Bochum. 2004 fängt Knud Rosenboom an seinem Berufskolleg in Bochum an – und ist nun aufgestiegen. Wo der 55-Jährige die Schule in zehn Jahren sieht.
„Ich habe nie an einer anderen Schule unterrichtet“, erzählt Knud Rosenboom. Der 55-Jährige leitet seit Dezember das Klaus-Steilmann-Berufskolleg in Wattenscheid. Dabei hat er sich damals einst gegen den Lehrerjob entschieden.
„Ich habe ganz normal BWL studiert“, erklärt Rosenboom. Und das, obwohl er früher schon gerne Lehrer werden wollte. Doch in der Studienberatung sagte man ihm damals, dass er so keinen Job bekomme. Nach dem Studium arbeitet Rosenboom bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. „Dann suchte das Land händeringend Lehrer“, erinnert er sich. Er wird Referendar am Klaus-Steilmann-Berufskolleg in Wattenscheid – und bleibt dort, bis heute.
Klaus-Steilmann-Berufskolleg in Bochum: 1700 Schülerinnen und Schüler, 85 Lehrkräfte
Nach dem Referendariat unterrichtet er Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftswissenschaften. Er wird Abteilungsleiter, 2020 dann stellvertretender Schulleiter. „Das war eine sehr anspruchsvolle Zeit, mitten in der Pandemie“, erinnert er sich. „Die Auswirkungen auf die Psyche unserer Jugendlichen sind groß. Wir beobachten Depressionen, Angst oder Zwangsstörungen“, sagt Rosenboom. Neben dem Unterrichten müssten Lehrkräfte immer mehr beraten, auch Sozialarbeiter und außerschulische Stellen helfen dabei.
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Rund 1700 Schülerinnen und Schüler besuchen das Klaus-Steilmann-Berufskolleg derzeit, als Berufsschüler, um ihr Fachabi zu machen oder in der Abendschule. Sie werden von etwa 85 Lehrkräften unterrichtet, hinzu kommen Referendarinnen und Referendare sowie Lehramtsstudierende. Beschult werden kaufmännischen Berufe wie Medizinische Fachangestellte, Rechtsanwalts- oder Notargehilfen.

Seit Dezember 2024 ist Rosenboom, der mit seiner Frau in Bochum lebt, offiziell neuer Schulleiter. „Eigentlich leite ich das Haus aber schon im 14. Monat alleine“, erzählt er. Als Stellvertreter übernahm er die Rolle kommissarisch, als sich sein Vorgänger entschied, in den Schuldienst nach Bolivien zu gehen. Derzeit gibt es keinen stellvertretenden Schulleiter am Klaus-Steilmann-Berufskolleg. Rosenboom hofft aber, dass die Stelle bis zum Sommer nachbesetzt ist, Bewerber gebe es.
Lehrkräftemangel und KI
Herausforderungen gebe es in den kommenden Jahren einige für den neuen Schulleiter. „Wir haben einen Lehrkräftemangel“, sagt er. Rosenboom setze zum Beispiel auf studentische Aushilfen, die er dauerhaft für sein Berufskolleg gewinnen möchte, genauso wie Referendare. Viel wert seien auch Seiteneinsteiger, die aus der Wirtschaft ins Lehramt wechseln.
Zudem müsse sich die Schule auf neue Ausbildungsberufe ausrichten, zum Beispiel im Bereich der IT, neuen Medien oder Nachhaltigkeit. „Wir müssen uns auf Bedarfe des Arbeitsmarktes einstellen“, sagt der Schulleiter. Immer häufiger komme auch das Thema KI auf. „Sie fließt in alle Fächer ein, im Mathe- genauso wie im Deutschunterricht“, sagt Rosenboom.
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Wo der neue Schulleiter das Klaus-Steilmann-Berufskolleg in zehn Jahren sieht
Wo er seine Schule in zehn Jahren sieht? „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir die Internationalisierung noch ausbauen“, erzählt er. Schon jetzt gebe es verschiedene Fahrten, nach Auschwitz, Texel oder zum Skifahren. Zudem habe das Klaus-Steilmann-Berufskolleg Partnerschulen in Schweden und Estland, bald vielleicht auch in Italien. „Das ist sehr ausbauenswert“, findet der neue Schulleiter. Auch weitere Kooperationen mit Unternehmen aus der Wirtschaft sollen hinzukommen und Schulsiegel gehalten werden.

Trotz aller verwalterischen Aufgaben, die der 55-Jährige als Schulleiter hat, betont er: „Ich werde auf jeden Fall weiter Unterricht geben, um nah an den Schülerinnen und Schülern zu bleiben.“ Das sei wichtig, auch um die Kolleginnen und Kollegen verstehen zu können. Und: „Es macht auch zu viel Spaß, als dass ich nur im Büro sitzen möchte.“
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Seine Entscheidung, damals Lehrer geworden zu sein, habe Rosenboom nie bereut – auch wenn er natürlich nicht weiß, welche Karriere er in der Wirtschaft hätte machen können. „Die Tage, an denen es keinen Spaß gemacht hat, kann ich an einer Hand abzählen“, erklärt er.