Bochum. Ein 40-jähriger Bochumer hatte haufenweise geschützte, teils hochgiftige Tiere bei sich zu Hause. Wie es weitergeht und welche Strafe ihm droht.
- Ein Bochumer hielt 26 exotische, geschützte Reptilien in seiner Wohnung.
- Zollfahnder stellten die Tiere sicher, darunter allein 20 hochgiftige Schlangen.
- Einige der Exoten sind nun im Tierpark Bochum untergebracht. Wie es nun weitergeht.
Weil er haufenweise geschützte, hochgiftige Exoten illegal in seiner Wohnung gehalten haben soll, ist ein Bochumer ins Visier von Zollfahndern und Staatsanwaltschaft gerückt. Wie die Ermittler am 7. Februar bekanntgaben, wurden dem 40-Jährigen am 30. Januar insgesamt 26 Tiere abgenommen.
Seit August vergangenen Jahres ermittelt das Zollfahndungsamt Essen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bochum „wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Gifttiergesetz“ gegen den Mann. Konkret: Der Beschuldigte soll „artgeschützte und giftige Schlangen, Frösche und Echsen ohne die entsprechenden Genehmigungen eingeführt, verkauft und gehalten“ haben. Wie sie auf den Bochumer aufmerksam wurden, wollen die Ermittler aus taktischen Gründen nicht sagen.

Bochumer hatte 26 Tiere in seiner Ein-Zimmer-Wohnung
Als die Zollfahnder in Begleitung von Reptilienexperten vor wenigen Tagen die Wohnung des 40-Jährigen in Bochum-Mitte durchsuchten, fanden sie in dem Ein-Zimmer-Apartment allein 20 hochgiftige Schlangen vor, darunter Puffottern, Terciopelo-Lanzenottern, Grubenottern und eine Grüne Bambusotter. „Weiter wurden zwei artgeschützte Baumsteigerfrösche und drei Hundskopfboas gefunden, sowie ein Gecko“, heißt es im Einsatzbericht.

„Eine fragwürdige Sammelleidenschaft auf Kosten des Wohles der Tiere und unserer gefährdeten Tierwelt“, fasst Heike Sennewald, Sprecherin des Zollfahndungsamtes Essen, zusammen.
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Reptilien-Experten nahmen Tiere aus Bochumer Wohnung mit
Der 40-jährige Bochumer konnte den Ermittlern zufolge weder entsprechende legale Herkunfts- und Einfuhrnachweise vorlegen, noch hätte er die Giftschlangen nach dem Gifttiergesetz überhaupt anschaffen, bzw. halten dürfen. Damit nicht genug: Wie er die 26 Tiere in seiner Wohnung hielt, sei komplett tierschutzwidrig gewesen.

Unterstützt von Profis einer Reptilienauffangstation, beschlagnahmten die Zollfahnder daher alle 26 Exoten. Die Reptilien-Experten hätten den Transport und weitere Unterbringung übernommen. Wohin die sichergestellten Tiere gebracht wurden, teilten die Ermittler nicht mit, „aus Sicherheitsgründen“, wie es hieß.
Drei Schlangen, sechs Frösche und ein Gecko sind im Bochumer Tierpark
Inzwischen ist aber bekannt: Einige der Tiere sind vorübergehend im Tierpark Bochum untergekommen. Der Zoo habe sechs gestreifte Blattsteigerfrösche, drei Gartenboas und ein Jungferngecko aufgenommen, bestätigte Dunja Berens, Sprecherin des Tierparks und Fossilium Bochum. Alle Tiere seien aktuell in Quarantäne, teilte sie mit. Sie sind also nicht für die Besucher zu sehen.
Es gehe ihnen aber gut. „Die Tiere sind alle in einem gesundheitlich guten Zustand“, so Berens. „Zunächst warten wir die Quarantäne ab und planen dann weitere Schritte.“ In einem WDR-Beitrag hieß es vor wenigen Tagen, dass die Exoten nicht dauerhaft im Tierpark bleiben sollen, aber voraussichtlich zumindest so lange, wie das Verfahren gegen den 40-jährigen Halter dauert.
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Veterinäramt der Stadt sprach ein Tierhaltungsverbot gegen den Bochumer aus
Gegen ihn sprach das Veterinäramt der Stadt Bochum ein generelles Tierhaltungsverbot aus. Die Ermittlungen gegen den Mann dauern an. Ob die Vorwürfe in einer Anklage münden, sei noch nicht zu sagen, so die Staatsanwaltschaft. „So weit sind wir noch nicht“, teilte Oberstaatsanwalt Paul Jansen auf Anfrage dieser Redaktion mit.
Der Verstoß gegen das „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor sehr giftigen Tieren“, kurz: Gifttiergesetz, ist ein Straftatbestand. Der Strafrahmen reicht nach Angaben von Jansen von einer Geldstrafe bis hin zu einer Freiheitstrafe von bis zu zwei Jahren.
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Gifttiergesetz in NRW gilt seit 2021
Seit 1. Januar 2021 gilt in NRW das Gifttiergesetz, das die private Haltung von gefährlichen Tieren regulieren und reduzieren soll. „Durch Vorlage einer umfassenden Versicherung müssen Gifttierhalterinnen und Gifttierhalter belegen, dass sie für etwaige Schäden aufkommen können“, heißt es auf der Seite der Landesregierung. Die Neuanschaffung von Gifttieren für private Zwecke ist unter Strafandrohung verboten. Nur wer zuvor schon solche Tiere hielt, darf den Bestand – unter bestimmten Voraussetzungen – behalten.
Das Gesetz war auch Folge eines aufsehenerregenden Falls in Herne im Sommer 2019: Damals war eine giftige Monokelkobra aus einer Wohnung entwischt; tagelang wurde mit hohem Aufwand nach dem Tier gesucht, Dutzende Anwohner mussten aus Sicherheitsgründen ihr Zuhause verlassen. Die Stadt blieb auf den Kosten der Suchaktion sitzen.