Bottrop. Karen Drews ist Ingenieur, kein Gastronom. Wie er mit Unterstützung von Klaus Lenko und dem alten Team das Traditionshaus wiederbeleben möchte.

Karen Drews ist Diplom-Ingenieur und Wahl-Bottroper, das offensichtlich mit Leib und Seele. Jetzt hat er das traditionsreiche Forsthaus Specht von Familie Lenko gekauft (die WAZ berichtete) und möchte dieses Stück Bottroper Stadt- und Gastronomiegeschichte am liebsten in vollem Umfang wie bisher weiterführen.

Möchte er also dort anknüpfen, wo die Restaurant-Tradition Ende 2022 abrupt geendet hat? „Auf jeden Fall“, sagt Karen Drews. „Ich möchte das Haus in dem Stil wieder öffnen, wie es bisher lief, mit deutscher Küche, als Haus für die ganze Familie, Feste und Feiern, mit Garten und Terrasse“, so 61-Jährige, der in Bottrop, an der Horster Straße, aber auch in Düsseldorf und Duisburg Ingenieurbüros (TÜV) betreibt.

Forsthaus Specht steht für über 100 Jahre Gastlichkeit in Bottrop

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der WAZ ist kein Schreibfehler unterlaufen. Karen ist in Armenien ein männlicher Vorname. Von dort aus kam Drews 1993 nach Deutschland, ließ sich in Bottrop-Süd nieder, wo er bis heute lebt. „Hier habe ich mein Geld verdient und möchte es auch hier wieder investieren, in der Stadt, die meine Heimat geworden ist.“ Das ist so ein Ort wie Forsthaus natürlich geradezu prädestiniert.

Schon in den 1920er Jahren war Forsthaus Specht ein Gasthof. Hier scheinen gerade Gäste aus einem der damals noch raren Automobile auszusteigen.
Schon in den 1920er Jahren war Forsthaus Specht ein Gasthof. Hier scheinen gerade Gäste aus einem der damals noch raren Automobile auszusteigen. © Stadtarchiv Bottrop | Georg Lücker

Schon früher habe er mehrfach dort gegessen und sei immer begeistert gewesen, so der Vater zweier Söhne und mehrfacher Großvater. Und: „Deutschland hat mir alle Türen geöffnet, alle Möglichkeiten gegeben. Ein tolles Land. Und wenn ich jetzt etwas zurückgeben kann, so einen urtypischen Ort erhalten kann, dann mache ich das.“

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Als er hörte, dass das Forsthaus noch nicht verkauft sei, habe er Kontakt zu Klaus Lenko aufgenommen. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden und ich bin froh, als Klaus Lenko sagte, er würde mich bei der Wiedereröffnung unterstützen. „Ich glaube, wir sind noch das, was man als ,Männer alter Schule‘ bezeichnet, man schaut sich in die Augen, schlägt ein und weiß, dass man sich darauf verlassen kann“, sagt Karen Drews.

Dieses Bild von 2007 aus dem Wäldchen heraus fotografiert zeigt, wie das alte Forsthaus im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und umgebaut wurde, bis hin zu Wintergarten und Terrasse.
Dieses Bild von 2007 aus dem Wäldchen heraus fotografiert zeigt, wie das alte Forsthaus im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und umgebaut wurde, bis hin zu Wintergarten und Terrasse. © WAZ | Birgit Schweizer

Das gute Gefühl bestätigt auch Klaus Lenko im Gespräch. „Ich werde Herrn Drews auf jeden Fall mit Rat und Tat zur Seite stehen, ich kenne ja unser altes Haus noch wie meine Westentasche und auch viele Stammkunden noch von früher“, so der neue Alt-Eigentümer.

Gemeinsam wollen sie versuchen, zumindest einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Küche und Service aus dem früheren Team wieder zurückzuholen. Karen Drews schwärmt von der Lage am Waldrand. Am liebsten würde dort auch Tiere als Streichelzoo für Kinder halten, zumindest aber Hühner für frische Eier in der Restaurantküche. Früher soll es sogar Rehe gegeben haben, habe Familie Lenko erzählt. Aber dann hätte es geheißen: Das Grundstück, immerhin alles in allem 10.000 Quadratmeter, sei zu klein. Aber eine Hundewiese gibt es ja schon.

Der neue Eigentümer möchte mit dem Restaurant einen Traum verwirklichen

„Ich könnte mir vorstellen, etwas dazuzukaufen oder zu pachten, damit das dann wieder möglich würde“, so der neue Eigentümer. Aber man müsse ja nicht alles auf einmal machen. Das zeigt aber schon seine Idee, Forsthaus Specht wieder zu einem Haus zu machen für alle Menschen, egal, ob alt oder jung, wohlhabend oder weniger betucht. Auf jeden Fall kein Schicki-micki-Laden, sondern ein offenes Gasthaus mit guter Küche für alle und natürlich ein Trauort soll es wieder sein.

Er müsse keine Riesenprofite da herausholen. „Mein Geld verdiene ich ja mit meinen anderen Geschäften, das Gasthaus soll natürlich keine Verluste machen, aber es soll wieder funktionieren.“ Forsthaus Specht sei für ihn so etwas wie Traum, den er verwirklichen möchte. Und dass ihm dabei Klaus Lenko helfen möchte: „Einfach wunderbar.“ Klaus und Heidi Lenko wären jedenfalls lebenslang seine Gäste. Jetzt heißt es aber erst einmal: Ärmel hochkrempeln und mit der Arbeit beginnen.