Kirchhellen. Die Idee klingt schräg, hat aber eine Menge Vorteile: Bottrop will in der RAG-Bergwerksdirektion am alten Postweg Flüchtlinge unterbringen.
Die Ruhrkohle AG (RAG) hat der Stadt die ehemaligen Bergwerksdirektion an Schacht 10 am Alten Postweg als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Das Sozialdezernat will dort bis zu 200 Flüchtlinge unterbringen und die „Notlösung“ der Dürer-Schule an der Glückaufstraße beenden. Vorher muss sie aber mit viel Aufwand sanieren. Das berichtete Sascha Borowiak, Abteilungsleiter im Sozialamt, den Kirchhellener Bezirksvertretern.
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Borowiak berichtete in der Sitzung der Bezirksvertretung auf SPD-Antrag über die Unterbringung von Flüchtlingen in Kirchhellen. In den Containern am Liboriweg in Feldhausen und in den Holzhäusern Auf der Bredde seien derzeit keine Plätze frei. Die Container will die Stadt bis 2024 nutzen oder in Reserve halten, die Holzhäuser bis 2026.
In den Saisonarbeiterhäusern am Schmücker Hof in Overhagen waren vorübergehend 23 ukrainische Flüchtlinge untergekommen, die vermutlich nächste Woche in den neuen Containern am Tollstock untergebracht werden. „Die Kapazität wird am Tollstock auf 80 Plätze ausgebaut“, berichtet Borowiak
„Es wird eng werden in den Bottroper Schulen“
Unter den 614 Ukraineflüchtlingen, die bisher in Bottrop angekommen sind, hat das Referat Migration 242 Schüler registriert, berichtet Referatsleiter Thomas Schwarzer. Die Stadt werde jetzt die Standorte abfahren, die Lernstände der Schüler erheben und sie Schulen zuweisen. „Es wird eng werden in den Schulen“, sagt dazu Dezernent Paul Ketzer. Er rechnet damit, dass die Klassengröße in Grundschulen auf 30 steigt.
Zusätzlich zu den bereits in Bottrop angekommenen Flüchtlingen werde die Stadt weitere 538 Menschen aufnehmen müssen, sagt Borowiak: „Diese Menschen sind schon in Einrichtungen in NRW angekommen und werden jetzt auf die Städte verteilt.“ Derzeit sei die Zahl der Flüchtlinge stabil.
Bottroper Verwaltung schnürt Maßnahmenpaket
Selbst wenn die Flüchtlingszahlen zurückgehen sollten, gehen der Stadt die Unterbringungsmöglichkeiten aus. Deshalb hat die Verwaltung ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt, dass sie der Öffentlichkeit am Donnerstag und dem Sozialausschuss nächste Woche vorstellen wird. Wenn die Sozialpolitiker grünes Licht geben, könnte eine neue zentrale Flüchtlingseinrichtung am Alten Postweg entstehen.
Ein Gebäude der ehemaligen RAG-Bergwerksdirektion am Schacht 10 hat die RAG der Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen in den nächsten fünf Jahren angeboten. Mindestens 150 Menschen könnten dort untergebracht werden, sagt Borowiak: „Grundsätzlich ist das Direktionsgebäude gut geeignet.“
Eine Million Euro für Sanierung und neue Buslinie
Zwei Probleme muss die Stadt allerdings bewältigen: Metalldiebe und Randalierer haben an dem Gebäude schwere Schäden angerichtet, Leitungen und Rohre herausgerissen. Das Pförtnerhäuschen an Schacht 10, das im Januar durch eine Sprengladung schwer beschädigt war, hat die RAG inzwischen abgerissen.
Die Sanierung des Gebäudes wird Zeit und Geld kosten, etwa acht Monate und bis zu eine Million Euro. Wenn dann die Flüchtlinge am Schacht 10 unterkommen, muss der neue Standort an den Nahverkehr angebunden werden. Deshalb gibt es schon Pläne, die Schul- und Taxibuslinie 269 ab 2023 von der Grafenmühle bis zum Schacht 10 zu verlängern.