Bottrop. Seit 125 Jahren begleitet Bestattungen Wormland trauernde Familien in Bottrop. Beisetzungen werden immer individueller. Was alles möglich ist.

Der Tod gehört zum Leben. Das war vor 125 Jahren nicht anders als heute. 125 Jahre – dieses seltene Jubiläum begeht in diesen Tagen das Bestattungshaus Wormland. Und wie die Gesellschaft verändert sich auch die Trauer mit der Zeit.

Zwei Heinrichs sind die Gründungsväter: Heinrich Oppenberg und sein Schwager Heinrich Wormland. Seit der Gründung 1898 an der Scharnhölzstraße war das Institut an verschiedenen Standorten in Bottrop ansässig. In den 1930er Jahren zieht Wormland an die Kirchhellener Straße 11. Am heutigen Standort (Kirchhellener Straße 22) ist man seit den 70er Jahren beheimatet.

Der Stammbaum der Familie Wormland reicht bis ins Jahr 1575 zurück. In dem Jahr wurde der Name erstmalig erwähnt.
Der Stammbaum der Familie Wormland reicht bis ins Jahr 1575 zurück. In dem Jahr wurde der Name erstmalig erwähnt. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Der Beruf des Bestatters ist währenddessen stetig im Wandel. Vier Generationen führten das Familienunternehmen Wormland. Bis 2015 war es Heinz-Josef Wormland zusammen mit seiner Tochter Katja Wormland-Beyhoff. Seitdem leitet Ingo Lora die Geschäfte. Auch seine Familie stammt aus dem Bestattungswesen und betreibt Institute in Duisburg, Dinslaken und Hünxe.

„Es ist mehr Berufung als Beruf“, sagt er. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr sind Bestatter erreichbar. Der Tod kennt keine Uhrzeit und kein Datum. „Entweder ganz oder gar nicht. Man muss ein bestimmter Schlag Mensch sein“, meint Sabine Theil-Lange. Seit mehr als 20 Jahren ist sie Bestatterin und arbeitet seit knapp anderthalb Jahren bei Wormland.

Beide bezeichnen ihren Beruf als Traumjob. Man ist nah am Menschen in einer Ausnahmesituation. Ohne Empathie geht gar nichts in dem Beruf. „Jeder Sterbefall ist anders, jeder Angehörige ist anders“, so Theil-Lange. Von Berufs wegen müssen sie in den schlimmsten Momenten den Trauernden viele Fragen stellen. Aber gute Bestatter wissen auch, wann sie schweigen und zuhören müssen.

Katja Beyhoff-Wormland führte bis 2015 in vierter Generation das Bestattungsinstitut. Danach übernahm Ingo Lora, der aus einer Bestatterfamilie vom Niederrhein stammt. Dieses Foto zeigt beide im Jahr 2018 anlässlich des 120-jährigen Wormland-Jubiläums.
Katja Beyhoff-Wormland führte bis 2015 in vierter Generation das Bestattungsinstitut. Danach übernahm Ingo Lora, der aus einer Bestatterfamilie vom Niederrhein stammt. Dieses Foto zeigt beide im Jahr 2018 anlässlich des 120-jährigen Wormland-Jubiläums. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Die Trauer ist individueller geworden. Unsere Aufgabe ist es, die Möglichkeiten aufzuzeigen“, sagt Sabine Theil-Lange. Früher trug die Trauergemeinde traditionell schwarz. Eine Beisetzung wirkte rückblickend betrachtet sehr konservativ-klassisch.

Als sie als Bestatterin anfing, erinnert sich Sabine Theil-Lange, wurde der Sarg in der Trauerhalle ausgestellt, der Pfarrer hielt eine Rede, ein Organist oder eine Organistin begleitete die Zeremonie. Anschließend ging die Gemeinde gemeinsam zum Grab. Das ist heutzutage noch immer möglich.

Die Abläufe einer Trauerfeier sind freier geworden

Aber die Bestatter berichten auch von anderen Beisetzungen. „Heute ist die Akzeptanz dafür da“, vermutet Ingo Lora. Möglicherweise habe es früher bereits den Wunsch nach Veränderung gegeben, es sei aber nicht die Zeit gewesen oder habe nicht die gesellschaftliche Bereitschaft dafür gegeben.

Der Ablauf einer Beerdigung ist längst viel freier geworden. Es muss nicht zwingend die Kirche oder die Friedhofskapelle sein. „Man kann auch unter freiem Himmel die Trauerfeier stattfinden lassen“, so Lora. Zum Beispiel: am Grab oder auf dem Vorplatz der Kapelle. „Oder an einem schönen Baum auf dem Friedhof.“

Angehörige haben auch die Möglichkeit, den Sarg zu bemalen oder letzte Grüße zu hinterlassen. Wer möchte, kann sich bei Wormland eine Urne auch mit Bottroper Motiven wie Tetraeder oder die Zeche Prosper oder seinen Lieblingsort gestalten lassen. „Es kann aber auch das Familienporträt mit dem Hund sein“, sagt Ingo Lora.

Ingo Lora über seinen Beruf als Bestatter: „Es ist mehr Berufung als Beruf“.
Ingo Lora über seinen Beruf als Bestatter: „Es ist mehr Berufung als Beruf“. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

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Und noch eine Sache hat sich gewandelt. „Es gibt eine größere Akzeptanz bei der Musik“, sagt der Bestatter. Er erlebte schon eine Beisetzung, bei der Musik, ganz individuell auf den Verstorbenen abgestimmt, der Trauergemeinde Tränen in den Augen verursachte.

In einer Trauerhalle erklang das Riff von „Thunderstruck“ von der australischen Hard-Rock-Band AC/DC. Das gesamte Lied wurde abgespielt. Später folgten noch „Weil ich dich liebe“ von Westernhagen und „Aloha Heja He“ von Achim Reichel. Bei der Musikauswahl bekam sogar der Bestatter eine Gänsehaut. Die Trauergemeinde signalisierte ihm die Botschaft. „Ja, so war der Verstorbene, diese Lieder passten zu ihm und so werden wir ihn im Gedächtnis behalten.“

Bestatter Ingo Lora betont: „Die Pietät muss gewahrt bleiben.“

Auch die Farbe eines Sarges ist frei wählbar. Theoretisch könnte sich ein Schalke-Fan den Sarg in königsblau und weiß lackieren lassen. Um beim Markenrecht auf der sicheren Seite zu sein, darf das Logo nicht lackiert, aber als Aufkleber verwendet werden.

Auch an den dekorativen Beigaben (Stofftiere, Bilder etc.) gibt es bei einer Beisetzung kaum Grenzen. Das Arrangement einer Beerdigung ist individueller und mehr auf die Familie und auf den Verstorbenen zugeschnitten.

Aber bei allem, was möglich ist, um dem Abschied und der Trauer mit Würde zu begegnen, betont Lora: „Die Pietät muss gewahrt bleiben.“ Die Bestatter müssen sich auch an die geltende Friedhofssatzung halten, die kann von Stadt zu Stadt unterschiedlich sein. Ebenso gilt das NRW-Bestattungsgesetz.