Hattingen. Neun Jahre alt ist der Verein der Karnevalsfreunde Hattingen. Hier feiern nicht Behinderte und Menschen mit Handicap zusammen - auf hohem Niveau.
Neun Jahre ist es her, da wurde ein weiterer Karnevalsverein gegründet, der dritte im kleinen Hattingen. Warum es sinnvoll war, einen weiteren närrischen Verein - die Karnevalsfreunde - zu gründen, erklärt Geschäftsführer Daniel Komorowski.
Abspaltung eines Bochumer Karnevalsvereins
„Wir waren eine kleine Gruppe begeisterter Närrinnen und Narren, die aus einem Bochumer Karnevalsverein ausgetreten sind. Unter anderem passten die Probentermine nicht mehr“, erläutert er. Der kleine Freundeskreis habe sich dann in der Gaststätte „Pferdestall“ getroffen. Hier sei die Idee von der Gründung eines neuen Karnevalsvereins entstanden, erläutert Komorowski, und weil hier auch Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen dabei waren, war die Idee eines inklusiven Karnevalsvereins nicht weit. Die Vereinsgründung wurde beschlossen und realisiert. „Wir sind einige Jahre belächelt und nicht ernst genommen worden“, erläutert der Kenner der Narrenszene.
80 Prozent haben eine Behinderung
Das sei inzwischen anders: „Heute sind 80 Prozent unserer Mitglieder in irgendeiner Form behindert, haben körperliche, geistige oder psychische Einschränkungen. Ein Teil unserer Mitglieder wird durch die Lebenshilfe betreut“, sagt der Geschäftsführer und ist stolz auf die bunte Truppe, für die es jetzt auf den karnevalistischen Höhepunkt des Jahres zugeht. Drei Sitzungen im Holschentorhaus, zwei in Wattenscheid und viele ehrenamtliche Karnevalssitzungen in Senioreneinrichtungen stehen der inklusiv-närrischen Truppe jetzt bevor. Den Auftakt machte jetzt die Premiere im Holschentorhaus.
Traditioneller Aufmarsch
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Veranstaltungsraum in der ehemaligen Schule. Den ganzen Tag über hatten die Mitglieder Wimpel-Girlanden, Luftschlangen, riesige Trauben von Luftballons und hübsche Tischdekoration arrangiert, damit die 4. Sitzung der Karnevalsfreunde Hattingen-Bochum stilecht über die Bühne gehen konnte. Im Publikum ließen sich Mönche mit Tonsur, paillettenfunkelnden Hüten, lustige Nudel-Kostüme und wippende Glitzerfühler ausmachen, und Präsident Dirk Komorowski ließ sich in einem traditionellen Aufmarsch gerne in gruseliger Maskerade vorführen, bevor er unter seine türkis-funkelnde Präsidentenkappe schlüpfte und in klassischem Türkis-Schwarz die Närrinnen und Narren begrüßte.
Auszeichnung mit dem Bürgerpreis
Auch der stellvertretende Bürgermeister Rainer Sommer war zur Narrensitzung gekommen – nicht in erster Linie als Vertreter der Verwaltung, sondern als Mitglied: „Ich bin vor zwei Jahren in den Verein eingetreten. Karneval ist ihre Leidenschaft“, kommentierte er das Engagement der engagierten Organisatoren und Akteure. Der ehrenamtliche Einsatz der Karnevalisten, die auch ein Nachbarschaftsfest und das großartige Hattinger Musikfest organisieren, sei zurecht mit einer Bürgerpreis-Auszeichnung honoriert worden, erläutert Rainer Sommer.
Jecke Gäste sind begeistert
Zwar werde immer eine Anerkennung des ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements gefordert, häufig passiere aber nichts, begründet er die Auszeichnung für die Karnevalsfreunde. „Alles unter einer Kappe“ – unter diesem Slogan fanden zahlreiche Angriffe auf die Lachmuskulatur statt, und die Gäste honorierten die Darbietungen mit Jubelrufen und tosendem Applaus, klatschten ohnehin zu den starken Rhythmen des Fanfarencorps.
Ein rundes karnevalistisches Programm
Das intonierte – nur durch einen Blick, ein kaum merkliches Nicken von Daniel Komorowski - beliebte Karnevalslieder und Partyhits mit donnernden Paukenschlägen, rasselndem Trommelwirbel, Horn, Trompeten und klirrendem Schellenkranz. Vor der gelb-türkisfarbenen Standarte präsentierten sich die Mitglieder des Fanfarencorps in paillettenbesetzten samtenen Brokatuniformen und boten den musikalischen Rahmen für Reden, Tanzmariechen, Kölsche Tön, Comedy und Travestie.
Verein hat inzwischen 60 Mitglieder
60 Mitglieder hat der Hattinger Karnevalsverein inzwischen, die in neun Gruppen aktiv sind. Musikanten, Büttenredner, Sänger machen fünf Stunden Programm, das sie selbst gestaltet haben. Darüber hinaus organisieren sie für die Nachbarschaft ein Oster-Feuerschalen-Fest und das Hattinger Musikfest im Stadtgarten.