Bottrop. Das Schweinchen auf der Bottroper Gastromeile ist zu einem Maskottchen geworden. Warum und seit wann es dort steht und wie es heute aussieht.
Es ist seit Jahren ein fester Bestandteil der Gladbecker Straße. Das rosa Schweinchen ist nicht mehr wegzudenken. Eine Pandemie, Pleiten, Neueröffnungen und Kneipennächte hat es überlebt. Wenn es nur sprechen könnte, was hätte es nicht alles zu erzählen. Zum Beispiel, wo es herkommt und wer es aufgestellt hat.
Denn die Recherche der WAZ gestaltet sich zunächst als schwierig. Dirk Helmke, der sich seit Jahren auf der Gastromeile engagiert, muss lange nach der Geschichte des Schweinchens überlegen. Letztlich kommt er zu dem Ergebnis: „Ich weiß es nicht mehr.“
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Das Schweinchen kennt er natürlich. „Unser Maskottchen“, so der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rathausviertel. Es erfreut sich größter Beliebtheit. Er habe schon mehrfach beobachtet, wie Kinder zum Schweinchen rennen, sich darauf setzen und sich freuen.
Wer kann aber jetzt bei der Recherche helfen? Vielleicht Heike Biskup. Die Stadtarchivarin recherchiert und winkt letztlich ab: „Ich habe leider nichts über das Schweinchen an der Gladbecker Straße finden können“, teilt sie mit.
Die Schwein-Recherche gestaltet sich als schwierig
Das frühere WAZ-Archiv ist inzwischen im Stadtarchiv beherbergt, aber jene Zeitungsartikel sind in Außenstandorten im Stadtgebiet verteilt. Die Recherche entwickelt sich beinahe wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Also einfach mal „rosa Schweinchen“ und „WAZ Bottrop“ bei Google eingeben. Treffer! „Stadt feiert ‚Fest der Stadterneuerung‘ auf der Gladbecker“ lautet eine Überschrift auf einen angezeigten WAZ-Bericht von Mai 2015.
Auf dem Foto sind fünf Männer zu sehen – unter anderem Dirk Helmke. Damals in seiner Funktion als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Gladbecker Straße. Das rosa Schwein steht im Mittelpunkt der WAZ-Berichterstattung.
„Die Interessengemeinschaft Gladbecker Straße, der Fachbereich Umwelt und Grün und die MC Bauchemie haben zusammen gearbeitet und dem Spielgerät zu einer Runderneuerung verholfen. Der Bottroper Hersteller von Spezial-Bauchemie hat den alten Anstrich des Schweins entfernt und eine Spezialfarbe aufgebracht, die extrem widerstandsfähig ist“, heißt es.
„Positioniert wurde das Element im Jahr 2000.““
Aber warum steht das Schwein da? Und seit wann? Davon ist nichts zu lesen. Stellvertretend für den Fachbereich Umwelt und Grün ist Guido Fockenberg auf dem WAZ-Foto abgebildet. Ob ein Anruf bei ihm Klarheit bringt? Die Antwort lautet: ja.
Das Schwein wurde im Rahmen des „Gestaltungs- und Möblierungskonzepts Innenstadt Bottrop“ zur Jahrtausendwende aufgestellt. Verschiedene Dinge wie Stadtbild, der öffentliche Raum, Bäume, Leuchten etc. sollten umgestaltet werden. Unter der Beschlussvorlage findet sich auch der Punkt: Kinderspielgeräte.
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In der Vorlage heißt es: „In der Fußgängerzone haben Kinderspielgeräte eine andere Spielfunktion als auf Spielplätzen. Hier wird sozusagen mehr ‚im Vorübergehen‘ gespielt, als dass ein längerer Aufenthalt erfolgt. Diese Spielgeräte sind für die Kinder während des Einkaufens mit den Eltern eine willkommene Abwechslung.“
Seit wann das Schwein auf der Bottroper Gastromeile steht
Das rosa Schweinchen findet in der Folge seinen Platz. „Positioniert wurde das Element im Jahr 2000. Das Stadtplanungsamt war im Rahmen der Umgestaltung der Innenstadt federführend bei der Positionierung“, erklärt Guido Fockenberg. Zuvor habe zusätzlich eine Kinderbeteiligung stattgefunden. Das damals noch genannte städtische Grünflächenamt, inzwischen Fachbereich Umwelt und Grün, sollte sich um die Ausstattungselemente kümmern, erinnert er sich.
Hergestellt wurde laut Guido Fockenberg das Spielgerät von der Firma Sport Gerlach. „Aber diese Firma existiert in dieser Form nicht mehr auf dem Markt“, sagt er.
Zunächst wird das Schwein auf der Gastromeile zwischen Hürter und dem heutigen Café Mio aufgestellt. 15 Jahre verweilt es an diesem Platz. 2015 erfolgt dann die bereits erwähnte Neulackierung und einige Zeit später der Umzug. Denn die Fußgängerzone der Gladbecker Straße wird erneuert. 17 Mammutbäume wurden hierfür unter anderem gefällt, neue Leitungen verlegt.
Seit dem Umzug residiert es schräg gegenüber, genau zwischen dem Awo-Stadtteilbüro und der LBS-Beratungsstelle. Aber am Schwanz, an den Öhrchen, auf dem Rücken und in der Nase ist der rosa Lack teilweise abgeplatzt. Auch die Füße sind verdreckt. Ein bisschen Pflege würde ihm guttun. Nun muss sich dafür nur jemand finden.