Bottrop. Ob reich oder arm: Das Diakonie-Kaufhaus Kauf.net ist für alle da. Wer genau hinschaut, findet manchmal Schnäppchen und teure Designmöbel.

Jorgen Hovelskov! Sagt Ihnen der Name etwas? Nein? Liebhaber von dänischen Design-Möbeln machen bei dem Namen große Augen. Sein „Harp chair (deutsch: Harfenstuhl) steht zum Verkauf im Kaufhaus Kauf.net. Der Preis: schlappe 1600 Euro.

„Schön ist er nicht“, wird sich der desinteressierte Laie beim Anblick sagen. Aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Stabil wirkt die Holzkonstruktion ebenfalls nicht. Auch die Bequemlichkeit scheint ausbaufähig zu sein. Denn die Sitzfläche besteht nur aus Seilen.

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Wer so ein Möbelstück kauft, hat auch das nötige Kleingeld. Aber im Kaufhaus der Diakonie an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/ Karl-Englert-Straße gibt es Artikel für jeden Geldbeutel – von preiswert bis Luxus. Der Kundenstamm reicht von Professoren, Ärzten, Rentnern mit wenig Geld bis hin zu Bürgergeld-Empfängern.

Menschen mit Berechtigungsschein erhalten Rabatt

Bereichsleiter Marco Bensberg betont, dass Kauf.net ein Kaufhaus für alle ist. Jeder kann dort einkaufen. Im Sortiment sind Möbel, Spielzeug, Kleidung, Schmuck, Geschirr, Schallplatten, technische Geräte und noch mehr – eben typische Kaufhausprodukte. Menschen, die einen Berechtigungsschein besitzen, erhalten zusätzlich Rabatt.

Das Kauf.net des Diakonisches Werkes an der Friedrich-Ebert-Straße.
Das Kauf.net des Diakonisches Werkes an der Friedrich-Ebert-Straße. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Diakonie-Mitarbeiter sind oft selbst überrascht, welche alten Schätzchen oder seltene, skurrile Artikel sie bei Haushaltsauflösungen oder Entrümpelungen zu Gesicht bekommen – wie eben jenen Harfenstuhl. Oder einen dänischen Lehnsessel in Vintage-Optik (Preis: 700 Euro) oder ein Design-Esstisch mit vier Stühlen von Cfc Silkeborg (Preis: 1200 Euro).

Laut Marco Bensberg waren unter den gespendeten Artikeln auch schon mal ein Billardtisch und ein Klavier. Es gibt sogar eine Küche im Wert von mehreren Tausend Euro. Die ist jedoch zu groß für das Kaufhaus und ist deshalb in einem Lager der Diakonie aufgebaut.

Porzellan ist auch bei Kauf.net erhältlich zu günstigen oder zu teuren Preise, wie hier für 175 Euro.
Porzellan ist auch bei Kauf.net erhältlich zu günstigen oder zu teuren Preise, wie hier für 175 Euro. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Gründe, warum die Mitarbeiter von Kauf.net gerufen werden, sind meistens traurig. Entweder ist jemand verstorben, in ein Seniorenzentrum gezogen oder ein Paar hat sich getrennt. Es gibt aber Ausnahmen.

Ein Zeugnis davon ist ein nur wenige Wochen altes Boxspringbett, was zurzeit im Kaufhaus vorrätig ist. „Ein junges Paar ist frisch zusammengezogen“, sagt Marco Bensberg. Auf dieses Boxspringbett konnten sie jetzt ihrer Liebe wegen verzichten.

So funktioniert die Sachspende beim Kaufhaus Kauf.net

Die Sachspenden kann man zu den Öffnungszeiten von Kauf.net persönlich vorbeibringen. Oder man klärt vorher einen Termin ab. Das empfiehlt sich vor allem bei großen und sperrigen Spenden wie Möbel oder Ähnlichem.

Dann fahren die Mitarbeiter des Kaufhauses zu der Wohnung oder zu dem Haus. Man nimmt die Gegenstände, die abgegeben werden sollen, genau unter die Lupe. Manche sind ein Fall für die Tonne. Dann fallen lediglich Kosten wie etwa für die Haushaltsauflösung oder Entrümpelung an.

Kleidung für Damen, Herren und Kinder gibt es in der Modeboutique auf 150 Quadratmetern. Hier im Bild: Marktleiter Michael Pigge.
Kleidung für Damen, Herren und Kinder gibt es in der Modeboutique auf 150 Quadratmetern. Hier im Bild: Marktleiter Michael Pigge. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Sollten sich unter dem Hausrat brauchbare Gegenstände als Spende befinden, können sie mit den anfallenden Kosten zur Entsorgung verrechnet werden. Bei der Durchsicht weiß Mitarbeiter Andreas Hollerbach, worauf es ankommt. „Es ist eine Mischung aus Erfahrung, Wissen und Bauchgefühl“, sagt er über seine Herangehensweise.

Das Kaufhaus der Diakonie erstreckt sich auf 650 Quadratmetern. In den Räumen nebenan befindet sich die Modeboutique auf 150 Quadratmetern mit Kleidung für Damen, Herren und Kinder.

Kaufhaus Kauf.net: Was oft verkauft wird und was weniger

Verkaufsschlager sind Textilien und Couchgarnituren. Und was ist kaum gefragt? „Eiche rustikal, Gelsenkirchener Barock“, sagt Bereichsleiter Marco Bensberg. Auch Wohnzimmerschränke in Buche sind kaum noch interessant.

Der ehrenamtliche Mitarbeiter Matthias Kämmerer sortiert Schallplatten in den Räumen des Sozialkaufhauses.
Der ehrenamtliche Mitarbeiter Matthias Kämmerer sortiert Schallplatten in den Räumen des Sozialkaufhauses. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bei Kauf.net ist nicht nur gebrauchte, restaurierte und gut erhaltene Ware erhältlich, sondern teilweise auch Neuware wie Kühlschränke zu günstigen Preise noch originalverpackt. Diese Ware ist eigens als neu ausgezeichnet.

Wer eine Wohnung oder sogar ein Haus komplett entrümpeln möchte, sollte sich beeilen und nicht zu lange warten. „Wir haben einen zeitlichen Vorlauf bis Ende Juli“, sagt Marco Bensberg. Abholungen im kleineren Umfang seien jedoch möglich. „Am besten frühzeitig melden, dann finden wir eine Lösung.“

Der Standort von Kauf.net existiert laut Bereichsleiter seit 2014. Das Geschäft läuft. Manchmal wechselt die Ware, besonders bei Möbeln, so schnell die Besitzer, dass sich die Inneneinrichtung im Kaufhaus regelmäßig verändert. Dennoch gibt es Überlegungen, in Zukunft so etwas wie einen Online-Shop oder Ähnliches wie Kleinanzeigen für das Kaufhaus zu gründen.

Das Kaufhaus der Diakonie, „Kauf.net“, Friedrich-Ebert-Straße 93, ist von Montag bis Freitag zwischen 9.30 und 18 Uhr und am Samstag von 9.30 bis 14 Uhr geöffnet. Kontakt: 02041/ 77 33 134