Bottrop. Ein Bottroper Paar hat wegen einer fehlenden Urkunde zwei Jahre mit der Bürokratie gekämpft, um heiraten zu dürfen. Nun gab es sich das Ja-Wort.
Und plötzlich ging alles ganz schnell: Vergangene Woche erhielten Lara Hartmann und ihr Verlobter Sekou Bah den Anruf des Standesamtes: Sie dürfen heiraten. Am Mittwoch gaben sich die beiden das Ja-Wort im Bottroper Standesamt. Fast zwei Jahre lang hatten sie dafür gekämpft.
Vor vier Jahren lernte sich das junge Paar kennen, auf einem Festival. Damals war bei Lara Hartmann (29) gerade die Multiple Sklerose ausgebrochen, sie erblindete zwischenzeitlich. Im Juli 2020 machte Sekou (27) ihr einen Heiratsantrag, ein Jahr später im Juli sollte die Hochzeit stattfinden.
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Verhinderte Hochzeit in Bottrop: Suche nach der Geburtsurkunde
Doch das Standesamt erlaubt es nicht. Sekou Bah, geboren in Guinea, ist im Alter von elf Jahren nach Deutschland gekommen. Er absolvierte seinen Realschulabschluss, begann eine Ausbildung zum Asphaltbauer, machte seinen Meister im Straßenbau und arbeitet heute als Bauleiter. Was ihm allerdings fehlt, ist eine Original-Geburtsurkunde, die das Standesamt für die Hochzeit fordert.
Der 27-Jährige ist deutscher Staatsbürger. Für seine Einbürgerung hatte er seine Geburtsurkunde und eine beglaubigte Übersetzung vorgelegt. Die Original-Geburtsurkunde ist allerdings verloren gegangen – eine Kopie samt beglaubigter Übersetzung reicht dem Standesamt nicht aus. Es beginnt eine langwierige Suche nach Verwandten in Guinea – ohne Erfolg.
Fast zwei Jahre kämpft das Paar dafür, dass Sekou Bahs Schwester, die in Mülheim lebt, per eidesstattlicher Versicherung seine Geburt bezeugt. Lange lehnt das Standesamt dies aber ab, das sei der letzte Schritt, sagte Stadtsprecher Thorsten Albrecht im März.
Hochzeit und Hauskauf in Grafenwald an einem Tag
Nun aber hat die Stadt sich bewegt: Innerhalb von einer Woche haben Lara Hartmann und Sekou Bah erst den Termin zur eidesstattlichen Versicherung mit der Schwester, dann für die Hochzeit bekommen. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen war es der perfekte Tag. „Wir sind so glücklich und erleichtert“, sagt das Brautpaar sichtlich bewegt am Mittwochvormittag vor dem Standesamt. „Jetzt sind wir durch, Gott sei Dank.“
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Und der Tag ist für sie gleich doppelt besonders: Am selben Tag, als sich das Standesamt gemeldet hat, bekamen die beiden den Zuschlag für ein Haus in Grafenwald. Kurz nach der Hochzeit ging es weiter zum Notar – und dann zum Fest mit der Familie. Im Juli wollen Lara Hartmann und Sekou Bah noch einmal größer feiern, mit einer freien Trauung.