Bottrop. Mit dem Startchancen-Programm werden in Bottrop drei Schulen mit besonderen Herausforderungen gefördert. Wie viel Geld sie jeweils bekommen.
Das neue Schuljahr ist schon einen Monat alt. Mit dessen Beginn ist offiziell auch das Startchancen-Förderprogramm von Bund und Ländern gestartet, durch das Schulen mit einem hohen Anteil benachteiligter Schülerinnen und Schüler besonders gefördert werden sollen. Drei Schulen aus Bottrop sind bislang dafür ausgewählt. Wie viel Geld für sie bereit steht, ist klar. Vieles andere ist aber immer noch offen.
Mehr als drei Millionen Euro für Investitionsmaßnahmen an Bottroper Schulen
Das Programm, bei dem jetzt zum Auftakt die Grundschulen Schiller und Rheinbaben sowie die Marie-Curie-Realschule mitmachen, fußt auf drei Säulen. Säule eins ist das so genannte Investitionsbudget. Das geht vom Land an den Schulträger.
Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers teilt mit: „Wir bekommen rund 3,3 Millionen Euro für die drei Schulen.“ Und zwar für die komplette Programmlaufzeit bis 2034. Jede der Programm-Schulen soll darüber von einer Investitionsmaßnahme profitieren. Die Förderrichtlinie gibt laut Granow-Keysers vor, dass keine reinen Sanierungsmaßnahmen hiervon finanziert werden dürfen. „Es soll ein echter Mehrwert für die Schulen sein.“
Was genau an „lernförderlicher Ausstattung und Infrastruktur“ umgesetzt werden soll, müsse mit den einzelnen Schulen noch besprochen werden. „Da gibt es viele Möglichkeiten“, sagt Nadine Granow-Keysers. Multifunktionsräume könnten zum Beispiel eingerichtet werden, Kreativ- und Lernlabore, Werkstätten oder auch Bewegungs- und Sportmöglichkeiten im Außenbereich.
Stadt Bottrop muss bei Investitionen einen Eigenanteil von 30 Prozent leisten
Kommen zum nächsten Schuljahr weitere Bottroper Schulen ins Programm – Grundlage für die Auswahl ist übrigens der Sozialindex – werde sich der Betrag für Investitionen noch einmal verändern. Und was in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen werden darf: „Bei den 3,3 Millionen Euro ist die Stadt mit einem Eigenanteil von 30 Prozent mit dabei. Der belastet mit knapp einer Million Euro dann wieder unseren Haushalt“, erklärt Nadine Granow-Keysers.
Diesen Umstand hatte Sozial- und Bildungsdezernentin Karen Alexius-Eifert gegenüber der WAZ bereits kritisiert. Der Eigenanteil werde unabhängig davon erhoben, ob es sich um reiche Kommunen handele oder solche mit Haushaltssicherungskonzept – wie Bottrop.
Säule zwei der Startchancen bildet das Chancenbudget unter anderem für Maßnahmen zur Verbesserung der Basiskompetenzen in Deutsch, Mathematik und der sozial-emotionalen Fähigkeiten der Schüler und Schülerinnen. „Zwei Drittel der dort zur Verfügung gestellten Mittel verbleiben im Landeshaushalt“, erklärt die Bottroper Fachbereichsleiterin. Das habe den Hintergrund, dass verschiedene Tools den Schulen direkt vom Land zur Verfügung gestellt werden sollen. Nadine Granow-Keyser geht hier von Apps und Softwarelösungen zur Stärkung von Basiskompetenzen aus.
„Ein Drittel des Chancenbudgets erhält der Schulträger für jede Schule separat“, so Granow-Keysers weiter. Auf die Rheinbabenschule entfallen rund 14.000 Euro, auf die Schillerschule 24.000 Euro, auf die Marie-Curie-Realschule knapp 46.000 Euro. Nähere Bestimmungen, was über das Chancenbudget finanziert werden könne, seien dem Schulträger bislang nicht bekannt. Außer, dass es keine Personalkosten sein dürfen.
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In dieser Woche laufen unter anderem zum Chancenbudget noch Informationsveranstaltungen für die Schulen vom Land, bestätigt Susanne Klein, 1. Konrektorin der Marie-Curie-Realschule. Sie kann sich vorstellen, dass mit den Landesgeldern Verbesserungen auf dem Schulhof umgesetzt werden könnten. „Mit Sitzmöglichkeiten, wo man sich in Ruhe aufhalten kann, ohne die Sorge haben zu müssen, einen Fußball an den Kopf zu bekommen“, so Klein. Dabei möchte sie die Ideen der Schülerschaft einbinden.
Vielleicht könnten sich durch die Gelder auch Projekte im Bereich der Alltagsunterstützung ergeben. „Ich habe einem Schüler aus Klasse fünf jetzt gezeigt, wie ein Doppelknoten geht“, erzählt die MCR-Konrektorin. Sie fände es gut, Kindern mit solchen Nachholbedarfen in lebenspraktischen Dingen eine zusätzliche Unterstützung an die Hand geben zu können.
Land gibt extra Geld für Schulsozialarbeiter-Stunden an den Startchancen-Schulen
Säule drei umfasst schließlich das zusätzliche Personalbudget, das laut Nadine Granow-Keysers beim Land verbleibe. „Da sind wir als Schulträger außen vor.“ Die Schulen bekommen Stellen-Anteile zugewiesen für einen Schulsozialarbeiter oder eine Kraft im multiprofessionellen Team. Die Marie-Curie-Realschule wird von den drei Bottroper Startchancen-Schulen hier am umfangreichsten bedacht mit einer vollen Stelle, die Jessica Klösener ausfüllt.
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Bislang bekleidete Klösener die an der Realschule bereits vorhandene halbe Schulsozialarbeiter-Stelle, die in der Trägerschaft der evangelischen Kirche liegt. Diese sei nun ausgeschrieben. So positiv es sei, diesen Bereich aufzustocken, so schwierig sei es, entsprechende Fachkräfte zu finden, sagen Jessica Klösener und Susanne Klein unisono: „Der Markt ist leergefegt.“