Bottrop. Um für die Herbstkirmes Platz zu machen, zieht der Bottroper Wochenmarkt Ende September um. Warum Händler das teils kritisch sehen.
Die Herbstkirmes steht kurz bevor. Von Freitag, 27. September, bis Montag, 30. September, drehen sich in der Innenstadt wieder die Fahrgeschäfte. Ähnlich wie es die Bottroper bereits von der Karnevalskirmes im Frühjahr kennen, findet auch die Herbstkirmes in diesem Jahr über die Innenstadt verteilt statt.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
Anstelle der Osterfelder Straße als Kirmesplatz setzt man erneut auf die Flächen des Kirchplatzes von St. Cyriakus, Hochstraße und Poststraße. Hinzu kommt auch der diesjährige Michaelismarkt, der am Samstag und Sonntag stattfindet und in diesem Jahr auf dem Ernst-Wilczok-Platz vor dem Rathaus seinen Platz findet.
So rechnen die Verantwortlichen am letzten September-Wochenende mit einer vollen und belebten Innenstadt. Ganz ohne seine Schattenseiten kommt die Nutzung der Innenstadt als Kirmesplatz jedoch nicht daher. Denn der Wochenmarkt, der traditionell mittwochs und samstags stattfindet, muss in der Kirmeswoche der Herbstkirmes weichen.
Schlecht organisiert und zu wenig Parkmöglichkeiten: „Die machen damit den Markt selbst kaputt“
Wie schon bei der Karnevalskirmes, bedeutet die Nutzung der Innenstadt als Kirmesplatz eine Verlegung des Marktes. Im Frühjahr musste etwa der Berliner Platz für den Wochenmarkt herhalten. Dieses Mal soll stattdessen der Gleiwitzer Platz am Mittwoch, 25., und Samstag, 28. September, als Alternativort für den Wochenmarkt dienen.
Die Stadt Bottrop informiert umfangreich über die Verlegung, sowohl mit Handzetteln, die die Markthändler austeilen, als auch mit Werbebannern in der Innenstadt.
Dennoch kommt die Verlegung des Standortes bei einigen Markthändlern nicht gut an. Man mache sich Sorgen um ausbleibende Kunden und ein miserables Geschäft. „Die Idee finde ich überhaupt nicht gut“, findet Marina Heitz klare Worte. Hinter der Verkaufstheke von Geflügel Heitz steht sie normalerweise vor St. Cyriakus. Dass sie Ende September umziehen soll, sieht sie kritisch.
„Das Problem ist, dass unsere Kunden uns erst einmal suchen müssen und nicht wissen, wo wir an dem Tag stehen“, sagt sie. Das schrecke viele, der vor allem älteren Kundschaft ab, an diesem Tag auf den Bottroper Markt zu gehen. Und auch die fehlenden Parkmöglichkeiten, die durch Kirmes und Michaelismarkt entstehen werden, seien ein Problem. „Das Ganze ist schlecht organisiert. Die machen damit den Markt selbst kaputt“, stellt sie sich entschlossen gegen die Verlegung.
Kaum Kunden werden kommen: Markthändler von der Verlegung enttäuscht
Ähnlich sieht das auch Doris Haseke, die auf dem Wochenmarkt Pflanzen und Blumen verkauft. Dass man es dem Markt so schwer mache, das verstehe sie vor allem mit Blick auf die sowieso schon schwierige Lage des Bottroper Wochenmarktes nicht. „Es wird hier sowieso schon immer weniger. Die Händler gehen weg von hier und das Durchschnittsalter der Marktbesucher ist deutlich über 60“, sagt sie. In so einer Situation den Markt zu verlegen, sei ganz großer Mist. „Der Markt geht kaputt“, sagt sie.
Ob sie Ende September mit ihrem Stand auf den Gleiwitzer Platz umzieht, wisse Haseke im Moment noch nicht. „Nur die wenigsten Leute werden mich dort finden. Das lohnt sich kaum.“ Ihre Blumen und Pflanzen anstatt in Bottrop in einer anderen Stadt anzubieten, das kommt für Doris Haseke dennoch nicht infrage. Auch wenn ihr die Verlegung und die Handhabung im Umgang mit dem Markt von Seiten der Stadt nicht gefalle, wolle sie dem Markt hier weiterhin die Treue halten.
„In Bottrop ist der Markt grundsätzlich schon schwächer als in anderen Städten“
Noch deutlichere Worte findet Olga Dubiel, die schon seit vielen Jahren hinter der Verkaufstheke des traditionellen Käsestands auf dem Bottroper Markt steht. „Es ist grauenhaft“, sagt sie. Sie fühle sich als Markthändlerin von Seiten der Stadt nicht berücksichtigt und hat nur wenig Verständnis für die Entscheidung, die Herbstkirmes dem Wochenmarkt vorzuziehen. „Warum müssen wir der Kirmes Platz machen und wieso wird die Kirmes nicht einfach verlegt?“, ärgert sie sich.
Dieses Mal wolle sie es noch einmal versuchen und der Verlegung auf den Gleiwitzer Platz eine Chance geben. Aus ihrer Erfahrung vom Markttag auf dem Berliner Platz im Zuge der Karnevalskirmes, gehe sie allerdings von einem Reinfall aus.
- „Es reicht!“: Anwohner ist von Knallern gefrustet
- Kneipe könnte zu Kita werden: Warum Bottrop dagegen ist
- Hotel, Wohnungen, Einkaufen: Die Pläne fürs Hansa-Center
- Zehn Jahre Bierhaus: Hier ist der Gast König
„Beim letzten Mal lief die Verlegung sehr schlecht. Die Kunden kommen einfach nicht. Das wird dieses Mal genau so laufen“, denkt sie. „In Bottrop ist der Markt grundsätzlich schon schwächer als in anderen Städten. Wir sind trotzdem sehr gerne hier, weil es schon Tradition ist und unsere Kunden uns ans Herz gewachsen sind.“
Sollte ihre Vermutung jedoch stimmen und die Kunden während der Herbstkirmes ausbleiben, würde sie sich beim nächsten Mal an einer erneuten Verlegung des Marktes auf einen Ausweichplatz nicht mehr beteiligen und an diesen Tagen dann lieber in eine andere Stadt gehen.