Bottrop. . Nach vier Generationen in Familienbesitz übernimmt ein Bestatter vom Niederrhein das Unternehmen in Bottrop.

Sein Familienname, verrät Heinz-Josef Wormland, wurde 1574 zum ersten Mal in Bottrop erwähnt. Im Jahr 1898 dann gründeten seine Vorfahren ein Bestattungshaus, das bis heute Bestand hat. Und sich gleichzeitig im Wandel befindet: Nach vier Generationen in Familienhand – in den letzten 30 Jahren leitete Heinz-Josef Wormland (78) das Unternehmen zusammen mit seiner Tochter Katja Wormland-Beyhoff (52) – hat nun Bestatter Ingo Lora (37) den Traditionsbetrieb übernommen, um ihn mit zwei weiteren Festangestellten in die Zukunft zu führen. Gemeinsam stehen die Generationen auch für den Wandel im Bestattungswesen.

„Als ich 1957 anfing, hatten wir in Bottrop noch keine öffentlichen Trauerhallen“, erzählt Heinz-Josef Wormland. Alle Verstorbenen wurden noch zu Hause aufgebahrt. „Das war eine schwere körperliche Arbeit. Wir kamen zu den Familien, räumten das Wohnzimmer aus, um den Verstorbenen dort aufzubahren.“ Zu Beginn der 1960er Jahre sei dann mit dem Bau von Trauerhallen auf den Friedhöfen begonnen worden.

Pflegefreie Grabstätten

Was sich aber vor allem geändert hat, das sind die Grabarten. „Früher haben die Bürger Bottrops beim Sterbefall ihres Ehepartners eine Gruft gekauft“, sagt Wormland. Eine klassische Gruft, die bepflanzt und von den Angehörigen gepflegt wurde. Heute werden pflegefreie Grabstätten, die einen Grabstein mit Namenszug und eine Abstellfläche für Kerzen oder Blumenschalen bieten, eindeutig bevorzugt. Die gemeinschaftliche Wiesenfläche drumherum pflegt die Stadt. „Das ist auch der Arbeitssituation heute geschuldet“, weiß Diplom-Betriebswirt Ingo Lora, der im elterlichen Familienbetrieb in der Region Niederrhein das Bestattungswesen erlernt hat. „Früher waren die Kinder noch vor Ort beschäftigt, heute ist das nicht selbstverständlich.“ Und wer soll sich dann um die Grabpflege kümmern?

Ungewöhnliche Beisetzungen

Mittlerweile sind in Bottrop fast 50 Prozent der Bestattungen Feuerbestattungen. „Das ist vielfach eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, die Grabstätten sind günstiger“, erläutert Katja Wormland-Beyhoff. Urnen können in Bottrop, wo es übrigens nur kommunale Friedhöfe und dadurch eine einheitliche Gebührenordnung gibt, auch in Urnenkammern oder in einem Grab mit Namensplatte am Fuße eines Baumes beigesetzt werden.

Ungewöhnliche Arten der Beisetzung – wie eine Seebestattung oder gar die Herstellung eines Erinnerungsdiamanten aus einem Teil der Asche – kämen in Bottrop wenig bis gar nicht vor.

Stärker geworden sei in den vergangenen Jahren die Tendenz, für die eigene Bestattung Vorsorge zu treffen, auch finanziell. „Das ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass viele alleine sind, die Kinder vielleicht in alle Winde verstreut sind“, meint Katja Wormland-Beyhoff.

Beerdigungen haben sich verändert 

„Innerhalb der Familie wird selten schon im Vorfeld über das Thema gesprochen“, ergänzt Ingo Lora. Für die Angehörigen sei es daher oft eine Erleichterung, wenn ein Vorsorgevertrag vorliege. Und für die, die den Vertrag abschließen, auch.

Verändert haben sich über die Jahre auch die Trauerfeiern selbst. So sind viele Menschen heute nicht mehr in der Kirche, so dass für die Beerdigung freie Redner verpflichtet werden. „Obwohl der Glaube da ist“, meint Ingo Lora. „In Extremsituationen merke ich, dass die Menschen daran festhalten. Der Kern ist da“, bekräftigt er. Auch der Wunsch nach einer Erinnerungsfeier mit Familie und Freunden sei geblieben. Häufig finde das alles heute aber in einem kleineren Rahmen statt. „Dadurch, dass die Menschen älter werden, werden die Kreise zwangsläufig kleiner“, sagt Ingo Lora.

Was außerdem zum Alltag eines Bestatters gehört, ist das Kümmern um Formalitäten wie – was passiert mit den Versicherungen, mit der Rente, was muss um- oder abgemeldet werden?