Bottrop. In ganz Deutschland melden die Landwirte schlechte Ernten. Das sagen Bottrops Bauern über die erwarteten Erträge und die Preise.

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) berichtet über unterdurchschnittlich schlechte Ernten in diesem Jahr. Der Grund dafür sind die starken Niederschläge, grade zu Jahresbeginn. Diese sorgten dafür, dass die Saatzeit später beginnen konnte, und schädigten nachhaltig die Böden. Wie fällt die Bilanz der Kirchhellener Landwirte aus?

Kirchhellens Bauernsprecher Frederik Steinmann: „Wasser kann nicht versickern“

Frederik Steinmann, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsvereins Kirchhellen, spricht von „unterschiedlichen Erträgen“. Je nach Lage und je nach Anbau unterschieden sich die Ergebnisse stark. Genaue Zahlen hat er noch nicht, da die Ernte noch nicht vollständig eingebracht ist.

„Im Kirchhellener Norden sind aufgefüllte Flächen nach dem Kiesabbau schlechter nutzbar, da das Wasser keine Möglichkeit hat, abzufließen. Gleiches gilt auch für Flächen, die durch Bergbau abgesackt sind. Dort kann das Wasser von den starken Niederschlägen nicht versickern.“

Die schlechten Ernten beim Weizen werden aber nach seiner Ansicht nicht durchschlagen auf die Verbraucherpreise für Mehl und Brot: „Zu den Preisen vor dem Ukrainekrieg werden wir es nicht zurückschaffen. Aber einen starken Anstieg würde ich aktuell nicht vermuten.“

Philipp Maaßen: „Anbaukosten haben sich verdoppelt“

Landwirt Phillipp Maaßen sieht die Prognose des WLV auf seinen Feldern bestätigt. „Die Qualität leidet unter den vielen Niederschlägen.“ Durch die Niederschläge „haben sich die Anbaukosten verdoppelt. Da bleibt es nicht aus, dass man das auch an den Preisen sehen wird.“

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Durch den vielen Regen sind Kartoffeln und Zwiebeln häufiger von Pilzkrankheiten betroffen. Dadurch sinkt die Qualität der Produkte. Aktuell läuft auf dem Hof Maaßen die Apfelernte der frühen Sorten. Auch hier sind Auswirkungen sichtbar. „Die Bäume haben Probleme mit Mehltau.“

Die Kürbisse befinden sich im Anbau und auch dieses Jahr wird es die Kürbispyramide ab Mitte Oktober wieder geben. Das Halloween-Hoffest findet statt am Samstag und Sonntag, 26. und 27. Oktober.

Zum Hoffest stapelt Bauer Philipp Maaßen wieder seine Kürbispyramide (Archivbild).
Zum Hoffest stapelt Bauer Philipp Maaßen wieder seine Kürbispyramide (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eberhard Schmücker: „Bei uns sieht so weit das Meiste gut aus.“

Der Schmücker Hof scheint weniger Probleme mit der Ernte zu haben. Im Vergleich zum letzten Jahr laufe die Blaubeerenernte ähnlich gut, ebenso die Erdbeeren. „Bei den Birnen und Äpfeln sieht es etwas mau aus,“ sagt Eberhard Schmücker. Der Frost im Frühjahr habe die Bäume geschwächt. Die Preise sollen in etwa gleich bleiben. Aber die Anbaukosten müssen auf die Produktkosten umgelegt werden.

Eberhard Schmücker in seiner neuen Unterkunft für Erntehelfer
Eberhard Schmücker in seiner neuen Unterkunft für Erntehelfer © Nina Stratmann

Auf dem Schmücker Hof können Blaubeeren, Erdbeeren, Äpfel und Birnen selbst gepflückt werden. Wenn die Nachfrage weiter wächst, können Schmückers sich vorstellen, das Angebot weiter auszuweiten. „Das hängt ganz von den Leuten ab. Aber wir werden versuchen, die Selbstpflücker besser vor der Witterung zu schützen.“

Appell an Autofahrer: Nehmt Rücksicht!

Momentan ist die Ernte in vollem Gange, deswegen sind in Kirchhellen viele Landmaschinen auf den Straßen unterwegs. Der Appell des WLV-Vorsitzenden Hubertus Beringmeier: „Wir hoffen auf das Verständnis der Bevölkerung, wenn es in der Folge zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr kommt. Wenn alle Beteiligten aufeinander Rücksicht nehmen und Acht geben, sollte die Ernte zügig und ohne Probleme abgeschlossen werden. Rücksicht macht Wege breit.“