Bottrop. .
Die Gaststätte Schäfer an der Osterfelder Straße hat eine bewegte Geschichte. Heute feiert die Kneipe offiziell ihren 100. Geburtstag. Grund genug, um mal in den Archiven zu stöbern und zurückzublicken: Eigentlich lässt sich die Historie des Wirtshauses bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Einem WAZ-Artikel vom 23. Januar 1958 zufolge wurde die Gaststätte Schäfer 1821 vom Soldaten Heinrich Schäfer gegründet. Er ließ am Pferdemarkt – dort, wo heute die Stadtsparkasse steht – ein Haus errichten, das erst 1913 abgerissen wurde und 90 Jahre als Gaststätte diente.
„Zirka 1880 hat Johannes Schäfer das Wirtshaus von seinem Vater Heinrich übernommen“, sagt Erika Borgmann (86) (geb. Schäfer). Erika Borgmann ist die Tochter von Hans Schäfer, Sohn von Johannes Schäfer.
Moderner Neubau im Jahr 1913
Nachdem das alte Haus 1913 abgerissen wurde, baute Johannes Schäfer an derselben Stelle neu. Mit dem dreigeschossigen Neubau beginnt die offizielle Geschichte der Gaststätte Schäfer. „Um 1922 herum hat mein Vater Hans die Gaststätte dann weitergeführt“, erzählt Erika Borgmann. Sowohl Johannes als auch Hans seien in Kriegszeiten von der Wehrmacht eingezogen worden. In dieser Zeit habe Hans’ Ehefrau Katharina den Betrieb geleitet – mit der Unterstützung ihrer Schwester Franziska „Sissi“ Schäfer. „Stammgäste waren auch in der Folgezeit vor allem Handwerker und höhere Beamte. Gegen 18 Uhr kamen Rathausmitarbeiter und haben sich zum Kartenspielen getroffen.“
Hans und Katharina Schäfer hatten vier Kinder: Erika (heute Borgmann), Hans, Irmgard und Katharina. „Nach dem zweiten Weltkrieg war die Situation zerfahren. Die Deutsche Bank ist damals bei uns eingezogen, weil ihr Gebäude zerstört war“, erzählt Erika Borgmann. Erst 1954 soll die Bank wieder ausgezogen sein, und Hans Schäfer veranlasste in Zusammenarbeit mit dem Bottroper Architekten Hubert Plankermann einen großen Umbau. Dank Schwebedecke und der neuen aus rauhen Klinkerriemchen gemauerten Theke ein „architektonisches Schmuckstück“, wie es am 9. Juli 1954 in der WAZ heißt.
1955 entschied die Stadt Bottrop, dass sie das Grundstück am Pferdemarkt kaufen möchte – für den Bau der Stadtsparkasse. Sie bot dem Wirt ein benachbartes Grundstück als Ersatz an. Widerwillig verkaufte Hans Schäfer und zog um. 1958 wurde das alte Gebäude abgerissen, und es entstand das Haus an der Osterfelder Straße, in dem sich die Gaststätte noch heute befindet. Nach seinem Tod gab Hans Schäfer den Betrieb an seine Tochter Katharina weiter. Sie führte das Wirtshaus etwa ab 1972 zusammen mit ihrem Ehemann Hubert Heger, dessen Namen sie angenommen hatte.
1982 gab die Familie Schäfer den Betrieb auf – der Name blieb. „Dann war da die Firma Dröll drin, die aber später Pleite ging.“ In der Folge versuchten sich viele Wirte an der Kneipe – mit wenig Erfolg, berichtet Rainer Heger, Sohn von Katharina und Hubert Heger. „In der Zeit geriet die Familientradition in Vergessenheit. Die alten Bilder waren weg, die Stammgäste blieben aus.“ Erst seit Abdel Hamadi 2009 einstieg, habe sich das wieder geändert. „Ich finde es toll, dass er sich so für den Traditionsnamen Schäfer einsetzt.“