Bottrop. Bottrops Erdbeerfelder sind fast abgeerntet. Ab jetzt gibt es sie nur noch aus dem geschützten Anbau. So lief die Saison bis jetzt.

Kaum sommerliche Tage in den letzten Wochen haben es den Erdbeeren auf Bottrops Feldern nicht gerade leicht gemacht. Viel Regen und wenig Sonnenschein haben die diesjährige Erdbeersaison geprägt. Das Interesse an den süßen Früchten war dennoch groß. Doch wie fiel die Erdbeerernte in dieser Saison wirklich aus?

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„Die Witterung in diesem Jahr war wirklich, na ja, anspruchsvoll“, sagt Eberhard Schmücker. Der Bottroper Landwirt ist im Frühjahr und Sommer vor allem auch für Selbstpflücker eine Anlaufstation. „Hier bei uns in der Region sind wir wetterbedingt aber noch mal glimpflich davon gekommen. Da war es in anderen Orten noch schwieriger“, weiß er.

Seit Ende April verkauft Eberhard Schmücker auf seinem Hof in Kirchhellen seine eigenen Erdbeeren. Sein Anspruch: Von April bis in den Oktober hinein frische Erdbeeren anbieten zu können. Damit das klappt, setzt der Landwirt in den späteren Monaten auf den geschützten Anbau. „Die Freilandsaison ist jetzt bald zu Ende. Ich denke, in einer Woche ist alles weg. Aber danach ernten wir bei uns dann die Erdbeeren aus dem geschützten Anbau.“ Seine Verkaufsbude an der Martinskirche hat Schmücker schon geschlossen.

Freilandanbau wird immer unattraktiver: Weniger Risiko birgt der geschützte Anbau

Obwohl die Erdbeeren im überdachten Anbau deutlich unabhängiger vom Wetter sind als die Pflanzen im Freiland, hofft er in den nächsten Wochen endlich auf den Sommer. Die sogenannte „Schmückers Beste“ wird dann bis zum Ende des Sommers auf dem Hof zu kaufen sein. „Die Sorte ist noch mal viel anspruchsvoller und bekommt von uns im geschützten Anbau noch mehr Liebe. Das schmeckt man dann auch“, sagt er.

„Ich finde es trotzdem erstaunlich, wie gut die Freiland-Erdbeeren dieses Jahr gewachsen sind und wie gut sie geschmeckt haben.“ Denn die Pflanzen draußen seien der Witterung nun mal Tag und Nacht ausgesetzt. Trotz allem habe er in dieser Saison tolle Erdbeeren geerntet, zieht er Bilanz. Und noch sei ja lange nicht Schluss. „Es war eine anspruchsvolle Zeit, aber alles in allem war es bis jetzt wirklich okay“, so sein Eindruck.

Für die nächste Erdbeersaison wolle er allerdings aus den diesjährigen wetterbedingten Herausforderungen Rückschlüsse ziehen und vermehrt auf den geschützten Anbau setzen. „Der Erdbeeranbau ist allgemein sehr arbeitsintensiv. Da muss man sich gut überlegen, wie man sein Risiko minimieren kann“, erklärt er. Denn ohne die Sicherheit des geschützten Anbaus sei der Erdbeeranbau heutzutage nicht mehr möglich.

Eintrittsgeld für Selbstpflücke verhalf Umberg zum Ansturm auf seine Erdbeeren

Ähnlich sieht das auch Jörg Umberg. Der Landwirt setzt bereits seit längerem auch auf den geschützten Anbau von Erdbeeren und weiß: Nur mit Freiland-Anbau hätte er in dieser Saison vor Herausforderungen gestanden. „Der geschützte Anbau hat super funktioniert. Da bin ich mit der Saison durchweg zufrieden.“

Ganz anders sieht das jedoch im Freiland aus. „Da hatten wir dieses Jahr deutlich mehr Ausfälle und dadurch Einbußen“, weiß er. Grund dafür war auch bei ihm vor allem der viele Regen. Alles in allem ist Jörg Umberg mit der diesjährigen Erdbeersaison bis jetzt zufrieden. Vor allem eine Tatsache hat ihm in diesem Jahr dabei in die Karten gespielt: die Einführung eines Eintrittsgeldes.

„Durch das Eintrittsgeld für die Selbstpflücke gab es sehr viel Berichterstattung über den Hof und das Pflücken bei uns. Wir wurden dadurch von Besuchern nur so überrannt“, erzählt er. Aus Köln oder Bielefeld seien die Leute bis zu ihm gekommen, um hier Erdbeeren zu pflücken. Ein Erfolg für den Landwirt, mit dem er so nicht gerechnet hätte. Zwar wisse er, dass das in diesem Jahr ein Einmal-Effekt gewesen sei, mit dem er im nächsten Jahr so nicht kalkulieren könne, zufrieden über sein Konzept ist er dennoch. „Ich habe immer sehr an das Konzept vom Selbstpflücken geglaubt und daran festgehalten, als viele andere das nicht mehr weiter machen wollten. Das zahlt sich jetzt aus“, sagt er stolz.

Erdbeeren hatten Regen bedingten Stress: „Keine top-Saison, aber auch keine schlechte“

Selbstpflücksaison in Bottrop Kirchhellen
In Sachen Erdbeeren setzen immer mehr Landwirte auf den geschützten Anbau. So wie Jörg Umberg auf seinem Selbstpflück-Hof. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

„Es war keine top-Saison, aber auch keine schlechte“, reiht sich Frederik Steinmann in die Bilanz mit ein. Er habe die Saison als durchschnittlich empfunden und ist rückblickend zufrieden. Durch den vielen Regen hätten auch seine Erdbeeren Stress gehabt, das habe man aber in den Griff bekommen.

Viel mehr zu schaffen gemacht hat dem Landwirt jedoch eine Baustelle direkt neben seinem Selbstpflückfeld in Gladbeck, das dadurch gut zwei Wochen kaum von Besuchern erreicht werden konnte. „Das sind dann immer so Überraschungen in der Saison, mit denen man nicht rechnet und die einem mehr zu schaffen machen als schlechtes Wetter.“ Anders als bei seinen Kollegen mit geschütztem Anbau ist bei ihm die Erdbeersaison bereits beendet. „Wir haben alle Felder abgeerntet und starten jetzt mit unserem Blaubeerfeld in die Hauptsaison“, sagt er.