Bottrop. Bottrop wird immer mehr durch Online-Dienste wie Picnic und Flaschenpost erschlossen. Aber auch die lokalen Supermärkte bieten Lieferservice.
Der Online-Lieferdienst Flaschenpost, seit Sommer 2019 in Bottrop aktiv, will seine Kunden jetzt mit mehr als nur Getränken versorgen. Der ganze Wocheneinkauf „von A wie Apfel bis Z wie Zucker“ soll dort erledigt werden können – damit wächst die Online-Konkurrenz für die stationären Supermärkte in Bottrop noch einmal. Doch diese haben Antworten darauf.
So setzt Kathrin Gödecke, Chefin von zwei eigenständigen Rewe-Supermärkten in Bottrop, vom Standort Kirchhellen aus selbst auf das Geschäft mit dem Online-Handel: „Mit unserem Liefer- und Abholservice haben wir im November 2021 gestartet und wachsen seit diesem Zeitpunkt stetig. Bedingt durch die Pandemie wurde die Entwicklung noch beschleunigt“, berichtet die Geschäftsfrau. Bedient werde mit dem Lieferservice das gesamte Bottroper Stadtgebiet und ein Teil von Dorsten.
Eine zeitgemäße Ergänzung zum Einkauf im Laden, ein zweites Standbein. Gödecke: „Wir können mit diesem Service vor allem den Kunden gerecht werden, die möglichst wenig Zeit mit dem Einkaufen im Supermarkt verbringen wollen.“ Vom puren Online-Lebensmittelhandel ohne eigene Läden grenzt Gödecke ihr Konzept ab: „Allerdings ist meiner Meinung nach nur das Gesamtangebot eines stationären Handels, mit dem Serviceangebot eines modernen Supermarkts und einem verbundenen Liefer- und Abholdienstes sinnvoll. Der Kunde möchte gerne wissen, woher seine Ware kommt, und vertraut auf die Qualität der Ware, die er auch jeden Tag bei uns in den Märkten vorfindet.“
Supermarkt-Chefin: Eigener Lieferdienstes stärkt den lokalen Handel
Der Online-Shop bildet den Warenbestand des gesamten Marktes ab – „zu den selben Preisen wie im Markt einschließlich aller Angebote. Dies ist vor allem zur Zeit, in der der Kunde sehr preissensibel handelt, wichtig“. Ausgeliefert wird laut Internetseite dreimal in der Woche bei einem Mindestbestellwert von 20 Euro und einer Liefergebühr von 7,50 Euro.
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Auch die Stärkung des lokalen Handels durch eine Auslösung einer Bestellung in einem Rewe-Gödecke-Markt spiele eine Rolle, ergänzt die Geschäftsfrau, die auch Vize-Präsidentin der IHK Nord Westfalen und Sprecherin des IHK-Regionalausschusses ist. Kathrin Gödecke weiß zu schätzen, für die Abwicklung des Lieferservices auf erprobte Technik des Rewe-Konzerns zurückgreifen zu können.
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Während Rewe Gödecke sich der wachsenden Online-Konkurrenz also mit einem eigenen Konzept stellt, sei diese im Fuhlenbrocker Edeka-Markt kaum spürbar, sagt ein Mitarbeiter. Das Geschäft am Marktplatz versorge viele ältere Kunden, die gerne selber im Laden einkaufen gehen. Seit der Übernahme des Edeka-Marktes durch Stephanie Dröschel 2021, die nach eigenen Angaben einen besonderen Fokus auf „Frische, Qualität und einen kundenfreundlichen Service“ legt, sei der Zulauf vor Ort sogar höher als zuvor.
Biomarkt-Chefin: Stationär punkten durch Service, Beratung, Einkaufsatmosphäre
Entweder man betreibe einen stationären Handel oder das Onlinegeschäft – „beides zusammen ist nicht zu bewältigen“, findet Karin Bukes, Geschäftsführerin des gleichnamigen Bioladens in der Stadtmitte. Dabei blickt sie auch auf Erfahrungen mit dem lokalen Lieferdienst Louise zurück. Dieses Projekt wurde Ende 2021 eingestellt, weil die Förderung dafür ausgelaufen war. Die Nutzung von Louise durch Bukes-Kunden sei allerdings „übersichtlich gewesen“, so Karin Bukes: „Nach einer gewissen Zeit wurden ja Liefergebühren berechnet, zum Schluss gab es noch drei Kunden. Vorher waren es zehn.“
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Sich abzusetzen gegen den Online-Handel, das gelinge durch Service und Beratung, sagt Karin Bukes: „Wenn ein Kunde ein bestimmtes Produkt sucht, können wir das besorgen. Viele leiden außerdem unter Allergien und Unverträglichkeiten. Da punkten wir mit Beratung. Und mit der Atmosphäre bei uns.“ Die werde von Kunden oft positiv hervorgehoben.
Deutlicher als einen möglichen Umsatzrückgang durch Online-Händler, die Bukes nicht unbedingt als direkte Konkurrenz für ihr spezialisiertes Geschäft empfindet, spüre die Bio-Branche gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel, auch bedingt durch den Krieg in der Ukraine. „Der Kunde ist vorsichtiger, sparsamer, dreht jeden Cent dreimal um“, beobachtet Karin Bukes.
Hier wird geliefert
Neben Flaschenpost sind die Online-Lebensmittelhändler Flink und Picnic, an dem der Konzern Edeka beteiligt ist, in Bottrop aktiv.Lieferdienste bieten auch weitere stationäre Supermärkte in Bottrop an, wie zum Beispiel Spickermanns Bioladen (samt Online-Shop) oder der integrative Cap-Markt in Grafenwald. Dessen Betreiber, die Diakonie, sieht sich von den neuen Lieferdiensten nicht in Bedrängnis gebracht: „Aus Sicht unseres Cap-Marktes können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Auswirkungen feststellen“, sagt Sprecher Michael Horst.