Bochum. Alanna Ebigbo ist neuer Klinikdirektor der Inneren Medizin im St. Josef. Sein Spezialgebiet ist besonders, wird die Medizin nachhaltig verändern.

Abschied und Neuanfang im St.-Josef-Hospital: Privatdozent (PD) Alanna Ebigbo hat die Leitung der Universitätsklinik für Innere Medizin von Prof. Wolfgang E. Schmidt übernommen. Der 46-Jährige ist Internist und Gastroenterologe, Spezialist auf dem Gebiet der Endoskopie – und Experte für Künstliche Intelligenz in seinem Fachbereich. Anfang Februar ist er von der Uniklinik Augsburg nach Bochum gewechselt, und es ist vermutlich nicht übertrieben, wenn man sagt: Der Mann hat ein gutes Stück Zukunft im Gepäck.

Seine Prognose: Nicht sofort, aber „sehr schnell“ werde Künstliche Intelligenz die Diagnostik und Therapie „signifikant beeinflussen“. Vor allem für die Früherkennung biete sie ein riesiges Potenzial.

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Um das zu veranschaulichen, zeigt er Aufnahmen, die bei einer Endoskopie aufgenommen wurden. Der Bildschirm wird gefüllt von einem rosafarbenen Ring, zu erkennen sind wabernde Bewegungen, ganz viel Schleimhaut. „Das ist eine Speiseröhre von Innen“, erklärt der Mediziner. An drei Stellen blendet er kreisförmige Markierungen ein. „Raten Sie doch mal“, sagt Ebigbo: „An welchem der drei Bereiche sehen wir eine Vorstufe zu Krebs?“

Chefarztwechsel im St.-Josefs-Hospital in Bochum: PD Dr. Alanna Ebigbo ist seit 1.2.2025 neuer Klinikdirektor der Inneren Medizin.
PD Alanna Ebigbo ist neuer Klinikdirektor der Inneren Medizin im St.-Josef-Hospital. Sein Spezialgebiet: Künstliche Intelligenz in der Medizin. Die Abbildung auf dem Monitor zeigt eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre, bei der KI schon jetzt enorm helfen kann. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Früh erkannt, können Erkrankungen gut behandelt werden

Der Laie kann tatsächlich nur raten, Unterschiede sind kaum erkennbar. Selbst der Fachmann müsse ganz, ganz genau hinschauen und könne nur mit viel Erfahrung die Zellveränderung entdecken, erklärt der 46-Jährige. „Ich bin menschlich“, sagt Ebigbo. Menschen seien manchmal müde, manchmal abgelenkt. „Die Detektionsrate des Menschen wird nie bei 100 Prozent liegen.“ Zusammen mit dem Computer aber könne man die Trefferquote erhöhen. Gefüttert mit Daten, kann KI bei der Entscheidung helfen, was harmlos und was potenziell bösartig ist.

Er hat mit seinen Kollegen in Augsburg konkret zur Echtzeit-KI-Unterstützung bei der Früherkennung einer Vorstufe von Speiseröhrenkrebs („Barrett-Ösophagus“) geforscht. „Wenn man das früh entdeckt“, sagt Ebigbo, „kann man das gut behandeln.“ Und unter Umständen sogar endoskopisch entfernen. „Vor 20 Jahren musste man die gesamte Speiseröhre entnehmen.“

Inzwischen können die Experten mit winzig kleinen Messern – anderthalb bis vier Millimeter lang – im Inneren gezielt das veränderte Gewebe abtragen. Auch dabei kann die KI helfen, indem sie dem Arzt live auf dem Bildschirm anzeigt, in welche Gewebeschichten er nicht schneiden soll. „Das sind Methoden, mit denen wir den Patienten große Eingriffe ersparen können.“

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Künstliche Intelligenz braucht auch den Menschen

Entscheidend werde sein, sagt Ebigbo, „wie wir KI nutzen“. Er erinnert daran, dass früher auf der Fahrt in den Urlaub die Landkarte im Auto nicht fehlen durfte – heute navigieren die meisten Menschen selbstverständlich mit Google Maps durch die Welt. Schaltet man dabei den Kopf aus? Folgt man blind jeder Empfehlung, auch entgegen eigener Erfahrung? Am Ende gehe es um die Interaktion mit der Maschine.

KI werde den menschlichen Verstand nicht ersetzen, betont Ebigbo. „Aber der Arzt, der gelernt hat, sie zu nutzen, wird besser sein als einer, der das nicht gelernt hat.“ Er sagt voraus: „Wer jetzt Medizin studiert, wird viele Dinge nur noch mit KI machen.“ Aber: „KI macht die Endoskopie nicht.“ Im Gegenteil: „KI braucht jemanden, der gut endoskopiert, der gute Bild- und Musterinformationen liefert.“

„KI wird den menschlichen Verstand nicht ersetzen. Aber der Arzt, der gelernt hat, sie zu nutzen, wird besser sein als einer, der das nicht gelernt hat.“

PD Alanna Ebigbo
Neuer Klinikdirektor der Inneren Medizin im Universitätsklinikum St.-Josef-Hospital

Personalie sei ein „enorm großer Gewinn“ für die Klinik und für Bochum

Die Personalie sei ein „enorm großer Gewinn“, sagt Prof. Christoph Hanefeld, der medizinische Geschäftsführer des Katholischen Klinikums. Und zwar nicht nur fürs eigene Haus, sondern auch für die Ruhr-Universität und für die Stadt. „Wir haben als Universitätsklinikum den Anspruch, die Zukunft mitzugestalten“, so Hanefeld.

Er sei „sehr froh“ darüber, dass mit Alanna Ebigbo „einer der in Europa führenden Experten“ auf seinem Gebiet nach Bochum gekommen sei. Was Ebigbo im Bereich der Gastroenterologie und Endoskopie mache, „das können in Deutschland nur sehr, sehr wenige auf diesem Niveau“.

Prof. Christoph Hanefeld

„Das können in Deutschland nur sehr, sehr wenige auf seinem Niveau.“

Prof. Christoph Hanefeld, medizinischer Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum
freut sich über den hochkarätigen Neuzugang

Zur Person

Geboren und aufgewachsen ist Alanna Ebigbo in Nigeria. Nach der Schule kam er zum Studium nach Deutschland. Er studierte Medizin in Würzburg. „Eigentlich wollte ich Kinderarzt werden“, erzählt er. Das praktische Jahr absolvierte er auch noch in der Kinderheilkunde, wechselte dann jedoch in die Innere Medizin. Über die Facharztausbildung zum Internisten kam er zur Gastroenterologie und zur Endoskopie. „Das Handwerkliche daran hat mich sehr gereizt“, erzählt der Mediziner.

In Bochum sehe er die Möglichkeit, seine Lehre, Forschung und die klinische Arbeit fortzusetzen und sich dabei weiterzuentwickeln. Alanna Ebigbo übernimmt die planmäßige Professur für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie an der RUB. Dann wird er vom Privatdozenten (PD) zum Professor (Prof.) Alanna Ebigbo.

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