Bottrop. Teilstück einer Straße in der Bottroper Innenstadt bekommt spezielle Entwässerung. Warum die Stadt dieses System baut und wie es funktioniert.

Zwischen Jahnstraße und Ortbergstraße werden in der Baustelle am Lamperfeld demnächst acht Baumscheiben mit Rigolen verbaut. Mit diesem speziellen Entwässerungssystem betritt die Stadt ein gewisses Neuland. Denn in dieser Größenordnung bei einer Straßen- und Kanalbaumaßnahme wie am Lamperfeld hat sie dieses System bisher nicht geplant.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Aktuell herrscht genau die Witterung, für die dieses System entwickelt worden ist. Erst viele Tage mit Regen, jetzt wieder einige trockene Tage. „Die Idee ist, dass das anfallende Regenwasser nicht nur in die Kanalisation geleitet wird. Das Wasser kann von der Fahrbahn in die Baumscheiben abfließen“, erklärt Klaus Müller, Technischer Beigeordneter.

Die in einer Mulde ansässige Rigole dient als Speicher. Das enthaltene feinporige und durchlässige Substrat saugt das Wasser wie einen Schwamm auf und gibt es bei Trockenperioden an die Bäume ab – quasi eine unterirdische Bewässerung. Bei starken Regenfällen wird die Kanalisation auf diese Weise zudem entlastet. Und noch einen Effekt hat das System: Die Bäume verdunsten mehr Wasser, dadurch entstehen weniger Hitzeinseln.

Vor Ort bei der Vorstellung des neuen Entwässerungssystems. Von rechts: Klaus Müller (Technischer Beigeordneter), Lisa Sitzlack (Fachbereich Tiefbau), Markus Wenker (Leiter Bezirksverwaltungsstelle), Klaus Kalthoff (Bezirksbürgermeister-Mitte), Steffen Jonek (Leiter des Fachbereichs Tiefbau) und Daniela Moser (Fachbereich Tiefbau) in der Straße Am Lamperfeld.
Vor Ort bei der Vorstellung des neuen Entwässerungssystems. Von rechts: Klaus Müller (Technischer Beigeordneter), Lisa Sitzlack (Fachbereich Tiefbau), Markus Wenker (Leiter Bezirksverwaltungsstelle), Klaus Kalthoff (Bezirksbürgermeister-Mitte), Steffen Jonek (Leiter des Fachbereichs Tiefbau) und Daniela Moser (Fachbereich Tiefbau) in der Straße Am Lamperfeld. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bis jetzt ist es so, dass der Fachbereich Umwelt und Grün die Straßenbäume im Stadtgebiet bei langer Trockenzeit bewässert. Klaus Müller erhofft sich mit diesem neuen Entwässerungssystem auch eine Ersparnis der Pflegekosten für die Bäume.

Die Maßnahme am Lamperfeld gilt als Testphase für Bottrop. Zum Beispiel muss noch die Zukunft zeigen, über welchen Zeitraum das Substrat das Regenwasser speichern kann.

Das Gefälle am Lamperfeld war bei der Planung eine besondere Herausforderung

In den kommenden Wochen wird die Drainage im Zuge der Straßenerneuerung entlang der Bordsteine und Parkplätze eingebaut. Inspiriert wurden die städtischen Fachbereiche Tiefbau und Umwelt von ähnlichen Straßenbauprojekten mit Baumrigolen in Bochum.

„Das Besondere hier ist das relativ starke Gefälle“, sagt Klaus Müller über den Standort Lamperfeld. Wenn das Wasser später die Straße von oben hinunterläuft, soll auch die letzte Baumscheibe auf Höhe der Ortbergstraße erreicht werden.

Ein Teil der Baumscheiben ist unterirdisch miteinander verbunden

Hierfür werden auf der südlichen Straßenseite unterirdisch zusätzliche Abzweigungen an das mit Kokosfasern ummantelte Drainagerohr gelegt, sodass alle vier Rigolen separat Wasser erhalten. Alle vier auf diesem Teilstück der Straßenseite sind unterirdisch miteinander verbunden.

Auf der nördlichen Seite mit starker Wohnbebauung liegen viele Versorgungsleitungen, sodass zwar Drainagerohre verlegt werden – aber ohne Abzweigungen für jede einzelne Rigole und ohne miteinander miteinander verbunden zu sein. Ein Notüberlauf soll jedoch eine Überlastung des Systems verhindern. Das Wasser wird dann bei Starkregen direkt in die Kanalisation abgeleitet.

Was am Lamperfeld als ein Testlauf beginnt, soll möglichst bald im Stadtgebiet häufiger umgesetzt werden. Bei künftigen Straßenbaumaßnahmen soll dieses Entwässerungssystem mit Baumrigolen zumindest in den Überlegungen miteinbezogen werden, so Klaus Müller. Ob es dann auch angewendet wird, ist von Maßnahme zu Maßnahme abhängig.