Bottrop. Dennis Bock steht mit seinem klimaverträglichen Modelabel „Fey“ in den Startlöchern. Das will der Bottroper in der Modeindustrie anders machen.
Dennis Bocks Reise beginnt 2018. Ein Urlaub veranlasst ihn dazu, sich mehr mit dem Klimawandel und damit verbunden auch seinem eigenen Konsum zu beschäftigen. Daraufhin nimmt er sich, als eine Art Selbstversuch, vor, einen kompletten Einkauf plastikfrei zu gestalten. Was er heute als „nettes Experiment“ beschreibt, verändert seine Sicht – und auch sein eigenes Leben, das ihn aus der Automobilindustrie heraus nun in die Modewelt führt.
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Immer tiefer beschäftigt sich der Bottroper mit dem Thema Nachhaltigkeit, auch wenn er sich an den Auslöser selbst inzwischen nicht mehr erinnern kann. Während einer dreiwöchigen Reise nach Thailand wird er weiter geprägt. Zunächst ist er von offenen Flächen, auf denen Müll gedankenlos verbrannt wird, schockiert, später beschäftigt ihn aber vor allem weißes Material, das überall am thailändischen Strand verteilt zu finden ist. Es habe sich herausgestellt, dass es abgestorbene Reste von Korallen gewesen sind. Daraufhin fordert sich der Bottroper zu einer weiteren Challenge heraus.
Kein Social Media, kein Kaffee: 100-Tage-Challenge bringt innovative Idee
Diesmal geht es ihm darum, 100 Tage lang seinen Konsum drastisch zu verändern. Kein Social Media, keine Streamingdienste, kein Alkohol, keine Zigaretten – gar Kaffee, Süßigkeiten und tierische Produkte hatte er sich selbst verboten. „Ich unterband 100 Tage lang nahezu alles, was ich bis dahin als selbstverständlich hinnahm.“ Rückblickend eine gute Entscheidung – wurde in der Zeit, irgendwo zwischen Selbstexperiment und Corona-Pandemie, schließlich die Idee des Modelabels „Fey“ geboren.
„Nach dem Experiment ging es mir so gut wie selten zuvor im Leben. Ich habe in diesen Tagen gemerkt, wie sehr mich Konsum ablenken kann.“ Aus diesem Gefühl heraus entstand die Idee, Kleidungsstücke mithilfe eines auffälligen Details, das innerhalb weniger Sekunden ausgetauscht werden kann und dabei deutlich besser für die Umwelt ist, zu mehreren Styles kombinierbar zu machen.
Das macht das Bottroper Modelabel „Fey“ besonders
Grundlage für den vielfältigen Stil der Marke wird dabei zunächst ein schlichter, schwarzer Kapuzenpullover mit einer Besonderheit: etwa auf Brusthöhe befinden sich zwei Köpfe. An denen können dann, je nach Outfit, verschiedene Labels platziert werden. Diese Baumwoll-Accessoires werden zum Verkaufsstart im November in acht Grundfarben angeboten. So kann sich der minimalistische Hoodie zu neun verschiedenen Outfits verwandeln – quasi auf Knopfdruck.
Das sind die Preise:
- Hoodie: 89 Euro
- 2 bis 4 Labels: 17 Euro pro Stück
- 5 bis 7 Labels: 15 Euro pro Stück
- Fullset (alle acht Labels): 12,50 Euro pro Stück
Der Gedanke dahinter: Man braucht nicht mehr zahlreiche farbige Pullover, sondern kann seine Garderobe kleiner halten, indem ein Teil modular verändert werden kann. Das spart am Ende nicht nur Platz, sondern auch wichtige Ressourcen, wie Gründer Dennis Bock vorrechnet: „Unser Hoodie aus Bio-Baumwolle wiegt 750 Gramm, das Label, das den Look maßgeblich bestimmt, lediglich fünf Gramm. Das heißt, man kann bis zu 150 Labels kaufen, verbraucht aber nur so viel Stoff wie für einen zweiten Pullover.“
So könne man einen großen Unterschied für die Umwelt machen, ohne sich selbst einzuschränken. Schließlich spare man Ressourcen und kann damit auch CO₂-Emissionen senken.
Zeitgleich möchte er mit seinem minimalistischen Design aufzeigen, dass die „Kraft im Detail“ liegt. Eine schöne Armband-Uhr, ein auffälliges Paar Socken, eine stilvolle Fliege – „oftmals bleiben genau diese Kleinigkeiten im Kopf der Menschen“. Viele, mit denen er gesprochen habe, hätten es bestätigt: Sie können sich selten an seine Kleidung, meist nur an die markanten Details, erinnern. „Fey“ soll genau diesen Effekt nutzen.
Nach dem Start mit acht verschiedenfarbigen Labels möchte Bock noch weitere kreieren. Geplant sind beispielsweise auch limitierte Sondereditionen, deren Erlöse einem guten Zweck zugutekommen sollen. Auch Kooperationen mit anderen Firmen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen wollen, könnte es zukünftig geben. Zudem soll grundsätzlich auch eine Möglichkeit zur Individualisierung geschaffen werden.
Modemarke „Fey“ – das steckt hinter dem Namen
Das oberste Ziel bleibe aber dennoch die Klimaverträglichkeit der Modemarke, zu dem der Name ein Stück weit verpflichtet. Fey ist keineswegs eine Fantasiesprache oder gar eine Abkürzung, sondern bedeutet, aus der haitianischen Amtssprache Kreolisch übersetzt, Blatt. Damit steht der Name symbolhaft für die Werte, die der Gründer vertritt. Das Logo stellt darüber hinaus ein minimalistisches Blatt dar, durch das sich die Buchstaben der Marke abstrakt als Adern ziehen.
Um dem Motto gerecht zu werden, will Dennis Bock auch die Lieferkette möglichst klimafreundlich gestalten. Sein nächstes Ziel auf der Reise: eine Zertifizierung seiner in Portugal zu fairen Bedingungen aus Bio-Baumwolle produzierten Kleidungsstücke. Dabei soll langfristig von der ersten gepflanzten Baumwoll-Pflanze bis zum fertigen, in einem Graspapierkarton ausgelieferten, Hoodie jeder Schritt nachverfolgt werden können. Das jedoch geht erst nach und nach, wie er erklärt.
Fey-Produkte sollen GOTS-Zertifiziert werden
Vor einer Zertifizierung nach dem international anerkannten „Global Organic Textile Standard“ (kurz: GOTS) müssen Verkäufe nachgewiesen werden. Dabei erhält ein Endprodukt, wie der Kapuzenpullover samt der Labels von Fey, erst dann ein GOTS-Etikett, wenn alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen, von der Rohstoffverarbeitung bis zum fertigen Kleidungsstück, ein gültiges Zertifikat nachweisen können. Dazu gehört auch eine jährliche Vor-Ort-Inspektion. Die GOTS-Zertifizierung soll für Fey schnellstmöglich kommen. Er wolle damit auch zeigen, was anfangs manchmal noch nicht möglich ist, aber weiterentwickelt werden kann. „Transparenz ist mir wichtiger als Perfektionismus“, erklärt der Gründer, der noch weitere Ideen für die Zukunft hat.
Er möchte langfristig nicht nur seine klimaverträgliche Kleidung vertreiben, sondern dabei auch das Thema Second-Hand-Mode aus der „Vintage-Ecke holen und zugänglicher machen“. Hier prüfe er derzeit in verschiedenen Richtungen, inwiefern Second-Hand-Kleidung in den Kaufprozess bei Fey integriert werden kann.
Der Verkauf der ersten limitierten Stückzahl beginnt am 1. November. Wer noch mehr über das Modelabel erfahren möchte, kann sich über die Website www.fey-clothing.de schon für den Launch per Mail registrieren. Außerdem teilt Gründer Dennis Bock unter dem Namen @hall.of.fey auch Inhalte im sozialen Netzwerk Instagram.