr Vater kocht in der Küche. Eine Zeit lang wohnt die Familie sogar über dem Imbiss. Mittlerweile sind sie umgezogen, wohnen aber weiterhin ganz in der Nähe.
Nicole wächst in „Paulchen’s Grill“ auf. Nach der Schule wird in der Küche und im Service mit angepackt. „Hier ist alles ganz familiär“, sagt sie. Es gibt Mitarbeiterinnen, die eine gefühlte Ewigkeit für ihre Eltern arbeiten und aus dem Betrieb später in die Rente gehen. „Diese Frauen waren wie Tanten für mich.“
Auch als sie eine Ausbildung zur Friseurin beginnt und erfolgreich abschließt, hilft sie weiter regelmäßig aus. „Als Friseurin hatte ich montags immer frei“, sagt sie lächelnd. Dazu kommen zusätzliche Schichten an den Wochenenden. Mit 23 Jahren steigt sie schließlich ganz ein.
Paulchen’s Grill will kein kulinarischer Trendsetter sein
„Einmal Familienbetrieb, immer Familienbetrieb“, sagt sie. „Man kennt so viele Kunden, die seit Jahrzehnten kommen.“ Noch heutzutage gibt es Momente, in denen ältere Stammgäste zu ihr sagen: „Du bist aber groß geworden.“ Als sie das erzählt, muss die 50-Jährige lachen.
Ihr Vater ist, wie sie selbst sagt, nach wie vor „der Chef“, sie „Chefchen“. „Das hier ist sein Baby“, sagt sie. Diese Tatsache zeigt sich auch daran, dass der 81-Jährige noch immer früh morgens in der Küche steht. Kartoffel pellen, Schnitzel klopfen und panieren ist und bleibt Chefsache. Ihr Vater sei kein Mann der großen Worte, wie sie sagt. Man kann sagen: Authentisch und bodenständig, wie die Menschen im Ruhrpott und eben wie die Küche in „Paulchen’s Grill“.
In Zeiten von Fertigprodukten und Tiefkühlware klingt das jahrelange Erfolgsrezept wunderbar einfach. Die Gerichte werden mit frischen Produkten zubereitet. „Darauf hat Papa von Beginn an immer größten Wert gelegt.“ Und sie machen keine kulinarischen Experimente. Nicole Kulak: „Wir sind keine Trendsetter.“ Man spürt beim Besuch im Imbiss, dass sie auch gar keine Trendsetter sein wollen. Vielmehr machen sie das, was sie können. „Paulchen’s Grill“ geht in Bottrop seinen eigenen Weg, und das seit 45 Jahren äußerst erfolgreich.
„Das beste Gyros machen die Griechen, die beste Pizza machen die Italiener“, zählt Nicole Kulak auf. „Und wir machen deutsche Gerichte.“ Auf der Speisekarte stehen Klassiker wie „Leberkäse mit Bratkartoffeln und Spiegelei“, „Kasseler“, diverse Schnitzelvariationen („Aus der Pfanne und nicht aus der Fritteuse“) und natürlich Currywurst mit Pommes. „Leber ist bei unseren Gästen der absolute Renner“, sagt Nicole Kulak. „Mit Apfel, Rotkraut und Zwiebelringen.“ Also alles in Butter an der Prosperstraße? Von wegen.
Chefin von „Paulchen’s Grill“: „Das Leben ist kein Ponyhof“
Die Corona-Jahre haben durchaus Kraft gekostet. Lockdown, Schließung, Außer-Haus-Verkauf, Hygienekonzepte und Maskenpflicht haben Zeit und Nerven gekostet. Nun gibt es aktuell eine Ölkrise. Öl für die Fritteusen wird wegen des Krieges in der Ukraine knapp und teuer. Lange hat sich Nicole Kulak dagegen gesträubt. Aber sie überlegt ernsthaft die Preise zu erhöhen. „Da geht kein Weg dran vorbei.“
Doch trotz der vielen Krisen und Probleme schaut sie mit Optimismus in die berufliche Zukunft. Diese Lebensauffassung wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt. „Unsere Familie ist in allem, was wir machen, positiv eingestellt. Es nützt kein Jammern. Wir machen das Beste aus dem, was wir haben. So ist eben das Leben. Denn das Leben ist kein Ponyhof.“
Öffnungszeiten: „Paulchen’s Grill“
„Paulchen’s Grill“ an der Prosperstraße 132 hat von Montag bis Samstag von 11.30 bis 21 Uhr geöffnet. Sonntags ist der Imbiss geschlossen. Die Gerichte werden frisch zubereitet. Das Fleisch wird zudem von einem regionalen Metzger bezogen. Telefonischer Kontakt oder Bestellungen unter 02041/ 67127. Mehr Infos im Internet unter www.paulchens-grill.de.