Bottrop. Wegen des hohen Krankenstandes der Busfahrer hat die Vestische 2022 in Bottrop den Zielwert für Zuverlässigkeit verfehlt. Das sind die Folgen.
Die Stadt Bottrop wird in diesem Jahr ihre Zahlungen an den Busbetreiber Vestische um eine sechsstellige Summe kürzen. Das Unternehmen kann wegen des hohen Krankenstandes bei den Busfahrern die vereinbarte Zahl der Busfahrten nicht liefern. Aber nicht nur der Auftraggeber kann seine Zahlungen kürzen. Auch Kunden haben einen Anspruch auf Entschädigung, wenn Busse zu spät kommen oder Nahverkehrsnutzer einen versprochenen Anschluss nicht bekommen. Dass sie Geld zurückverlangen, kommt aber sehr selten vor.
Dieser Satz ist ein Gebot der Fairness: Abgesehen von den Fahrplankürzungen wegen Personalmangels auf den Linien 265 und 268 waren die Busse der Vestischen in Bottrop im Jahr 2022 bei den allermeisten Fahrten pünktlich, also weniger als eine Minute zu früh oder drei Minuten zu spät.
Die Pünktlichkeitsquote aller Fahrten lag 2022 in Bottrop bei 82,93 Prozent und damit höher als im Vest Recklinghausen (81,58) und als die mit der Stadt Bottrop vereinbarte Mindestquote von 80 Prozent. 95,15 Prozent aller garantierten Anschlüsse wurden auch erreicht. Diese Zahlen finden sich im Qualitätsbericht für Bottrop, den das Unternehmen Ende August dem Verkehrsausschuss vorgelegt hat.
Vestische: Zu viele Fahrtausfälle in Bottrop
Massiv gerissen hat das Unternehmen wegen des hohen Krankenstandes die mit der Stadt für 2022 vereinbarte Quote der Fahrtausfälle, und sie wird das auch dieses Jahr wieder tun. Maximal 0,15 Prozent der Fahrten hätten ausfallen dürfen, tatsächlich waren es doppelt so viele. Hauptgründe waren Personalausfälle (40,37 Prozent). Weitere Gründe waren Staus oder Sperrungen, Unfälle und technische Defekte.
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Auf dem Papier ist die Rechnung mit den Ausfällen einfach. 180.000 Buskilometer hat die Vestische nicht geliefert. Für jeden Kilometer zahlt die Stadt 2,02 Euro. Bedeutet also: 360.000 Euro weniger für die Vestische. Aber so einfach ist die Rechnung eben nicht, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken. „Es gibt eine Vielzahl von Sondervereinbarungen, deren Anwendbarkeit wir gerade prüfen. „Wir gehen davon aus, dass wir zwischen 150.000 und 250.000 Euro einbehalten werden. Genauer können wir es derzeit nicht sagen.“
Entschädigung bei nicht erbrachter Leistung: Das können auch Buskunden fordern. Das „Pünktlichkeitsversprechen“ der Vestischen lautet: „Ab 10 Minuten Verspätung: Geld zurück!“ In Anspruch nehmen können Fahrgäste die Erstattung im Netz (www.vestische.de/puenktlichkeitsversprechen). Das tut aber kaum ein Fahrgast, sagt Vestische-Sprecher Jan Große-Geldermann: „2022 haben wir in 92 Fällen 266,80 Euro erstattet.“
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Noch viel seltener bezahlte die Vestische 2022 für eine nicht erbrachte „Anschlussgarantie“. Die geht im Prinzip so: Wer abends nach 20 Uhr umsteigen muss und merkt, dass es knapp werden könnte, meldet sich beim Busfahrer. Der funkt den Anschlussbus an: Bitte warten! Wenn dann der Bus trotzdem weg ist, kann der Fahrgast ein Taxi zum Zielort rufen, die Vestische erstattet den Preis. Wie gesagt: im Prinzip. Jan Große-Geldermann: „Im vergangenen Jahr hatten wir sieben Anträge: In einem Fall haben wir die Taxikosten erstattet, in den anderen Fällen waren die Bedingungen nicht erfüllt.“
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Da steckt der Teufel nämlich im Kleingedruckten. Nur ein Beispiel: Beide Busse müssen für die Vestische fahren. Für den Umstieg mit Bussen etwa der Ruhrbahn, der Stoag oder der Bogestra gilt die Garantie nicht.