Herne. Nach der entflohenen Kobra-Schlange in Herne wird auch am Mittwoch noch gesucht. Die Stadt Herne bekommt bei der Suche externe Unterstützung.
Von der Kobra, die am Sonntag aus einer Wohnung an der Bruchstraße in Herne-Holthausen ausgebüxt war, gibt es weiterhin keine Spur. Am Dienstag gab es in dem Fall eine neue Wendung: Die Stadt hat dem Besitzer der Schlangen bis auf Weiteres die Haltung der Tiere untersagt. Und: Eine Schlangenhaut, die im Keller sichergestellt worden ist, könnte neue Erkenntnisse bringen. Auch am Mittwoch geht die Suche nach dem giftigen Tier weiter
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30 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen
Zur Erinnerung: Eine Frau hatte die Schlange am Sonntag in einem Mietshaus an der Bruchstraße in der Nähe der Einmündung Im Ostenfeld im Treppenhaus entdeckt. Nachdem sie den Notruf gewählt hatte, rückten Einsatzkräfte aus, darunter zwei Schlangenexperten. Feuerwehr und Notarzt bezogen bis in die Abendstunden vor den betroffenen Häusern Position. Doch die Suche blieb am Sonntagabend erfolglos. „Wir werden im Laufe des Nachmittags die Häuser begehen und nach Spuren suchen und intensive Gespräche mit dem mutmaßlichen Besitzer führen“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken.
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Nach dem Verschwinden der Schlange wurden vier Häuser deshalb evakuiert. Etwa 30 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen. Wer nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen konnte, wurde in Notunterkunft an der Buschkampstraße untergebracht. Die Evakuierung von gleich vier Gebäuden ist laut Stadt notwendig, weil die Häuser im Keller miteinander verbunden sind.
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Mieter bestreitet, dass die Schlange aus seinem Besitz stammt
Exoten auf der Flucht: Diese Fälle sorgten für Aufsehen
Diese Fälle ausgebüxter Tiere haben in diesem Jahr bereits für Schlagzeilen gesorgt:
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Bei der Schlange handelt es sich nach Angaben des Schlangenexperten Roland Byner (55) um eine Monokelkobra (Naja kaouthia) mit einer geschätzten Länge von 1,40 bis 1,60 Meter. Sie sei hochgiftig. Bei einem Biss bestehe Lebensgefahr, sagte der behördliche Fachberater aus Bochum. Für den Fall der Fälle stehe aber das entsprechende Gegengift zur Verfügung und könne kurzfristig bereitgestellt werden, so Hüsken. Die Feuerwehr habe am Abend die Schlösser in den drei Häusern ausgetauscht, damit kein Unbefugter hinein könne.
Die Schlange hat nach Angaben der Stadt mit 20 weiteren giftigen Tieren in der Wohnung gelebt. Der Besitzer habe dafür eine Erlaubnis. Regelmäßig sei die artgerechte Haltung kontrolliert worden: „Beim letzten Besuch war alles in Ordnung.“ Doch am Montag untersagte die Stadt dem Mann bis auf Weiteres die Haltung von Schlangen. Nach Angaben der Stadt wurden die Tiere sichergestellt und abtransportiert. Der Mieter der Wohnung habe jedoch bestritten, dass die Schlange, die im Haus gesehen worden ist, aus seinem Besitz stammt. Deshalb blieben auch die Sicherheitsmaßnahmen bestehen. Heißt: erhöhte Vorsicht im Radius von 500 Metern um die Häuser. Und: Man solle die Schlange auf keinen Fall anfassen.
Mehl soll zur Schlange führen
Wie und warum das Tier entkommen konnte, sei noch nicht bekannt. Völlig unklar sei auch, ob sich die Schlange überhaupt noch im Haus aufhält. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich in dem ländlich geprägten Stadtteil ein großes Maisfeld. Doch bei der Suche nach der Schlange machten die Experten einen Fund, der möglicherweise neue Erkenntnisse bringt. Im Keller des Hauses stellten sie eine Schlangenhaut sicher. Die Experten wollen anhand von Fotos der gesichteten Schlange und der Haut abgleichen, ob es sich bei der am Sonntag im Hausflur „gesichteten Schlange nicht doch mit hoher Wahrscheinlichkeit um eines der rund 20 sichergestellten Tiere handelt“.
Körperlänge von durchschnittlich 1,50 Metern
Kobras sind Giftnattern, die in zahlreichen Arten ursprünglich in weiten Teilen Afrikas und Asiens zu Hause sind. Sie erreichen eine Körperlänge von durchschnittlich 1,50 Metern, einige Arten können bis zu 2,30 Meter lang werden, heißt es. Die Tiere verstecken sich häufig, etwa in Bauten von Nagern oder hohlen Bäumen. Sie sind tagaktiv. Kobras ernähren sich von kleinen Säugetieren, Vögeln, anderen Schlangen, Eidechsen und Amphibien. Durch einen Biss wird normalerweise die Beute getötet.
Bei Bedrohung versuchen die meisten Kobra-Arten zu fliehen, heißt es. Sei dies nicht möglich, könnten sie angreifen – durch plötzliches Zustoßen. Gelange das Gift in Augen, können Schädigungen bis hin zu einer Erblindung auftreten.
Bereits am Sonntag hatten Einsatzkräfte in der Wohnung und im Hausflur Mehl verstreut, um Spuren des Tieres zu sehen, falls es sich dort noch aufhält. Außerdem wurden viele Rollen Klebestreifen herbeigeschafft und ebenfalls ausgelegt – in der Hoffnung, dass die Schlange daran kleben bleibt. Für den Fall, dass das Tier gesichtet wird, stehen neben der Haustür Greifzangen und eine Kiste für den Abtransport bereit.
Nachbarn haben ein mulmiges Gefühl
Nachbarn des Schlangen-Besitzers standen noch am Abend auf der Straße, um die Arbeit der Einsatzkräfte zu verfolgen – im sicheren Abstand. „Dass er Schlangen hat, wusste ich, aber nicht, dass es giftige sind“, sagt ein Nachbar aus dem selben Haus. Er habe ein mulmiges Gefühl: „Wenn die einen beißt, ist Ende im Gelände.“
Nachbar will zurück in sein Zuhause
Am Montagmorgen kommt ein Nachbar - in der Hoffnung, in seine Wohnung zurückkehren zu können. Vergeblich. Genervt setzt er sich vor die Eingangstür. Er macht keinen Hehl daraus, dass er sich über den Nachbarn ärgert. Wenn der wenigstens ungiftige Schlangen halten würde, wäre das ja noch in Ordnung, „aber giftige, das ist echt assi“. Er habe Kleidung für zwei Tage zu seinen Eltern mitnehmen können, doch er fürchtet, dass die ganze Sache noch deutlich länger dauern wird.
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In der Tat ist völlig unklar, wie lange der Einsatz dauert. Ebenso unklar sei, wer für die Kosten des gesamten Einsatzes aufkommt und ob die Stadt Herne dem Schlangenbesitzer eine Rechnung schicken werde. Dazu sei es noch zu früh.
Im Jahr 2010 war in Mülheim eine Kobra ausgerissen. Die Stadt Mülheim hatte dem Besitzer für den tagelangen Einsatz der Feuerwehr mehr als 21.000 Euro in Rechnung gestellt. 2014 unternahm die damalige NRW-Landesregierung einen Anlauf, um das Halten giftiger oder gefährlicher Tiere in Privatwohnungen zu verbieten. Allerdings wurde das Vorhaben nicht umgesetzt.
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