Bottrop. Carmen Böhm stört der Müll im Köllnischen Wald. Sie will aber nicht nur meckern, sondern anpacken. Und hofft, dass sich andere anstecken lassen.

Carmen Böhm mag sich nicht mehr einfach nur ärgern und schimpfen. Tatkräftig will sie das angehen, was sie stört. Und das ist: der Müll, den sie immer wieder im Köllnischen Wald vorfindet. Dem entgegen setzt sie die Aktion Waldfegen. Und hofft am 4. August auf möglichst viele Teilnehmer, die sie beim Abfall einsammeln unterstützen.

„Wir haben einen kleinen Dackel“, erzählt die 40-Jährige. „Wenn ich mit dem im Köllnischen Wald spazieren gehe, habe ich immer Müll herumliegen sehen.“ Wenn sie das sieht, tun ihr vor allem die Waldtiere leid, die das von Menschen Weggeworfene ertragen müssen und sich nicht dagegen wehren können. „Das macht mich traurig. Und das macht mich sauer.“ Doch sich zu ärgern, bringe ja nichts. „Davon wird sich nichts verändern.“ Sie schritt zur Tat.

Und nahm erst nur zusammen mit ihrem Mann eine Tüte mit zum Spaziergang, um hier und dort Abfälle einzusammeln. Dann entstand die Idee, das öffentlich zu machen, in erster Linie über die sozialen Netzwerke. „Um Leute zu motivieren, mitzumachen.“

Zersplittertes Glas in den Büschen

Beim Spazieren, Joggen und Sammeln hat sie schon alle möglichen und unmöglichen Dinge gefunden, wie Batterien, Socken, Kondome, Q-Tipps, Taschentücher, viel Verpackungspapier von Süßem. „Oft sieht man auch zersplittertes Glas, mitten im Wald, in den Büschen am Wegesrand“, wundert sie sich. „Die Welt vermüllt tatsächlich so ein bisschen.“ Den Bereich an den Stadtteichen habe sie nach einem Wochenende schon in einem besonders schlimmen Zustand vorgefunden. Vollgemüllte Bänke, Plastik- und Glasflaschen, leere Chipstüten. „Das häuft sich so in letzter Zeit. ich weiß nicht, ob irgendwelche Herrschaften da eine Party feiern. . . Eigentlich sind da auch Mülleimer.“

Gemeinsam lässt sich mehr Müll sammeln (Symbolbild).
Gemeinsam lässt sich mehr Müll sammeln (Symbolbild). © FUNKE Foto Services | Volker Herold


In den sozialen Netzwerken sei manchmal zu lesen, dass die, die nicht arbeiten, doch den Müll in der Stadt einsammeln sollten. „Da schüttele ich nur mit dem Kopf. Wenn dich etwas stört, dann musst du dich selbst bewegen. Du kannst nicht immer nur meckern und alles auf andere schieben“, ist ihre Einstellung. Ihre Schwester und ihren Neffen hat sie zum Beispiel damit schon angesteckt - die waren bereits mit ihr mit Mülltüten im Wald unterwegs.

„Bottrop putzt“ reicht nicht

Den alljährlichen städtischen Großreinemach-Tag „Bottrop putzt“ findet Carmen Böhm zwar gut – „aber dieser eine Tag reicht nicht“. Auch zu der Fridays for Future-Bewegung sagt sie: „Eine schöne Sache, aber es reicht nicht. Man kann nicht immer nur reden, man muss auch was tun.“

Sie sei mit Sicherheit niemand, der alle richtig mache. Aber sie versuche einfach, Müll zu vermeiden. In ihrer Firma zum Beispiel – Carmen Böhm arbeitet als Einkäuferin im Büro – habe sie angestoßen, Tassen statt Plastikbecher zu nutzen.

Einmal, im Juni, hat die 40-Jährige bereits bei Facebook einen öffentlichen Aufruf zum Waldfegen gestartet. „Das war aber recht kurzfristig.“ Immerhin eine Dame mit ihrem Sohn sei dorthin gekommen. Am 4. August dürfen es gerne mehr werden. „Ich freue mich über die, die sagen: Ich mache mit“, betont Carmen Böhm. „Der Wald ist groß, da machen viele Leute Sinn.“ Und nach dem Müllsammeln? „Dann sieht man, dass es schöner ist!“