Bottrop-Kirchhellen. Trampelpfade, Reste von Grillgelagen, Schneisen von Mountainbikern: Der Förster ärgert sich über das Verhalten mancher in Kirchhellens Wäldern.

Die Bottroperinnen und Bottroper entdecken ihren Wald – und das seit Corona mehr denn je. „Super“, sagt Förster Werner Meemken vom Regionalverband Ruhr (RVR). Um gleich darauf zu sagen, was er „nicht so super“ findet: „Nämlich, dass eine Minderheit es nicht schafft, sich im Wald und an den Kirchhellener Seen an grundsätzliche Dinge zu halten, die den Wald und dessen ständige Bewohner schützen sollen.“ Denn angefangen vom Köllnischen Wald bis zum großen Gebiet der Kirchheller Heide steht fast alles unter Naturschutz – und das nicht von ungefähr.

Denn viele inzwischen seltene Pflanzen und vor allem Tiere haben in der Kirchheller Heide gewissermaßen Zuflucht gefunden. Meemken nennt zum Beispiel den Eisvogel vor allem am Lauf des Rotbachs, Wanderfalken, Uhu oder den Fischadler, der dort öfter vorbeikommt. „Der ist seit gut zehn Jahren wieder öfter zu beobachten.“

An den kleinen Moorseen oder Tümpeln wächst mit dem Sonnentau eine inzwischen immer seltener vorkommende Pflanzenart. Der Forstwirt, der seit 2008 für das Kirchhellener RVR-Revier zuständig ist, könnte viele weitere Tier- und Pflanzenarten aufzählen, die es ohne den geltenden Naturschutz hier wohl nicht mehr geben würde.

Wälder rund um Kirchhellen: Trampelpfade und Reste von Grillgelagen

Um sich weiter zu entwickeln oder wenigstens den Ist-Zustand zu halten, brauchen Wälder und Seen die Ruhe, die durch den Naturschutzstatus garantiert werden sollen, eigentlich. Aber immer zahlreichere Trampelpfade, Schneisen von Mountainbikern, Reste von Grillgelagen oder sogar Lagerfeuern sprechen eine andere Sprache.

Klar, er könne verstehen, dass gerade in den beiden Corona-Jahren die Menschen nicht auf den großen Wegen sondern möglichst abgeschieden unterwegs sein wollten. Aber die wilden Pfade zerstörten nicht nur diese Welt für Fauna und Flora – sie sind auch verboten. Wie übrigens laut Gesetz für Naturschutz und Landschaftspflege fast alles in diesen Gebieten.

Müll im Wald wird häufig nach Trinkgelagen hinterlassen.
Müll im Wald wird häufig nach Trinkgelagen hinterlassen. © FFS | Thomas Gödde

Nicht angeleinte Hunde, radeln und reiten abseits der Wege, grillen jenseits der vorgesehen Stationen, wie es sie zum Beispiel am Heidhof gibt: keine Chance. Wer erwischt wird, für den kann’s teuer werden. „Wenn es im Wald brennen sollte, können das auch mehrere Tausend bis Zehntausende Euro werden, je nachdem, wie viel zerstört wird“, so der Förster.

Das gilt auch für Reiterinnen und Reiter, die vorgesehene Wege verlassen. Es muss nicht immer so enden, wie im vergangenen Jahr, als ein Pferd aus dem Rotbach gerettet werden musste – das natürlich dort nicht sein durfte. Wer querfeldein unterwegs ist, störe oder zerstöre eben das, was man doch eigentlich schätze.

„Schweinebucht“ am Heidesee ist oft voller Müll

Dazu käme dann vor allem am Heidesee noch der Müll hinzu. Die erste Bucht am Heidesee, die vom Parkplatz aus erreichbar ist, heißt intern auch schon mal „Schweinebucht“. Auf dem Weg dorthin sind mindestens zwei, drei dieser Trampelpfade zu sehen. Abgeknickte Büsche, ein teilweise umgelegter Zaun, Hinterlassenschaften im Unterholz. Dabei ist es am kühlen Wochenbeginn noch ganz ruhig.

Illegale Trampelpfade im Wald sind ein Problem, sagt Revierförster Werner Meemken.
Illegale Trampelpfade im Wald sind ein Problem, sagt Revierförster Werner Meemken. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Gerade jetzt im Frühjahr seien brütende Vögel besonders empfindlich, das Wild im Wald besonders aktiv. Da könne ein freilaufender Hund durchaus Wild auf die Straße hetzen oder ein Rehkitz töten. „Alles keine Seltenheit mehr“, weiß der Förster.

Zustand des Waldes in Kirchhellen hat sich etwas verbessert

Dass Trampelpfade manchmal schon wie echte Wege aussehen, bekommen Förster oder die RVR-Ranger oft zu hören. Das zeige, wie stark genutzt der Wald inzwischen wird. Wo Förster und Helfer mit Stämmen oder Buschwerk illegale Wege „verbarrikadieren“, entstehen kurz darauf „Umgehungsstraßen“. An einer Brücke über den Rotbach wird es besonders deutlich: Ein hölzerner Zaun, daneben große Hinweisschilder, dreißig Meter weiter jedoch neue „Eingänge“ in den geschützten Wald. „Wir kommen kaum nach, diese Pfade zu schließen“, sagt Werner Meemken.

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Der Zustand des Waldes habe sich allerdings nach den extrem trocknen Jahren 2018 und 2019 etwas verbessert, so der Förster. Mit dem etwas feuchteren und nicht so heißen Jahren 2020 und vor allem 2021 sei etwa der Zustand von vor 2018 wieder erreicht. Aber Grund zur Entwarnung gebe es noch nicht. März und April seinen bis jetzt schon wieder sehr trocken gewesen.

Parken und Grillen

Geparkt werden sollte generell nur auf den gekennzeichneten Parkplätzen. Wer seinen Wagen am Weg- oder Straßenrand und bei den zahlreichen Sperrschranken abstellt, sollte an Forst- oder auch Rettungsfahrzeuge denken und Wendeplatz einkalkulieren.

Gegrillt werden darf nur an den ausgewiesenen Plätzen am Heidhof. Die sind stark nachgefragt. Am besten vorbestellen. Info: rvr.ruhr.