Bottrop. Restaurants und Fitnesscenter können Selbsttests unter Aufsicht anbieten. Das sei keine Option – und die neue Verordnung ein „schwerer Schlag“.
Seit Donnerstag sind die Corona-Regelungen in einigen Freizeitbereichen verschärft, in anderen erleichtert worden. Das betrifft besonders die Bereiche Gastronomie und Fitness, bei denen jetzt auch ein Selbsttest unter Aufsicht akzeptiert werden darf. Aber wie praktikabel ist die Durchführung vor Ort in den betroffenen Betrieben?
Bottroper Gastronomin: „Neue Verordnung ist ein schwerer Schlag“
Für Tina Große-Wilde vom gleichnamigen Restaurant in Bottrop kommt die Selbsttestung nicht in Frage, es sei personell und organisatorisch nicht zu leisten, man habe den Betrieben, „wieder etwas aufs Auge gedrückt“. Die bisherigen Regelungen seien schon „sehr unglücklich“ gewesen, die neue Verordnung sei „ein schwerer Schlag“. Besonders für Betriebe, die stark von der Laufkundschaft leben, wie Cafés oder Gaststätten im Marktbereich, sei das ein „Desaster“, befürchtet die Vorsitzende des Hotel-und Gaststättenverbands (Dehoga) in Bottrop. Den Betrieben werde wieder viel zugemutet, dabei habe man schon genug personelle und organisatorische Probleme.
Tests seien eine hohe Hemmschwelle, Umfragen der Dehoga hätten bereits jetzt Umsatzeinbußen und große „Ängste“ bestätigt. Zwar zeigten die meisten Gäste Verständnis, aber manche Gastronomen bekämen schon den „Unmut“ der Gäste zu spüren. Die Ausnahmeregelung für geboosterte Gäste sei allerdings eine begrüßenswerte Erleichterung.
Booster-Bonus ist eine spürbare Erleichterung für Bottroper Gastronomen
Auch beim Restaurant Berger in Feldhausen ist man skeptisch gegenüber den Schnelltests. Geschäftsführer Stefan Bertelwick hält es für nicht durchführbar, wenn wie am Sonntag viele Gäste gleichzeitig zum Mittagessen eintreffen: „ Wir haben einfach keine Zeit dafür, wir haben schon genug damit zu tun, die Leute zu kontrollieren.“ Den „Booster-Bonus“ empfindet Bertelwick dagegen als spürbare Erleichterung. Für besondere Notfälle „um eine Feier nicht zu gefährden“ hält Bertelwick Tests bereit, als Beispiel nennt er den Bräutigam, der in der Aufregung seinen Test daheim vergessen hat.
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Auch im „Keglereck“ im Fuhlenbrock ist der Selbsttest vor Ort keine Option, weil weder Personal noch Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. „Ich kann doch nicht extra dafür jemanden einstellen, und wo sollte ich dies machen?“ fragt Inhaberin Irena Kus.
Bottroper Fitnessstudios: „Irgendwo hört es auf!“
In den Fitnessstudios hingegen ist die Reaktion unterschiedlich. Für Sebastian Bednarski von twobfit in Kirchhellen kommen die Selbsttests nicht in Frage, er hält den Aufwand für zu hoch, die Organisation sei schwierig. Neben zusätzlichem Personal müsse man getrennte Räume haben, in denen die Getesteten auf das Ergebnis warten. „Irgendwo hört es auf! Wir wissen ja auch noch nicht, wie lange die Regelung diesmal gilt. Für wenige Wochen lohnt sich der Aufwand nicht“, kritisiert Bednarski die ständig veränderten Verordnungen.
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Im Sportpark Stadtwald ist man froh über die vereinfachte Regelung für Geboosterte, die nun ohne Test kommen können. Das habe die Sache vereinfacht, stellt Geschäftsführer Rolf Winking fest: „Wir haben wieder mehr Kunden im Studio, der Aufwand war einigen Sportlern vorher zu viel, die Leute freuen sich, wieder unkompliziert etwas für ihre Gesundheit tun zu können.“
Die Schnelltests vor Ort seien maximal eine Option, wenn der Kundenwunsch groß werde. Bei starker Nachfrage sei vielleicht ein tägliches Zeitfenster eine mögliche, andiskutierte Lösung. Die Umsetzung sei problematisch, noch könne man dies organisatorisch nicht leisten, das Personal müsse geschult und Örtlichkeiten für die Wartezeit gefunden werden. „Im Winter ist draußen keine Alternative“, gibt Winking zu bedenken.
Selbsttests unter Aufsicht in Bottroper Hallenbädern möglich
Beim Studio „Body Steel“ bleibt Thomas Haucke bei „der alten, bewährten Methode“. Haucke hat bereits vorher schon Schnelltest gegen Kostenerstattung in „Notfällen“ zur Verfügung gestellt. Dies habe sich herumgesprochen in den letzten Wochen einige neue Kunden gebracht, die den Aufwand für Bürgertests scheuen und sich lieber unter seiner Aufsicht selbst testen.
Der Geschäftsführer der Sport- und Bäderbetriebe, Jürgen Heidtmann, nennt die Regelung diplomatisch eine flexible, bürgerfreundliche Lösung. In den Bädern wird ein persönlicher Schnelltest unter Aufsicht des geschulten Personals, das jetzt auch schon in den Foyers die Impfnachweise kontrolliert, möglich sein. Das soll allerdings nur eine Ausnahme sein. In den Sporthallen seien die jeweiligen Vereine in der Pflicht vor Ort entsprechend zu kontrollieren, die Methode sei den Vereinen überlassen.
Ausnahme für Booster
Überall im Freizeitbereich müssen auch geimpfte Besucher einen aktuellen negativen Schnelltest vorweisen (2G plus). Anstelle des Bürgertests kann auch ein Selbsttest unter Aufsicht des Personals durchgeführt werden. Ausgenommen sind dreifach Geimpfte, also Geboosterte.