Bottrop. . Über vier Generationen hat die Familie Wormland das Unternehmen geführt. Vor drei Jahren übergab sie an einen Bestatter vom Niederrhein.

Das Bestattungshaus Wormland gehört mit stolzen 120 Jahren zu den ältesten Betrieben in der Stadt. Seine Gründungsväter waren Heinrich Oppenberg und dessen Schwager Heinrich Wormland. Nach vier Generationen im Familienbesitz führt heute ein Bestatter vom Niederrhein das Unternehmen. Ingo Lora (40) blickt gern auf die lange Tradition des Hauses zurück, aber er weiß auch: „Ausruhen kann man sich darauf nicht. Wir müssen uns immer wieder neu beweisen.“

Sich neu beweisen: Vor diese Aufgabe sahen sich sicher auch die Gründungsväter gestellt, die das Bestattungsinstitut aus einer Schreinerei heraus entwickelten, wie Katja Wormland-Beyhoff (55) erzählt. Sie gehörte mit ihrem Vater Heinz-Josef Wormland (81) zu den letzten Familienmitgliedern, die den Betrieb führten. 30 Jahre war die Diplom-Betriebswirtin im Geschäft und kennt einige Erzählungen aus alten Zeiten. „Früher, bevor die öffentlichen Trauerhallen kamen, gab es noch die Hausaufbahrungen.“

Aufbahrung zu Hause

Ganze Zimmer wurden ausgeräumt, um die Verstorbenen würdig zu Hause aufzubahren. Eine schwere körperliche Arbeit, wie auch dies: „Es gibt auch Erzählungen, wie es mit zwei Leuten und einer Handkarre zur Beisetzung in die Boy ging.“ Das allererste Überführungsfahrzeug war übrigens um 1920 im Einsatz.

Seit der Gründung 1898 an der Scharnhölzstraße war das Bestattungsinstitut an unterschiedlichen Standorten ansässig. Mitte der 1930er Jahre zieht es an die Kirchhellener Straße 11. In den Kriegsjahren hält Johanna Wormland, Gattin von Heinrich Wormland und Großmutter von Katja Wormland-Beyhoff, dort den Betrieb eine Zeit lang alleine aufrecht. Gegen Kriegsende wird das Haus vom Bomben getroffen.

Heutiger Standort ist die Kirchhellener Straße

Der heutige Standort an der Kirchhellener Straße 22, wo anstelle des ehemaligen Elisabetheims ein Neubau entstand, wird in den 1970er Jahren bezogen. Zu den Erinnerungen an vergangene und noch gänzlich andere Zeiten gehört auch dies: „Eine Familie konnte eine Rechnung nicht bezahlen. Stattdessen hat sie einen antiken Schrank abgegeben. Der steht heute noch bei meinen Eltern im Wohnzimmer“, berichtet Katja Wormland-Beyhoff.

Wormlands selbst gehören zu den ältesten Familien in der Stadt. Der Name wurde 1574 erstmals in Bottrop urkundlich erwähnt; Dietherich zu Wormlandt war Welheimer Bauer. Zu den Kunden des Bestattungshauses zählen alt eingesessene Familien, die schon über Generationen ins Institut kommen, berichtet Katja Wormland-Beyhoff.

Übergabe in neue Hände

Als sich die Familie Wormland vor drei Jahren dazu entschloss, den Traditionsbetrieb in die Hände von Ingo Lora zu geben, hatte sie das zuvor sehr gründlich überlegt. „Die Verantwortung, die man hat, soll so weitergeführt werden, dass die Familien zufrieden sind“, formuliert Katja Wormland-Beyhoff den Anspruch an den neuen Besitzer. „Mir ist wichtig, dass die Werte, die hier geschaffen wurden, erhalten bleiben“, ergänzt Ingo Lora. Nämlich: das Vertrauen, das die Familien den Bestattern entgegenbringen, zu schätzen; ihnen ehrlich zur Seite zu stehen; ein ruhiger Partner in einer schweren Lebenssituation zu sein.

Gleichzeitig kommt auch ein Bestattungshaus nicht ohne Wandel aus. So hat die Bestattungsvorsorge in der jüngeren Zeit an Bedeutung gewonnen. „Die Menschen möchten festlegen, wie sie ihre eigene Bestattung wünschen und auch finanziell vorsorgen“, meint der Diplom-Betriebswirt, der im elterlichen Familienbetrieb am Niederrhein das Bestattungswesen erlernt hat. Dadurch solle oftmals den Kindern, die zudem häufig nicht mehr am Ort lebten, schwere Entscheidungen abgenommen werden. Darüber hinaus sei heute der digitale Nachlass ein großes Thema – schließlich gibt es kaum noch Menschen, die nicht im Internet unterwegs sind, dort passwortgeschützte Konten eingerichtet, Daten hinterlassen oder digitale Abos abgeschlossen haben.