Bottrop. Nicht nur in Kirchhellen auch in anderen Stadtteilen sollen weitere Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen werden. So sehen die Pläne aus.
Die Stadt muss weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge schaffen. Daran führt aus Sicht der Verwaltung kein Weg vorbei. Neben dem RAG-Standort Schacht 10 am Alten Postweg in Kirchhellen hat das Sozialamt zwei weitere Vorschläge, wo künftig Flüchtlinge leben können. Demnach plant die Verwaltung sowohl in der Boy als auch im Fuhlenbrock neue Flüchtlingsunterkünfte – wobei letztere nur übergangsweise genutzt werden kann.
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Wie brisant die Lage ist, zeigt womöglich der Blick auf die Turnhalle im Springfeld. Ursprünglich nur als Ausweichquartier geplant, das nicht belegt und nur in der Hinterhand gehalten werden sollte, sind dort aktuell von 64 Plätzen noch 18 frei. Verzögerungen bei der Fertigstellung der Containerdörfer – insbesondere in Kirchhellen – hätten die Belegung nötig gemacht, erläutert die designierte Sozialdezernentin und Leiterin des Sozialamtes, Karen Alexius-Eifert.
Erste Containerunterkunft in Bottrop-Kirchellen wird derzeit bezogen
Inzwischen ist die Unterkunft Am Tollstock bezugsfertig und auch an der Schubertstraße können wohl spätestens zu Wochenbeginn die ersten Flüchtlinge einziehen, an der Hans-Böckler-Straße seien die Container wohl in der ersten Juni-Woche bereit, so dass man die Halle nun leerziehen und wieder in den Standby versetzen werde, so die Sozialamtsleiterin.
Doch der Bedarf wächst eben weiter. Deshalb plant die Stadt nun an der Körnerschule in der Boy ein weiteres Containerdorf auf dem ehemaligen Sportplatz. Die Schule selbst wird bereits seit 2015 als Unterkunft genutzt. Dazu eigne sich der Standort aufgrund von Bodenbeschaffenheit, Anschlussmöglichkeiten für die Abwasserentsorgung oder auch der Stromversorgung. Daher schlägt die Verwaltung vor, dort eine Unterbringungsmöglichkeit zu schaffen – für maximal 80 Flüchtlinge.
Bis zum Jahresende könnte Franz Haniel übergangsweise helfen
Im Fuhlenbrock kommt die RAG wieder ins Spiel. Sie hat der Stadt ein Gebäude am Standort Franz Haniel an der Fernewaldstraße angeboten. Das ließe sich innerhalb weniger Wochen herrichten und böte Platz für bis zu 100 Menschen, erläutert Karen Alexius-Eifert. Allerdings steht es nur bis Jahresende zur Verfügung. Trotzdem könne es helfen, die Zeit zu überbrücken, bis der Standort Schacht 10 am Alten Postweg bezugsfertig ist.
Wie berichtet, plant die Stadt dort einen Unterkunft für bis zu 170 Personen. Allerdings muss das Gebäude zuvor hergerichtet werden, vor allem Vandalismusschäden müssen beseitigt werden. Hier rechnet die Stadt mit Bauzeiten von sechs bis acht Monaten. Währenddessen könnte der Standort im Fuhlenbrock Abhilfe schaffen.
Unterkunft in Bottrop-Batenbrock genügt eigentlich nicht den Anforderungen
Die Unterbringung am Standort Alter Postweg sei sicher ein Stück außerhalb, darüber ist sich die Verwaltung im Klaren. Deshalb gehe es auch darum, hier eine ÖPNV-Anbindung zu schaffen, darüber gebe es bereits Gespräche mit dem Verkehrsverbund. Aber auch einen Sicherheitsdienst werde dort wohl benötigt. Schon jetzt sei einer im Einsatz, um weiteren Vandalismus am Standort zu verhindern.
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Für fünf Jahre vermietet die RAG den Standort an die Stadt. Wie sich die Flüchtlingssituation dann darstellt, vermag niemand zu sagen. Doch die Stadt sieht die Möglichkeit, dann im Zweifel den Standort Albrecht-Dürer-Schule zugunsten von Schacht 10 aufzugeben, denn: Aufgrund der baulichen Situation entspreche der nicht dem Standard, der zu einer längerfristigen Unterbringung Geflüchteter notwendig ist, heißt es dazu in der Vorlage für den Sozialausschuss. Sollte der Flüchtlingsstrom also nachlassen, könnten die 84 Menschen, die derzeit in Batenbrock leben, nach Kirchhellen umziehen.
Sozialausschussvorsitzender: Wollen keine Zelte und Turnhallen als Unterkunft
Rechne man die jährliche Miete für ein Containerdorf – derzeit rund 360.000 Euro – dagegen, rentieren sich auf fünf Jahre auch Sanierung und Anmietung eines Teils der ehemaligen Schachtanlage, so die Verwaltung.
Denn dass neue Unterkünfte gebraucht werden, ist aus Sicht der Verwaltung unstrittig. Allein 570 Flüchtlinge aus der Ukraine und aus anderen Ländern würden der Stadt Bottrop in der nächsten Zeit zugewiesen, sagt die Sozialamtsleiterin. Diese Menschen seien bereits in NRW in Einrichtungen des Landes und gemäß dem gesetzlichen Verteilschlüssel muss Bottrop sie aufnehmen. Daher macht sie mit Blick auf die Vorschläge deutlich: „Das ist das, was wir jetzt planen. Ob es das letzte ist, wage ich zu bezweifeln.“
Viel Arbeit für Sozialamt und Immobilienwirtschaft
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sozialamt, in der Immobilienwirtschaft und in anderen Bereichen der Verwaltung bedeutet die Bewältigung und Planung der Flüchtlingsunterbringung eine gewaltige Mehrarbeit. Das fange schon an bei den Hausverwaltern an, die rund um die Uhr und auch am Wochenende im Einsatz seien, sagt Karen Alexius-Eifert. Gleiches gelte auch für die Sozialarbeiter, von denen man eigentlich mehr bräuchte. Derzeit behelfe man sich durch den Einsatz freier Träger wie Awo, Rotes Kreuz oder Johanniter. Hinzu kommt: Zum Juli tritt Karen Alexius-Eifert ihre Stelle als Sozialdezernentin an, dann braucht auch das Sozialamt eine neue Leitung. Die Stelle werde nun ausgeschrieben, doch sie gehe nicht davon aus, dass die Nachfolge bereits zum 30. Juni anfängt. Allerdings stimme sie sich schon jetzt in allen Fragen eng mit ihrem Stellvertreter Sascha Borowiak ab. Zudem falle das Sozialamt ja auch weiter in ihre Verantwortung als Dezernentin.
Am kommenden Dienstag befasst sich der Sozialausschuss mit dem Thema. Der Vorsitzende Matthias Buschfeld (SPD) geht davon aus, dass man dem Vorschlag folgen werde. „Wir sind uns einig, dass wir keine Zelte und Turnhallen als Unterkunft wollen, das sind jetzt die Möglichkeiten, die wir haben, um das zu verhindern.“ Er verweist zudem darauf, dass es auch zuletzt bei dem Thema parteiübergreifend ein großer Konsens geherrscht habe.“
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