Bochum. Nach den schweren Corona-Jahren zeigt die Besucherkurve im Kunstmuseum Bochum steil nach oben. Woran das liegt – und was dieses Jahr geplant ist.
Einen erfreulichen Zuspruch beim Publikum meldet das Kunstmuseum Bochum: Rund 31.000 Besucherinnen und Besucher lösten im vergangenen Jahr ein Ticket für eine der Ausstellungen. Hinzu kommen zahlreiche Schülergruppen, die keinen Eintritt zahlen. „Nach den Corona-Jahren mit deutlichem Zuschauerrückgang ist dies eine schöne Entwicklung. Die Kurve zeigt wieder nach oben“, freut sich Direktorin Noor Mertens.
Nur drei große Ausstellungen sind in diesem Jahr geplant
Dennoch soll ihr Haus im neuen Jahr einen Gang zurückschalten. Nur drei (statt normalerweise vier) große Ausstellungen sind 2025 geplant, auch 2026 wird das so sein. Dies habe mehrere Gründe: „Zum einen sind die Projekte, die wir zeigen wollen, sehr aufwendig“, sagt Mertens. „Zum anderen benötigen wir die Zeit, um einige Prozesse hinter den Kulissen anzustoßen.“ So ist unter anderem der Aufbau einer neuen Webseite geplant, die eigene Sammlung muss weiter katalogisiert und inventarisiert werden: „Das kostet alles Zeit, die wir sonst nicht hätten.“

Die wenigen Ausstellungen würden aber nicht dazu führen, dass die Räume teilweise leer stehen: „Von den Umbaupausen einmal abgesehen, ist bei uns auf allen Etagen immer etwas zu sehen“, meint Noor Mertens. So verspricht der Blick ins neue Programm, das bei einer gut besuchten Jahresvorschau vorgestellt wurde, spannende Details. Worauf die Kunstfreunde sich freuen dürfen, verraten wir in einer Übersicht.
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Valentina Karga: Well beings. 29. März bis 31. August
Kuschelkissen dienen kleinen Kindern als Einschlafhilfe. Die griechische Künstlerin Valentina Karga wird die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss ab Ende März in eine große, heimelige Komfortzone verwandeln. Der Hintergrund ist ernst: „In Zeiten der Klimakrise verspüren viele Menschen eine Klima-Angst, also eine chronische Angst vor dem ökologischen Kollaps“, sagt die stellvertretende Direktorin Eva Busch. „Dies kann zu Wut, Verzweiflung und Schlafstörungen führen.“
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Mittlerweile gibt es eine riesige Auswahl an Anti-Stress-Produkten, die Abhilfe versprechen: von beschwerten Decken bis zu „Hug Pillows“ (Kuschelkissen). Den daraus entstandenen Markt nimmt Valentina Karga in ihrer Ausstellung aufs Korn: Ihre Skulpturen, die antiken Idolen nachempfunden sind, und Sitzlandschaften können von den Besuchern berührt und umarmt werden. „Das wird ein warmer Ort, dem man sich behutsam nähern kann“, verspricht Busch. Mit dramatischen Bildern der Klimakatastrophe spielt die Ausstellung nur am Rande.

Maya Deren und Stano Filko: 26. April bis 21. September
Die Werke des slowakischen Konzeptkünstlers Stano Filko (1937-2015) und der ukrainischen Tänzerin und Fotografin Maya Deren (1917-1961), einer Pionierin des Avantgarde-Films, stehen im Mittelpunkt einer reizvollen Doppelschau im ersten Obergeschoss. Hinter den Kulissen wurde mit der Ausstellung zuletzt heftig gerungen. Der Grund: Die Nationalgalerie in Bratislava, die dem Bochumer Museum viele Ausstellungsstücke von Stano Filko als Leihgaben zur Verfügung stellen wollte, musste die Zusammenarbeit vorerst einstellen.
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„Seit den politischen Umbrüchen in der Slowakei haben wir erhebliche Schwierigkeiten, an die Exponate heranzukommen“, sagt Noor Mertens. Beste Kontakte zu anderen Museen und Galerien in dem Land sollen nun Abhilfe verschaffen. „Das hat uns in den Planungen einige Wochen zurückgeworfen.“ Wenn die Ausstellung also am Freitag, 25. April, um 19 Uhr tatsächlich eröffnet wird, dürfte den Machern ein großer Stein vom Herzen fallen.

Inge Baecker: How we me(e)t, 8. November bis 31. Mai 2026
Die beeindruckende Kunstsammlung der Galeristin Inge Baecker, die in Bochum bestens bekannt ist, wird ab November sämtliche Ausstellungsräume im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss füllen. Baecker starb im Jahr 2021 während der Flutkatastrophe in ihrem Haus in Bad Münstereifel. Dem Kunstmuseum, dem sie zuvor über viele Jahre verbunden war, vermachte sie einen großen Teil ihrer enormen Sammlung, darunter zahlreiche Werke der Fluxus-Ära. Ab 1970 leitete Baecker eine Galerie für Avantgarde-Kunst in Bochum, legendär sind ihre „Kunstwochen“ zwischen 1972 und 1979 im Ruhrpark. Begleitend zur großen Ausstellung mit Werken aus ihrem Nachlass melden sich junge Künstler zu Wort.
Umfrage zum Museumsbesuch
Wie sieht eigentlich der typische Museumsbesucher aus? Im Rahmen einer Umfrage, an der bislang knapp 400 Menschen teilnahmen, ermittelt das Kunstmuseum interessante Daten. Demnach liegt das Durchschnittsalter bei 43,3 Jahren, die Mehrheit der Besucher ist weiblich.
Gelobt wird in der Umfrage vor allem die Freundlichkeit des Personals sowie der Mitarbeiter der Kunstvermittlung. Bei der Verständlichkeit der begleitenden Texte zu den Ausstellungen ist hingegen noch Luft nach oben. Die Umfrage läuft in diesem Jahr weiter, daran teilnehmen kann jeder vor Ort im Museum.