Bochum. Bochums Karnevalsvereine haben sich bereits eingedeckt mit dem, was sie bei den Karnevalszügen werfen. Was sie verteilen und was das kostet.
„Wir haben schon alles da, in Kartons gelagert in unserem Vereinsheim“, sagt Dirk Schmieder und zählt auf: kleine Tüten mit Gummibärchen, Popcorn, klassische Kamelle, 200 Stofftiere, kleine Wundertüten. „Da wissen wir selbst noch nicht, was drin ist“, so der Erste Vorsitzende der Ruhrlandbühne. Bei dem Karnevalsverein laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, so wie auch bei vielen anderen in Bochum.
So viel geben die Vereine in Bochum und Wattenscheid für Kamelle aus
Etwa 1000 Euro gebe der Verein für das aus, was er vom Wagen wirft. Im Großhandel kaufen die Ehrenamtler ein, achten dabei auf Angebote. Denn: „Alles wird teurer“, erklärt Schmieder. So auch der Wagenbau, für den die Vorschriften über die Jahre strenger geworden seien. „Bis man das erste Helau geschrien hat, hat man schon mehrere Tausend Euro ausgegeben“, so der Vereinsvorsitzende mit Blick auf den Rosenmontagszug, an dem sich in Linden auch in diesem Jahr mehr als 30 Fußgruppen und Wagen beteiligen. Schmieder betont: „Wir machen das gerne, sind mit Herzblut dabei.“

500 bis 600 Euro zahlen die Karnevalsfreunde Hattingen/Bochum 2015 für Kamelle. Etwa 50 Prozent der Artikel seien Markenartikel von Haribo, der Rest No-Name-Produkte. Geworfen werden die Süßigkeiten von der Fußtruppe, die von einem Auto begleitet wird. „Nur von den Jahresbeiträgen lässt sich die Summe nicht stemmen“, erklärt Geschäftsführer Daniel Komorowski. Finanziert werde die Kamelle durch die Einnahmen der Sitzungen in den Wochen vor Rosenmontag.
Gleich zwei Umzüge in Wattenscheid 2025: Vereine bestellten schon im Dezember Kamelle
In Wattenscheid gibt es 2025 gleich zwei Umzüge. Am Sonntag startet der große Umzug in Günnigfeld, der in Richtung Innenstadt zieht. Einen Tag später ist dann der Umzug der Gänsereiter.
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„Jedes Fahrzeug mit Personen darauf kostet so 4000 bis 6000 Euro“, erklärt Rüdiger Preußner, Präsident des Festausschusses Wattenscheider Karneval e. V. 30 Festwagen gebe es in diesem Jahr beim großen Umzug in Wattenscheid.
Schon Anfang Dezember hat die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiss Günnigfeld Kamelle bestellt, Liefertermin ist einen Tag vor Weiberfastnacht. Gummibärchen, Lakritz, Waffeln, Duplo, Hanuta, all das wollen die Vereinsmitglieder vom Wagen werfen – einzeln abgepackt. „Wir geben dafür im Schnitt 5000 bis 6000 Euro aus“, erzählt Angela Stecher, erste Kassiererin. 23 Personen fahren auf dem Wagen der Karnevalsgesellschaft mit. „Das finanzieren wir alles privat, da kommt vom Verein nichts, das können wir uns als kleiner Verein nicht erlauben“, erklärt sie.

Beim Karnevalsumzug sind die Süßigkeiten immer schnell weg
Doch das sei die Sache wert, auch wenn die Süßigkeiten immer schnell weg sind. „Am schönsten sind die leuchtenden Kinderaugen“, so Stecher. Das bestätigen im Gespräch auch die Vertreter anderer Vereine.
Nicht mehr geworfen werden übrigens die einfachen, einzelnen Bonbons. „Die hebt keiner mehr auf“, erklärt Bernd Blatt, erster Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft „Die letzten Watermänner“. 4200 Euro gibt der Verein für Kamelle aus. „Das zahlen wir aus eigener Tasche. Wir kaufen in Großmengen und nutzen Angebote, mit dem Restrisiko, dass das Konzept nicht fruchtet“, erklärt er.
„„Am schönsten sind die leuchtenden Kinderaugen““
Nach den Umzügen schauen die Vereine schon bald nach den nächsten Angeboten
Viele der Wattenscheider Karnevalsvereine nehmen in diesem Jahr wieder an zwei Umzügen teil, sonntags und montags. „Es wird an beiden Tagen Kamelle geworfen“, erzählt Sascha Peters, Vorsitzender der Gänsereiter in Sevinghausen. Das Königspaar wirft dann Kamelle oder Weingummi vom Wagen, die Kosten trägt es selbst. „Das sind 2000 Euro, wenn nicht sogar noch mehr“, gibt Peters einen Einblick.
„Wir werfen überwiegend die kleinen Einzeltüten von Haribo, quer gemischt“, erzählt Andreas Gomolluch, erster Vorsitzender der Günnigfelder Karnevalsgesellschaft (Gükage). „Es sind mehrere Tausend.“ Die Kosten für beide Umzüge würden 6000 bis 7000 Euro kosten, ein Großteil davon entfalle auf die Kamelle, die von zwei Wagen geworfen werden. Nach dem Umzug sei dann schon wieder vor dem nächsten: Im Spätsommer sondiere man bereits wieder den Markt. „Wir geben nicht gedankenlos Geld aus, sondern schauen zum Beispiel auf die Sonderflyer einschlägiger Firmen“, sagt Gomolluch.
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Wie viel das Wurfmaterial kostet, ist vielen am Streckenrand nicht klar
Man sei bemüht, Traditionen und Brauchtum aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig sei die Teilnahme am Umzug aber ein erheblicher Kostenpunkt. „Jeder, der auf dem Wagen mitfährt, gibt seinen Anteil dazu“, so der Vorsitzende.
Das solle auch so sein. Nicht hören könne er aber, wenn Besucherinnen und Besucher fordern, dass doch noch mehr geworfen wird. „Manche stehen vor dem Wagen und denken, das fällt vom Himmel“, so Gomolloch. Wie viel Geld die Vereine beziehungsweise ihre Mitglieder ausgeben, sei vielen nicht klar.