Bottrop. Ein Großteil der Apotheken bleibt am Mittwochnachmittag geschlossen. Sie rufen den „Tag der Antworten aus“. Das steckt hinter der Protestaktion.
Die Bottroper Apothekerinnen und Apotheker setzen ihren Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung fort: „Am Nachmittag des kommenden Mittwochs, 27. September, und damit gut drei Monate nach dem großen Protesttag der Deutschen Apothekerinnen und Apotheker, bleibt erneut ein Großteil der Apotheken in Bottrop geschlossen“, kündigt Birgit Lauer an, die Sprecherin der Bottroper Apothekerschaft.
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Der Zeitpunkt sei nicht zufällig gewählt: Am Mittwoch spricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach digital zugeschaltet zu den Delegierten des Deutschen Apothekertages in Düsseldorf. Er soll dabei zentrale Fragen beantworten – „unter anderem zur auskömmlichen Honorierung, zur Sicherung der Arzneimittelversorgung vor Ort angesichts anhaltend rückläufiger Apothekenzahlen und zu den stetig schlimmer werdenden Lieferengpässen“. Deshalb haben die Apothekerinnen und Apotheker am Mittwoch den „Tag der Antworten“ ausgerufen. Viele von ihnen wollen Lauterbachs Ausführungen folgen und dafür ihre Apotheken von 13 Uhr bis mindestens 16 Uhrgeschlossen halten.
Bottroper Apothekerin: Alle 18 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke
Zugleich verwehren sich die Apotheken-Teams gegen den Vorwurf Lauterbachs, man versuche angesichts der massiven Lieferengpässe Ängste bei Eltern zu schüren und damit Honorarforderungen durchzudrücken: „Wir sind zwar seit zehn Jahren von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgehängt und brauchen auch angesichts gestiegener Kosten eine höhere Entlohnung“, so Lauer. „Doch das hat mit den Lieferengpässen überhaupt nichts zu tun. Wenn es von heute auf morgen keine Lieferengpässe mehr gäbe, hätten wir keinen Cent mehr in der Tasche. Wir könnten einfach nur besser unsere Aufgabe erfüllen: Nämlich die Bevölkerung – ob jung oder alt – mit den Arzneimitteln zu versorgen, die die Menschen benötigen.“
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Birgit Lauer sieht hier ein Ablenkungsmanöver: „Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung ist für Herrn Lauterbach eine klare Aufgabe festgeschrieben – die Stärkung der wohnortnahen Apotheke. Dieses Thema sitzt er jetzt seit fast zwei Jahren aus, während alle 18 Stunden in Deutschland eine Apotheke aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss.“
Sorgen, am Mittwochnachmittag ohne vielleicht dringend benötigte Medikamente dazustehen, muss sich übrigens niemand machen: Die Notversorgung durch Notdienstapotheken ist in Bottrop gesichert, betont Birgit Lauer.