Bottrop. Die Wirtin des „König City“ ärgert sich über das Verhalten der Jugendlichen am ZOB und über die Trinkerszene. Ein Problem ist aber gelöst worden.
Der ZOB kommt nicht zur Ruhe. Am Montagvormittag ist ein 14-Jähriger von einer 20-köpfigen Gruppe überfallen worden. Nun meldet sich Bianca Naglieri zu Wort. Die Wirtin der Kneipe „König City“ ärgert sich über genau jene Jugendliche, die am ZOB „herumlungern“, wie sie sagt, und über die Trinker- und Drogenszene in der Nähe von Kaufland.
Wer Bianca Naglieri kennt, weiß, sie ist keine Frau, die lange um den heißen Brei redet. Sie kommt direkt zur Sache. „Es ist wirklich schlimm“, sagt sie. Von ihrer Kneipe kann sie hoch zur Brüstung des ZOB schauen. Von dort oben würden Jugendliche („Zwischen 14 und 16 Jahren“) mit Migrationshintergrund nach unten auf die Straße spucken. Einfach so. Ohne Grund. Am helllichten Tag. „Die warten nicht auf irgendeinen Bus, die hängen dort einfach nur herum“, sagt Naglieri. Wenn nicht gespuckt wird, würden sie Passanten beleidigen.
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Mehrfach hat sie dies mit eigenen Augen gesehen. „Diese Jugendlichen haben keinen Respekt und keine Erziehung.“ Häufig hat sie ihnen auch die Meinung gesagt. „Mittlerweile habe ich echt Schiss“, sagt sie. „Nachher zahlen die mir das doppelt und dreifach heim.“ Denn die Jugendlichen wären immer in einer Gruppe unterwegs. „Alleine sind die doch viel zu feige“, meint die Wirtin.
Am ZOB Bottrop pinkeln Jugendliche und Erwachsene in die Ecken
Eine Hemmschwelle scheint bei vielen am ZOB nicht mehr zu existieren. „Es wird einfach in die Ecken gepinkelt“, berichtet Naglieri. Wenn die Blase drückt, entledigen sich jene Jugendliche, wie sie berichtet, an der genannten Wand mit Blick hinunter zum „König City“. Nach dem Motto: unten laufenlassen, oben spucken.
Alternativ dient für die Befriedigung der Notdurft die Ecke am Treppenaufgang zum Verkaufscenter der Vestischen. Versteckt und schlecht einsehbar – der perfekte Ort für Wildpinkler. Besonders schlimm: Auch Erwachsene verrichten laut Naglieri dort ihr kleines Geschäft. Sie kann bei so einem Verhalten nur den Kopf schütteln: „Was sind das denn für Vorbilder?“
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Auch die Mauer, auf die sie jeden Tag aus der Kneipe schaut, wird weiterhin regelmäßig Opfer von Schmierereien. Gäste hätten ihr gegenüber schon angeregt, ob man nicht einen professionellen Sprayer beauftragen könnte, der sich auf der Fläche mit einem Kunstwerk verewigt. Das würde den Bereich vor dem König City aufwerten, kann sich die Wirtin vorstellen.
In dem Zuge will sich sie informieren, ob es nicht Mittel gibt, die der Sprayfarbe der Schmierfinken standhalten, sodass die Graffitis gar nicht erst am Mauerwerk haften bleiben.
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Nicht weniger einladend sieht es auf der anderen Seite des ZOB aus. Die Abhängigen der Trinker- und Drogenszene würden die Kaufland-Besucher bepöbeln. „Was die für Wörter benutzen, unglaublich“, meint Naglieri. Sie hat es selbst gesehen und gehört. „Es wird ja viel geredet und es gibt viele Stimmen, aber darauf höre ich nicht. Ich mache mir lieber meine eigene Meinung und mein eigenes Bild.“
Bottroper ZOB: Es gibt auch eine gute Nachricht
Die Wirtin kann nachvollziehen, warum etliche Bottroperinnen und Bottroper den ZOB möglichst meiden. Sie wünscht sich mehr Präsenz durch die Polizei und durch den Kommunalen Ordnungsdienst. Die Hoffnung auf Besserung hat sich noch nicht aufgegeben. Im Grunde ist sie nämlich der festen Überzeugung: „Der Berliner Platz ist ein wunderschöner Ort.“ Deshalb freut sie sich, dass die frischen Blumen in den Kübeln, die am ZOB hängen, mehr Farbe bringen und damit den gesamten Bereich rund um den Berliner Platz aufwerten.
Und es gibt noch eine gute Nachricht. Vor knapp zwei Jahren beklagte sich die Wirtin gegenüber der WAZ, dass in der angrenzenden Hofeinfahrt neben dem „König City“ gedealt wird. Die Hauswände wurden bisweilen auch als Toilette für Wildpinkler missbraucht.
Die damalige Berichterstattung nahm Margit Jung (SPD-Ratsfrau) zum Anlass, sich um diese Probleme zu kümmern. Nach einem Gespräch mit Naglieri suchte sie den Kontakt zur städtischen Wirtschaftsförderung. Aber es tauchte ein Problem auf. „Teile der Grundstückseinfahrt und des dahinter liegenden Hofgeländes gehören der Stadt Bottrop, im hinteren Teil des Hofes befindet sich ein Notausgang des Hansa-Centers und die anderen Flächen des Hofes gehören verschiedenen Eigentümern“, so Margit Jung.
Zugang zum Hinterhof ist nun mit Tür und Rolltor gesichert
Letztlich setzten sich Vertreter aus dem Amt für Wirtschaftsförderung, dem städtischen Fachbereich für Immobilienwirtschaft, der Quartiersservice sowie die Eigentümer der Immobilien und die Feuerwehr zusammen. Mit dem Ergebnis, dass seit August dieses Jahres nun ein Rolltor den Zugang für Unbefugte wie Dealer und Wildpinkler verhindert. Nur Mieter und deren Besucher können dank einer Tür mit Gegensprechanlage auf den Hinterhof gelangen.
Laut Margit Jung teilen sich alle Immobilieneigentümer und die Stadt Bottrop die Kosten für die Anschaffung und Installation. Spätere Kosten oder notwendige Reparaturen würden die Eigentümer der Immobilien übernehmen. Bianca Naglieri ist glücklich, dass in dem Fall gehandelt wurde.