Bottrop. Ein junger Mann aus Bottrop chattet mit kleinen Mädchen und lebt dabei seine sexuellen Gewaltphantasien aus. Er gibt auch Vergewaltigung zu.

Diese Anklage ist kaum zu ertragen. Eine halbe Stunde hat es am Donnerstag gedauert, bis der Staatsanwalt sie verlesen hatte. Es war eine Aneinanderreihung von unfassbaren Chat-Nachrichten, die nur ein Thema hatten: schlimmste, sexuelle Gewaltphantasien. Geschrieben hat sie ein 23-Jähriger aus Bottrop. Die Empfängerinnen waren kleine Mädchen – elf, zwölf oder 13 Jahre alt.

Als der Angeklagte von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal des Essener Landgerichts geführt wurde, zog er sich die Kapuze seines Pullis komplett übers Gesicht. Später kämpfte er immer wieder mit seinen Emotionen. Er zitterte, hielt sich die Hände aus Scham vors Gesicht.

Angeklagter Bottroper sucht kleine Mädchen: „Altersgrenze lag bei zwölf“

Über drei Jahre lang hat der Bottroper in den sozialen Medien nach kleinen Mädchen gesucht – und sie auch gefunden. „Meine Altersgrenze lag bei zwölf“, sagte er den Richtern der 24. Strafkammer. „Das war für mich optimal.“

Er forderte die Schülerinnen zu sexuellen Handlungen auf, schrieb, wie er sie quälen und erniedrigen würde. „Stell dir vor, deine Augen sind verbunden und deine Hände sind hinter deinem Rücken gefesselt“, textete er einer Zwölfjährigen. Einem elfjährigen Mädchen schickte er unter anderem diesen Satz: „Es wird dir sehr weh tun.“

Tausende kinderpornografische Bilder und Videos bei Bottroper gefunden

Mit einigen der Mädchen hat sich der Angeklagte auch tatsächlich getroffen. Eine 13-Jährige wurde im Treppenhaus eines Einkaufszentrums in Datteln gleich zweimal vergewaltigt. Später schrieb er ihr: „Ich will das wiederholen.“ Die Bottroper Wohnung des 23-Jährigen war zwischen 2021 und 2023 gleich dreimal durchsucht worden. Dabei sind tausende kinderpornografischer Bilder und Videos gefunden worden. Im Januar dieses Jahres ist der Bottroper schließlich festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Als die Richter ihn am ersten Verhandlungstag fragten, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle, richtete sich der 23-Jährige gerade auf und legte ein umfassendes Geständnis ab.

„Sehr geehrte Damen und Herren“, begann er seine Erklärung. „Ich möchte mich entschuldigen – bei den Geschädigten, bei den Angehörigen und bei den Polizeibeamten, die die Dateien durchsehen mussten.“ Alles, was in der Anklage stehe, sei richtig. „Ich bestreite keinen einzelnen Punkt.“

Angeklagter ist von sich selbst geschockt: „Das ist einfach nur ekelhaft“

Wie es dazu kommen konnte? „An einem bestimmten Punkt in meinem Leben hat es mich einfach gereizt, diese Konversationen zu führen.“ Heute sei er selbst geschockt. „Ich habe mit Entsetzen zur Kenntnis genommen, was ich da geschrieben habe – und was ich getan habe. Das ist einfach nur ekelhaft.“

Fast 60 Vorwürfe sind in der Anklage aufgelistet. Dabei geht es um 17 kleine Mädchen, um Missbrauch, Kinderpornografie und Vergewaltigung.

„Das war alles ein schleichender Prozess“, so der Bottroper. „Ich habe das anfangs nicht als Problem gesehen.“ Er selbst will damals bereits harte Drogen konsumiert haben – Kokain und LSD. „Das Kokain hat den Reiz, der in meinem Kopf war, noch verstärkt“, sagte er den Richtern. Als Ausrede wolle er den Drogenkonsum aber nicht verstanden wissen.

Keine Erinnerungslücken: „Ich weiß noch alles“

Und auch auf Erinnerungslücken will sich der 23-Jährige nicht berufen. Als die Richter ihn nach der 13-Jährigen fragen, mit der er sich in Datteln getroffen hat, antwortete er: „Ich weiß noch alles. Ich erinnere mich sogar an ihre Jacke und ich weiß auch noch, welches T-Shirt sie anhatte.“

Die Essener Richter haben für den Prozess zunächst noch sieben Verhandlungstage vorgesehen. Mit einem Urteil ist voraussichtlich erst Anfang Oktober zu rechnen.