Bottrop. Wer im Kaufhaus der Diakonie in Bottrop, dem Kauf.net shoppen will, muss nicht bedürftig sein. Hier findet sich so mancher Luxus-Artikel.

Porzellan von Rosenthal, Edles aus Glas von Lalique, Ledersofas, Massivholzmöbel oder einfach nur Weihnachtsdeko: Wer bewusst einkaufen möchte, auf Wiederverwertbares setzt oder gerade nicht ein kleines Vermögen für große Marken ausgeben möchte oder kann, ist im Kauf.net der Diakonie genau richtig. Die Bezeichnung Sozialkaufhaus scheint da auch etwas irreführend.

„Zu uns kommen Kundinnen und Kunden von der Anwältin und Uni-Professoren bis zum Hartz-IV-Empfänger oder Menschen mit kleiner Rente“, sagt Marco Bensberg. Der 50-Jährige, der früher selbst im Einzelhandel gearbeitet und einen Baumarkt in Essen geführt hat, ist seit vielen Jahren bei der Diakonie Gladbeck-Bottrop-Dorsten für insgesamt sechs Kauf.net-Häuser verantwortlich.

Mit etwas Glück finden sich auch Luxus-Label oder Sammlerstücke

Das Bottroper Haus an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Karl-Englert-Straße mit seinen großen Schaufenstern kommt auch nicht wie ein Lager daher, in dem Kunden sich durch meterhohe Stapel aus Haushaltsauflösungen oder Berge von Second-Hand-Klamotten drängeln.

Am Eingang liegt Weihnachtsschmuck auf Tischen. Der ist gerade um die Hälfte reduziert worden. Vom Handel aus betrachtet ist Mitte Dezember schon fast nach dem Fest. Dahinter füllen Gläser, Kaffeeservice oder Einzelstücke aus Porzellan die Regalfläche. Wuchtige aber sehr gut erhaltene oder aufgearbeitete Schränke, nicht nur eiche massiv, Lampen, Couchtische oder Sofalandschaften sind zu entdecken. Möbel und Haushaltswaren nehmen den größten Bereich ein.

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„Aber es sind zwei Läden in einem“, betont Marco Bensberg und verweist auf den abgeschlossenen Bekleidungsbereich – aufgeteilt in Damen-, Herren- und Kinderabteilung. Dort ist am späten Vormittag schon reger Betrieb. „Winterjacken, Hosen, Pullis. Mützen: Das geht gerade besonders gut“, sagt Matthias Wlasniewski. Er kam vor zehn Jahren ins Team und arbeitet seit 2015 fest im Kaufhaus. Aber es hängen auch Lederjacken und – was nicht mehr ganz so up to date ist – Pelzmäntel auf einem Ständer. Es kommt immer darauf an, was gerade angeliefert wird.

Kleidung geht immer: Blick in die Damenabteilung des Diakoniekaufhauses Kauf.net. Dort, wie auch im gesamten übrigen Sortiment, lassen sich auch hochwertige Label und Qualitätsstücke zum günstigen Preis finden.
Kleidung geht immer: Blick in die Damenabteilung des Diakoniekaufhauses Kauf.net. Dort, wie auch im gesamten übrigen Sortiment, lassen sich auch hochwertige Label und Qualitätsstücke zum günstigen Preis finden. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Denn ein großer Teil des Angebots stammt eben aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen. „Aber Leute bieten uns auch Dinge an, wenn sie sich zum Beispiel neue Möbel kaufen“, so Marco Bensberg. Was von vorneherein Sperrmüllqualität hat, kommt weder ins Lager in der Boy und schon gar nicht ins Geschäft. Aber es gebe immer wieder überraschend gute und schöne Dinge, so der Kauf.net-Leiter.

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Für die Serie  - Ein Türchen im Advent - öffnet der Bereichsleiter der Diakonie Bereich KaufNet am 22.11.2016 das Warenlager in Bottrop. Alexandra Rohde ist für den Fahrdienst und Wäschesortierung zuständig.  Foto:  Winfried Labus / FUNKE Foto Service
Von Ute Hildebrand-Schute

Auch überraschend viel Neuware ist darunter. Das gelte für den Bekleidungsbereich ebenso wie die Möbelabteilung. Besonders während Corona sei viel Ware nicht verkauft worden, die dann als Spenden zur Diakonie kamen. Und Hand aufs Herz: Wo kann man eine nagelneue Küchenzeile mit Geräten für unter 1000 Euro bekommen? Küche und Schlafzimmer: „Das geht besonders gut“, so Bensberg. Die Möbelabteilung insgesamt sei aber derzeit recht leergekauft.

Liebhaber oder Schnäppchenjäger schauen oft mehrmals in der Woche vorbei

Apropos kaufen: Marco Bensberg weiß von Liebhaberinnen oder Schnäppchenjägern, die mehrmals in der Woche hereinschauen. Da gehe es oft um Sammlernischen, wie zum Beispiel die Plattenabteilung im Untergeschoss des 800 Quadratmeter großen Kaufhauses. Bei den Vinylscheiben, die seit einigen Jahren wieder „in“ sind, dominieren natürlich die 60er- bis 80er-Jahre.

Neben Karajan-Aufnahmen, einem großen Querschnitt von Puccinis „Madama Butterfly“ in der berühmten Einspielung mit Maria Calls und Nicolai Gedda oder einer Gesamtaufnahme von Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ ebenfalls mit Paradebesetzung (Anneliese Rothenberger, Benno Kusche etc.) als Doppel-LP-Album finden sich Buchraritäten, Kameras, Objektive und Zubehör hinter Glas.

Wunschkonzert bei der Diakonie: Von Traditionell über Kurios bis zu echten Liebhaberstücken ist so manches zu entdecken im Vinylbereich bei Kauf.net. Die Renaissance der klassischen Schallplatte kommt da gerade recht.
Wunschkonzert bei der Diakonie: Von Traditionell über Kurios bis zu echten Liebhaberstücken ist so manches zu entdecken im Vinylbereich bei Kauf.net. Die Renaissance der klassischen Schallplatte kommt da gerade recht. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im Bottroper Sozialkaufhaus dürfen alle einkaufen – ohne Berechtigungsschein

Mitarbeiter Andreas Hollerbach kennt sich besonders gut aus und kennt durchaus auch den Unterschied zwischen Kahla-Porzellan und der berühmten Berliner Manufaktur KPM oder unterscheidet zwischen Hotelware oder der hochpreisigeren Studio-Linie von Rosenthal. Auch von Schnäppchenjägern lässt er sich nicht übers Ohr hauen. Obwohl: „Ein bisschen handeln kann man schon, aber im Rahmen“, lacht Chef Marco Bensberg.

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Es sind nicht nur die Kauf.net-Kunden, die oft auf verschlungenen Wegen bei der Diakonie landen, sondern auch das Team. Hollerbach lernte in der früher bekannten Essener Gardinen und Deko-Firma Haase. Seine Kollegin Kerstin Ziemmek machte ihre Einzelhandelsausbildung bei Karstadt und arbeitete lange im alten Karstadthaus am Limbecker Platz in Essen. Nicht alles läuft immer, wie man es sich vorstellt. Seit 2020 gehört die Bottroperin nun zum Kauf.net-Team – und fühlt sich dort wohl.

Gut zu wissen: Im Kauf.net können alle einkaufen, man braucht keinen Berechtigungsschein. Die Preise sind ausgezeichnet und gelten für alle gleichermaßen. „Das ist auch nicht überall er Fall“, weiß Marco Bensberg. einen Vorteil gibt es doch: Menschen mit kleiner Rente oder Sozialhilfeempfänger bekommen zehn oder 20 Prozent Rabatt und müssen – wichtig bei Möbeln oder Küchen – auch für die Auslieferung nichts zahlen.

Kauf.net-Service

Das Diakoniekaufhaus Kauf.net freut sich immer über Spenden von guter Gebracht- aber auch Neuware aus dem Bereich Haushalt, Kleidung, Technik oder Mobiliar.

Es werden auch Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen gegen Gebühr durchgeführt sowie hochwertigere Möbel in Stand gesetzt.

Mehr Infos zum Service und angebotenen Leistungen gibt es auf: diakonisches-werk.de.