Bottrop. Extreme Trockenheit, Hitze, Schädlinge und Sturmschäden schwächen Bottrops Wälder. Förster Werner Meemken: Fichte und Kiefer verschwinden bald.

Um die Bottroper Wälder steht es nicht gut. Extreme Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall machen dem Baumbestand im Köllnischen Wald oder der Kirchheller Heide zu schaffen. Es sind gerade die alten Bäume, die gefährdet sind. Kiefer, Fichte und Buche: Das sind Arten, um die sich Werner Meemken derzeit vor allem Sorgen macht. „Aber selbst die eigentlich sehr anpassungsfähigen Birken haben es zum Teil nicht geschafft, sich gegen die extremen Bedingungen der letzten Jahre durchzusetzen“, sagt der Förster, der beim Regionalverband Ruhr für dessen Bottroper Waldbestand zuständig ist.

Buche mit „Sonnenbrand“ in der Kirchheller Heide: Dabei platzt die Rinde durch starke Sonneneinstrahlung ab. Buchen sterben auch im Köllnischen Wald stärker als früher einfach ab.
Buche mit „Sonnenbrand“ in der Kirchheller Heide: Dabei platzt die Rinde durch starke Sonneneinstrahlung ab. Buchen sterben auch im Köllnischen Wald stärker als früher einfach ab. © Thomas Gödde

Das sind immerhin rund 1400 Hektar, eine Fläche mehr als doppelt so groß, wie das mecklenburger Gebiet, das zurzeit von einem der schwersten Waldbrände Deutschlands überhaupt heimgesucht wird. Trockenheit und Hitze sind auch in Bottrop das große Problem. Zwar sei der Mai zum Glück recht feucht gewesen, aber Sturmschäden aus den Jahren zuvor und vor allem der Hitzesommer 2018 hätten dem Baumbestand arg zugesetzt, so Meemken.

Gefahr für Fichten: Buchdrucker und Kupferstecher

In der Abteilung 806 der Kirchheller Heide zeigt der Förster auf eine kleine Gruppe riesengroßer Fichten. Die Hälfte der Nadeln sind braun. Vor zwei Wochen seien sie noch grün gewesen, hätten aber schon begonnen, zu rieseln, so der Waldfachmann. Das zeige, dass die großen Bäume bereits geschwächt waren. Starke Sonneneinstrahlung, Hitze und Schädlinge. „Bei den Fichten sind das hauptsächlich Buchdrucker und Kupferstecher, zwei Borkenkäferarten, die diese Nadelbäume besonders gerne und derzeit auch stark befallen“, so Werner Meemken. Bei der Kiefer sei es eher der Waldgärtner. Was wie eine schöne Umschreibung seines ebenso schönen Berufes klingt, ist allerdings auch ein Schädling der Borkenkäferart im Baumleben. Der vergangene heiße Sommer und milde Winter hat die Population dieser Schädlinge rasant ansteigen lassen. „Und sie wächst weiter“, so der Förster. Wenn ein Baum einmal befallen ist, ist er kaum zu retten. Die Borkenkäfer nisten sich ein, graben waagerechte Gänge und zerstören so langsam die Wasseradern des Baumes, der dann schlicht und einfach verdurstet.

Die toten Bäume im Rücken: Hinter Förster Werner Meemken (RVR) sind einige abgestorbene Fichten zu erkennen.
Die toten Bäume im Rücken: Hinter Förster Werner Meemken (RVR) sind einige abgestorbene Fichten zu erkennen. © Thomas Gödde

An einer andere Weggabelung steht eine abgestorbene Birke. Nichts mehr vom typischen Weiß der Borke. Der tote Baum steht da in tristem Dunkelbraun. Gegenüber ragt ein Buchenstamm mit braunen Blättern in den Himmel. Die Rinde ist an einigen stellen abgeplatzt. eine Folge der Hitze. Die Buche selbst hat sich seit dem vergangenen Jahr nicht mehr erholt. Nun ist es offensichtlich zu spät. Sie steht mit einigen schütteren Eichen an Rande einer Lichtung.

Windhose sorgte 2017 für Schneisen und Lichtungen

Die hat die Windhose geschlagen, die 2017 am Fronleichnamstag über das Gebiet zwischen zwischen Dinslaken und Kirchhellen hinweggefegt ist.“ Die umgestürzten oder später auch gefällten Bäume sind inzwischen abtransportiert. Jungens Grün sprießt. Kleine Hainbuchen, Eichen, eine Birke oder selbst eine Weide versuchen, sich gegen den Bodenbewuchs durchzusetzen. Vielleicht 20, höchstens 30 Zentimeter hoch. „Wir wollen dieses Stück sich selbst überlassen, gewissermaßen als wilden Wald, und sehen, was sich in den nächsten Jahren hier tut“, so Meemken. Wenn ein Jungbaum erst einmal die Ein-Meter-Höhe erreicht hat, hat er es meist geschafft.

In den zehn Jahren, in denen Werner Meemken in Bottrop arbeitet, hat sich der Wald stark verändert. So große Lücken wie jetzt, habe es damals nicht gegeben. Eine Prognose gibt er ungern. Dass künftig die Fichten und Kiefern mehr und mehr zurückgedrängt werden, scheint angesichts längerer Hitze- und Trockenperioden für den Förster ausgemacht. Aber sie machen nur einen kleinen Teil der Bottroper Wälder aus. Buchen und Eichen seien zum Glück hier noch nicht großflächig geschädigt, sagt der Förster, der wie viele für Juli und August auf Regen hofft.

So werden sich Bottrops Wälder verändern

Fichten und Kiefer sind besonders betroffen von der Hitze, Trockenheit aber auch den Sturmschäden der letzten Jahre. Sie werden mittelfristig in Bottrop und der Region langsam verschwinden. Das sagt RVR-Förster Werner Meemken.Allerdings machten diese Bestände in der Kirchheller Heide nur etwa sieben Prozent des Baumbestandes aus. Im Köllnischen Wald sogar weitaus weniger. Daher wird sich der Wald dort kaum verändern. Es sei denn, die Sommer werden noch extremer und trockener.